Dessau. In vielen Städten und Ballungsräumen ist die Feinstaub-Belastung trotz Umweltzonen nach wie vor zu hoch. Die Feinstaub-Werte lagen im vergangenen Jahr in Deutschland im Mittel sogar über dem Niveau der vorherigen vier Jahre, wie das Umweltbundesamt auf Grundlage vorläufiger Messdaten mitteilte. Im Ruhrgebiet ist die Belastung in Gelsenkirchen am höchsten.

Beim Feinstaub lagen laut Umweltbundesamt (UBA) 42 Prozent der verkehrsnahen Stationen über dem zulässigen Tagesgrenzwert, der nur 35 Tage mit über 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel erlaubt. Beim Stickstoffdioxid lagen demnach sogar 57 Prozent der städtisch verkehrsnahen Stationen über dem erlaubten Jahresmittelwert. Vor allem in direkter Nähe zu Straßen würden in Städten und Ballungsräumen die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid "zu häufig überschritten."

An Rhein und Ruhr ist die Feinstaub-Belastung in einigen Städten besonders hoch: An der Kurt-Schumacher-Straße in Gelsenkirchen wurde der Höchstwert von über 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter an 79 Tagen überschritten. Damit ist Gelsenkirchen Spitzenreiter in Nordrhein-Westfalen, im bundesweiten Vergleich hat nur die Messstelle Stuttgart Am Neckartor einen höheren Belastungswert von 89 Tagen. Im Jahresdurchschnitt maß die Station in Gelsenkirchen 41 Mikrogramm je Kubikmeter. Als einiziger Messstandort in NRW überschreitet die Kurt-Schumacher-Straße auch beim Jahresmittelwert die zulässige Höchstgrenze von 40 Mikrogramm. Auch die Recklinghauser Straße in Herne weist mit 67 Tagen über dem Wert eine hohe Feinstaub-Belastung auf.

Umweltzonen nur Teil der Lösung

UBA-Präsident Jochen Flasbarth rief dazu auf, gerade in den Städten noch mehr für eine bessere Luft zu tun. "In großen Teilen Deutschlands hat die Luft eine gute Qualität", erklärte Flasbarth. Allerdings müsse in den Städten und Ballungsräumen, wo die Atemluft der Menschen immer noch mit zu viel Feinstaub und Stickstoffdioxid belastet sei, noch mehr getan werden. Umweltzonen seien dafür "ein geeignetes Mittel". Diese seien aber nur ein Teil der Lösung, da Feinstaub und Stickstoffoxide zu großem Teil auch bei Verbrennungsprozessen in Industrie und Haushalten entstünden.

Die Feinstaub-Belastung ist auch vom Wetter abhängig. Bei sogenannten austauscharmen Hochdruckwetterlagen wird die Luft laut Umweltbundesamt weniger durchmischt. Das kann demnach dazu führen, dass die Luft selbst dann schlechter wird, wenn die Emissionen der Autos, Heizungen oder Fabriken gleich bleiben. Im Jahr 2011 gab es gleich mehrere solcher Wetterlagen. (AFP)