Essen/Genf.. Ganz ehrlich: Der neue A3 - Weltpremiere feiert er auf dem Genfer Salon - ist nur ein auf edel gebürsteter Golf im mittlerweile langweiligen Einheitsbreidesign von Audi. Und doch hat er etwas Revolutionäres an sich. Oder unter sich: das neue MQB-Einheitsfahrgestell für fast alle Volkswagen-Modelle.
Revolutionäre in der Automobilwelt sehen eigentlich anders aus als dieser: Der A3, Weltpremiere auf dem heute startenden Genfer Salon, ein auf edel gemachter Golf im längst langweilenden Einheitsbreidesign von Audi. Das Revolutionäre steckt unsichtbar unter dem Blech: das neue MQB-Einheitsfahrgestell für fast alle Volkswagen-Modelle, mit dem der Konzern die Weltspitze der Autobauer erobern will.
MQB steht für „Modularer Querbaukasten“ und meint: für alle VW-Modelle mit platzsparend quer eingebautem Motor für den Frontantrieb, für alle VW von Polo bis Passat und die vielen Zwillingsmodelle bei Seat, Skoda und eben auch Audi. Einzige Ausnahme: das neue Kleinstwagenmodell VW Up hat eine eigene Architektur. Bei den größeren Limousinen des Konzerns kommt der modulare Längsbaukasten von Audi zum Einsatz, bei dem die Motoren längs statt quer eingebaut sind. Drei Architekturen für eine Produktion von acht Millionen Autos im Jahr, ein gigantisches Einsparpotenzial.
VW hatte bereits unter Ferdinand Piëch in den Neunziger Jahren mit einer Plattformstrategie Erfolge gefeiert. Nachteil des damals starren Maße war, dass die Wagen teils zum Verwechseln ähnlich ausfielen.
Variabler Abstand zwischen den Achsen
Bei MQB aber ist der Abstand zwischen den Achsen (Radstand) und Rädern (Spurweite) variabel. Fix ist die Lage des Motors. 88 Prozent der bisher notwendigen Motor-Getriebekombinationen können durch die Vereinheitlichung entfallen, rechnet VW.
Hybrid- oder reiner Elektroantrieb sind ebenfalls problemlos einsetzbar, auch leichteres Aluminium als Ersatz für Blech. Schon jetzt bringt das Einheitsfahrgestell eine Gewichtsersparnis von 40 Kilogramm mit sich – eine Welt im Automobilbau.
Zwei neue Motorenfamilien für Diesel und Benziner ergänzen MQB. Die variable Technik und die Kostenersparnis ermöglichen es, noch mehr der immer populärer werdenden Nischenmodelle rentabel zu bauen, auch wenn die Stückzahlen klein sind.
Alle großen Hersteller gehen ähnliche Wege wie der VW-Konzern. Die neue Mercedes A-Klasse, zu sehen in Genf, wird in gleich acht Varianten gebaut. Von der S-Klasse soll es nicht mehr zwei, sondern vier verschiedene Radstände geben. So wird in den längsten Versionen Platz geschaffen für eine Super-S-Klasse. BMW, jahrelang so etwas wie der Gralshüter des klassischen Heckantriebs, bietet die nächste Generation der Einser-Reihe auch mit dem Frontantriebsfahrwerk des Mini an. Und dann fällt noch weiteres Tabu: BMW baut seinen ersten Minivan.