München. . Bald kommt die kalte Jahreszeit - darum sollte man sich am besten jetzt schon um seine Winterreifen kümmern, so der TÜV Süd. Denn neben dem Risiko im Straßenverkehr droht bei einem Neukauf von Reifen auch noch der Preisanstieg.

Von Oktober bis Ostern heißt die Faustregel für den Einsatz von Winterreifen. Wer neue Saison-Pneus braucht, sollte sich deshalb bald auf den Weg zum Reifenhändler machen, empfiehlt der TÜV Süd in München. "Die Preise für Winterreifen steigen wie zuletzt auch die für Sommerreifen stark an", sagt TÜV-Süd-Sprecher Frank Volk. Hintergrund seien weiter hohe Preise für Naturkautschuk. "Die immense Nachfrage der Reifenhersteller insbesondere aus Fernost verstärkt den Trend zusätzlich", fügt Volk hinzu.

"Wer früher kauft, spart Geld bei der Anschaffung. Wer darüber hinaus auf den Rollwiderstand selbst bei Winterreifen achtet, spart Sprit und schont die Umwelt", empfiehlt Reifenexperte Michael Staude vom TÜV Süd Automotive. Werden bereits gebrauchte Reifen wieder aufgezogen, sollte man auf das Alter achten, sagt Hans-Jürgen Götz von der Sachverständigenorganisation GTÜ. "Unabhängig davon, wie viel Profil der Reifen noch besitzt, nach zehn Jahren ist das Material einfach zu alt", warnt er. Die Reifen sollten dann unbedingt ersetzt werden.

Aufschluss über den Produktionszeitpunkt gibt die DOT-Nummer auf der Reifenflanke. Ab dem Jahr 2000 verschlüsseln die letzten vier DOT-Ziffern zunächst die zweistellige Kalenderwoche und danach die zweistellige Jahreszahl der Reifenherstellung. Beispiel: Die Ziffern "4008" sagen aus, dass der Reifen in der 40. Woche des Jahres 2008 hergestellt wurde.

Auf die Profiltiefe achten

Doch nicht nur auf das Alter sollte bei gebrauchten Reifen geachtet werden. Selbst wenn die gesetzliche Mindesttiefe des Profils genauso wie bei Sommerreifen bei 1,6 Millimetern liegt: Nach Ansicht von Experten und Reifenherstellern sollte die Profiltiefe bei Winterreifen vier Millimeter nicht unterschreiten. Das liegt nicht zuletzt an der Bauweise von Winterreifen, bei der - noch stärker als bei Sommerreifen - für Lauffläche und Unterbau andere Gummimischungen verwendet werden.

Bei der Vulkanisierung vermischen sich die unterschiedlichen Zusammensetzungen im Grenzbereich. Die Folge: Ist der Reifen stark abgefahren, kommt das Profil in diesen Grenzbereich der Durchmischung und hat nicht mehr die gewünschte Konsistenz und damit nicht mehr die gewünschten Eigenschaften. Die Performance verschlechtert sich zudem, weil Winterreifen hauptsächlich aus Lamellen bestehen. "Je kürzer die Lamellen werden, desto weniger flexibel sind sie - mit schlechten Auswirkungen auf den Grip", erläutert TÜV-Reifenfachmann Staude.

Wer in bestimmte Länder reist, muss im Winter ohnehin auf mehr Profil bei den Reifen achten. Österreich verlangt vier, Schweden drei Millimeter. Ihre grundsätzlichen Vorteile haben Winterreifen in ungezählten Vergleichstests nachdrücklich bewiesen, und so bedeuten sie in der kalten Jahreszeit ein unverzichtbares Sicherheitsplus. Hintergrund: Der Grip von Sommerreifen lässt bei winterlichen Straßenbedingungen spürbar nach. Bereits bei Temperaturen knapp über null Grad können die Gummimischungen von Sommerreifen verhärten.

Keine konkrete Definition von Winterreifen

Winterreifen haben in der Regel weichere Gummimischungen mit einem hohen Silica- oder Naturkautschuk-Anteil, die sich besser der Fahrbahnoberfläche anpassen. Und gerade auf Schnee und Schneematsch zeigen die Winterreifen ihre besondere Stärke. "Mit Sommerreifen kann sich der Bremsweg gerade auf schneeglatter Fahrbahn durchaus mehr als verdoppeln", erläutert Staude.

Doch beim Kauf müssen Autobesitzer genau hinsehen. "Das Problem ist, nirgendwo ist konkret definiert, was ein Winterreifen ist", sagt der auf Verkehrsrecht spezialisierte Rechtsanwalt Michael Winter. Die älteste und gebräuchlichste Kennzeichnung für Wintereigenschaften ist M & S oder M+S. Beides steht für "Mud and snow" (Matsch und Schnee). "Es gibt allerdings keine nennenswerten, verbindlichen Anforderungen an die Wintertauglichkeit für derart markierte Reifen", sagt TÜV-Fachmann Staude.

So würden etwa in den USA auch nahezu reine Sommerreifen mit dem Aufdruck M&S verkauft. Bei sogenannten Geländereifen und jenen für SUV habe sich dies auch in Europa eingebürgert. Solche Reifen haben nach Erkenntnissen des TÜV Süd nur eine sehr eingeschränkte Wintertauglichkeit. Aus der Unzulänglichkeit der M&S-Kennzeichnung hat die Reifenindustrie allerdings gelernt und das Schneeflockensymbol eingeführt. Es zeigt eine Schneeflocke in einem stilisierten Bergmassiv und garantiert bestimmte Wintereigenschaften.

"Die Produkte renommierter europäischer Reifenhersteller übertreffen selbst diese Anforderungen deutlich und tragen das Zeichen deshalb mit Recht", sagt Staude: "Die Schneeflocke auf Markenreifen ist eine gute Richtschnur beim Kauf." (dapd)