Düsseldorf. . Stufenhecklimousinen fristen heutzutage zwischen den SUVs, Kombis und Schräghecklern ein Schattendasein. Beliebt waren sie früher. Renault wagt jetzt mit dem auf dem Megane basierenden Viertürer Fluence den Schritt zurück.

Eine Limousine mit Ecken und Kanten stößt nicht überall auf Gegenliebe. Die Autohersteller können ein Lied davon singen: Stufenhecklimousinen sind in Deutschland verpönt. Mit dem Renault Fluence versuchen die Verantwortlichen, diesen Fluch nun zu besiegen.

Der auf dem kompakten Megane basierende Viertürer mit konservativem Stufenheck will mit umfangreicher Serienausstattung das Imageproblem vergessen lassen. Die Preisen starten bei 17 095 Euro. Nicht nur an das stufige "Hinterteil" muss sich der deutsche Autofahrer gewöhnen. Auch die klobig wirkende Frontpartie mit der markanten Motorhaube, dem schlitzartig kleinen Kühlergrill und dem dafür umso größeren unteren Lufteinlass polarisiert die Käuferschaft. Generell müsste das Design von Stufenhecklern eigentlich jedermann bekannt vorkommen. Denn sie folgen der automobilen Grundform, die bereits junge Erdenbürger in ihren ersten Lebensjahren zu Papier geben können: vorn und hinten flach, dazwischen erhebt sich in der Mitte die Fahrerkabine.

Wohltuende Rundungen

Um nicht zu kantig zu wirken, haben die Designer beim Fluence diese Form noch ein bisschen geglättet und dem Fahrzeug wohltuende Rundungen und ein zum Heck abfallendes Dach verpasst - dies soll die Gunst vieler Autokäufer sichern.

Wer den Schritt ins Innere wagt, wird von der biederen Limousine überrascht sein. Der dunkelgraue Kunststoff und die Zierblenden hinterlassen auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Sobald der Fahrer auf seinem bequemen und für den Stadtverkehr konzipierten Sitz Platz genommen hat, fällt allerdings die Kunststoffplaste ins Auge und die Spaltmaße sind so dick wie ein Finger.

Das Cockpit hat der Fahrer gut im Blick. Die kleinen Bedientasten der Klimaanlage und des serienmäßigen Tempomaten können nach kurzer Eingewöhnungsphase problemlos genutzt werden. Einziger Störfaktor: Der Bildschirm des gegen Aufpreis verfügbaren Navigationsgeräts sitzt auf dem Armaturenbrett fest und lässt sich nicht einfahren.

Kopf- und Beinfreiheit hinten beschränkt

Auf der Rückbank chauffieren Eltern ihre Kinder bequem zur Schule und zum Sportplatz. Für größere Erwachsene heißt es im Fond dagegen Kopf einziehen und Luft anhalten. Die Kopf- und die Beinfreiheit sind ebenso wie die Seitenfreiheit beim zu dritt nebeneinander Sitzen arg beschränkt.

Der Kofferraum erlaubt im Gegenzug mit seinem riesigen Volumen von 530 Litern viel Urlaubsgepäck zu laden. Wegen der charakteristischen Stufenheckform wird hier vor allem in die Tiefe geladen. Die Folge: Kleine Gegenstände verschwinden im Kofferraum und werden erst mit einigem Gestrecke wieder herausgefischt. Dafür fällt es Dieben schwerer, Gepäck aus dem Kofferraum zu klauen.

Die Lenkung gibt sich zwar sehr leicht, ist jedoch sehr indirekt, so dass kein Kontakt zur Straße aufgebaut werden kann und beim Fahrer rasch Unsicherheit aufkommt. Fahrten bei hohem Tempo jenseits der 180 km/h fühlen sich dadurch schwammig an, und der Gasfuß zieht sich ganz automatisch etwas zurück.

Wird der kartengroße und -flache Schlüssel in den dafür vorgesehenen Schlitz gesteckt, kann die Fahrt losgehen. Unter der Haube arbeitet auf Wunsch der 103 kW/140 PS starke Top-Vierzylinder-Benziner, der seine Kraft aus zwei Litern Hubraum schöpft. Er gibt sich durchzugsstark und quirlig im Stadtverkehr, bei höheren Geschwindigkeiten geht ihm allerdings die Puste aus. Trotz des drehzahlsenkenden und etwas labbrigen Sechsgang-Schaltgetriebes mahnt er den Fahrer bei hohen Geschwindigkeiten lautstark, es doch einmal gemächlicher angehen zulassen. Zumal dies auch dem Spritverbrauch zuträglich ist: Der Normverbrauch von 7,9 Litern Super ist in der Praxis unerreichbar, bei gemäßigtem Gasfuß zeigt der Bordcomputer noch 1,3 Liter mehr an. Jährlich fallen 164 Euro an Steuern an.

Lange Bodenwellen werden weggefedert

Zurück in der Stadt werden lange Bodenwellen ordentlich weggefedert, kurze Hubbel bekommen die Insassen jedoch deutlich zu spüren. Anschließend steht die Bewährungsprobe "Einparken" an: Wegen der breiten C-Säulen und der dritten Bremsleuchte ist die Sicht hintenheraus arg eingeschränkt. (mid)