Düsseldorf. . Der Volvo P1800 war auf dem Brüsseler Automobil-Salon im Jahre 1960 ein echter Blickfang, ein Jahr später kam er auf den Markt. 1966 kaufte sich ein Amerikaner das Modell - und landete mit dem Wagen gleich zweimal im Guinness Buch der Rekorde.
Bereits beim Debüt erregte die verspielte Karosse des Volvo P1800 Aufsehen. Kleine Flossen am Heck und der muskulöse Unterbau haben den 2+2-Sitzer zu einem echten Blickfang des Brüsseler Automobil-Salons 1960 gemacht - im Jahr darauf stand der stilvolle Schwede in den Verkaufsräumen. Wobei man nicht so ohne Weiteres von einem "echten Schweden" reden sollte, hatte der Wagen doch internationale Wurzeln. Der Entwurf nämlich entstand bereits 1957 bei Frua in Turin. Die Karosserie wiederum wurde in Schottland gepresst, während die ersten 6.000 Exemplare in England montiert wurden.
Startpreis von 17.500 D-Mark
Verkauft wurden die knapp 40.000 Fahrzeuge indes vor allem auf dem US-amerikanischen Markt. Da zahlreiche Komponenten der Limousine Volvo Amazon beim Sportcoupe P1800 Verwendung gefunden haben, wird er auch von dem legendären B18B-Motor angetrieben, der mit seinen 90 PS durchaus standesgemäße Fahrleistungen ermöglicht. Zwar ist der Schwede deshalb noch lange kein GT, aber eben doch ein potenter Wagen, der sich auf den damals leeren Autobahnen zügig fortbewegen ließ. Allerdings war der Volvo P1800 mit einem Startpreis von 17.500 D-Mark kein Auto für jedermann.
Zum Vergleich: Eine "Heckflosse" von Mercedes-Benz mit 95 PS kostete 1961 ab 10.800 Mark. Bald nach dem Start ist die Produktion bei Jensen Motors Ltd. in Großbritannien eingestellt und ab 1963 nach Lundby in Schweden verlegt worden. Damit ist auch eine Änderung der Typenbezeichnung in Volvo P1800S einhergegangen, wobei das "S" schlicht für "Schweden" steht. Auch entfällt bald darauf das "P". Ein solch roter schwedischer Volvo 1800 befindet sich bis heute im Besitz von Irv Gordon aus dem Staate New York, der ihn 1966 gekauft und seitdem mehr als 4,5 Millionen Kilometer mit ihm zurückgelegt hat. Und das alles mit dem ersten Motor, wohlgemerkt.
Sportcoupe wurde ins Guiness Buch eingetragen
Zwei Grundüberholungen hat das auch im Guiness Buch vermerkte Sportcoupe des ehemaligen Lehrers im Laufe der Zeit erhalten: Im Jahr 2013 will der Siebzigjährige die Marke von drei Millionen Meilen (4.827.000 Kilometer) erreichen. Sein Tipp für ein langes Autoleben: "Befolge das Wartungshandbuch, ersetze verschlissene oder defekte Teile sofort - und lass nie jemand anderen mit deinem Auto fahren."
Zwei Jahre, nachdem Irv Gordon seinen Wagen entgegengenommen hatte, ist in der Serienfertigung eine größere Veränderungen eingetreten: Ab 1968 ist der 2-Liter-Motor des Typs B20B mit 105 PS zum Einsatz gekommen, 1970 hat dann die D-Jetronic von Bosch für zusätzlichen Schub gesorgt. Dank dieser elektronischen Kraftstoffeinspritzung ist die Leistung auf 124 PS geklettert, was sich an der Typenbezeichnung 1800E ablesen lässt. Ab dieser Zeit ist die Kraft von Scheibenbremsen an allen vier Rädern gebändigt worden.
Spitzname "Schneewittchensarg"
Eng mit dem P1800 verbunden ist der Name des Designers Pelle Petterson, der Ende der 50er zusammen mit seinem Vater Helmer Petterson - gerne als "Vater des Buckel Volvo" tituliert - die ersten Prototypen gefertigt hat. Im Jahr 2000 wählte eine Experten-Jury den Volvo P1800 in die Reihe der wichtigsten 100 Automobile des 20. Jahrhunderts. Ab 1971 debütierte dann das bekannte Schwestermodell des P1800 mit dem Namenszusatz "ES". Wegen der ungewöhnlich großen Heckklappe hat es rasch den Spitznamen "Schneewittchensarg" bekommen. Der Dreitürer bietet als Sportwagen mit Kombiheck bis heute einen großen Alltagsnutzen, können doch die hinteren Sitze nach vorn geklappt werden.
Das Resultat ist eine ebene Ladefläche. Die Ledersitze sorgen auch heute noch nach längeren Fahrten für einen schmerzfreien Rücken. Und beim Herunterdrücken des Gaspedals strahlt das Gesicht des Fahrers aus Freude über das satte Motorengeräusch. Die beiden Rücksitze bereiten da eher etwas weniger Spaß. Sie fassen nicht mehr als eine große Sporttasche und ein paar Jacken. Personen finden dort so gut wie keinen Platz. Doch das macht gar nichts, denn wenn man ihn als Sportwagen mit seinen klaren Abmessungen sieht, die beim rückwärts Einparken einen großen Vorteil bieten. (mid)