Essen. 1959 rüstet Volvo als erster Hersteller seine Wagen mit Dreipunkt-Sicherheitsgurten aus, zumindest für den schwedischen Heimatmarkt. Damit beginnt der Siegeszug des Lebensretters Nummer eins im Automobilbau.
1985 wird der Gurt zu einer der wichtigsten acht Erfindungen des vorausgegangenen Jahrhunderts gewählt. Wie viele Menschen er gerettet hat, darüber gibt es keine verlässliche Hochrechnung. Aber es müssen Millionen gewesen sein.
Volvo hatte schon 1957 Fahrzeuge mit Gurtaufnahmen ausgestattet. Die Beckengurte dazu musste man sich aber selbst im Zubehörhandel kaufen. 1969 geht Volvo wieder voran und führt Gurte auf der Rücksitzbank und Kopfstützen vorne ein.
Die Geschichte des Gurts ist auch eine Geschichte des Abwehrkampfes der Gurtgegner. Sie fühlen sich eingeengt, der Gurt ist ihnen zu warm oder zu kalt. Angeblich fördere er auch im Gedanken an Unverwundbarkeit eine enthemmtere Fahrweise, ein blödsinniges Argument, mit dem viele andere wegweisende Sicherheitseinrichtungen im Auto wie ABS und ESP angegriffen wurden.
Erst am 20. Januar 1976 wird in Deutschland die Gurtpflicht auf den vorderen Plätzen eingeführt. So soll die enorme Zahl der Verkehrsopfer reduziert werden. Anfang der Siebziger sterben jährlich fast 20 000 Menschen, trotz der damals noch gegenüber heute viel geringeren Verkehrsdichte.
Auffällige Plakate werben für den von vielen abgelehnten Gurt. Neben der Einführung der Richtgeschwindigkeit 130 km/h auf Autobahnen und Fairness-Aktionen (Hallo Partner - danke schön) ist die Werbung für den Gurt eine Säule des neuen Verkehrssicherheitskonzeptes. Das Plakat mit einer Frau am Steuer, die nichts an hat als den Gurt (Bild oben), wird von der deutschen Country-Band Truck Stop sogar besungen.
1986 kommt das Anschnallgebot auf den Rücksitzen, fast zehn Jahre später auch die Sicherungspflicht für Kinder. Schon bevor sich die Einführung des Airbags auswirkt, hat sich dank Gurtpflicht die Zahl der Verkehrstoten mehr als halbiert.