München. .

Rein rechtlich gesehen haben Autoreifen kein Ablaufdatum und können beliebig lange im Straßenverkehr verwendet werden. "Gesetzlich vorgeschrieben ist lediglich ein Mindestprofil von 1,6 Millimetern", erläutert Maximilian Maurer vom ADAC in München. Zudem sei der Autobesitzer verpflichtet, auf sichtbare Schäden wie Risse zu achten.

Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte einen Tipp von Reifenfachleuten beherzigen. Bei der Nutzung der Autoreifen empfiehlt sich die bewährte 4x3x6-Faustregel: vier gleiche Reifen, nicht weniger als drei Millimeter Profil, nicht länger als sechs Jahre in Gebrauch.

Wie sicher ist ein zehn Jahre alter Reifen, der intakt aussieht und als einziges Sicherheitskriterium eine vorgeschriebene Profiltiefe von 1,6 Millimetern zu erfüllen hat? Der österreichische Autoclub ÖAMTC ermittelte in einem Spezial-Reifentest, wie sich die Fahreigenschaften von Sommerreifen verändern. Dazu wurden Modelle, die von 2 bis 14 Jahren auf der Straße im Einsatz waren, mit dazu passenden Neureifen der jeweils gleichen Marke verglichen. Voraussetzung bei den Reifen war eine Restprofiltiefe von mehr als fünf Millimetern.

Nassgriffeigenschaften werden schlechter

"Wie zu erwarten war, verschlechtern sich vor allem die Nassgriffeigenschaften mit zunehmendem Reifenalter beträchtlich. Und die Sicherheit nimmt daher mit zunehmendem Alter nachweisbar ab", erläutert ÖAMTC-Reifenexperte Friedrich Eppel das Ergebnis. Auch bei einer völlig ausreichenden Profiltiefe von durchschnittlich sechs Millimetern sei ab einer Verwendungsdauer von fünf Jahren mit - im Vergleich zu Neureifen - deutlich eingeschränkten Nassgriffeigenschaften zu rechnen.

In den vier Teststationen Nassbremsen, Nasskreis, Nasshandling und Trockenbremsen offenbarten sich die Schwächen der reiferen Semester. Geht man von der (fiktiven) Note 2,0 - also der Bewertung "sehr empfehlenswert" - für Neureifen aus, erreichen die Reifenvarianten, die zwei bis drei Jahre in Gebrauch waren, in den Nassgriffeigenschaften noch die Einstufung "empfehlenswert".

Im fünften und sechsten Jahr in Gebrauch befindliche Reifen wurden nur noch mit "bedingt empfehlenswert" beurteilt. Die Modelle, die sechs Jahre in Verwendung waren, sind schon an der Grenze zur schlechtesten Einstufung. "Die mehr als zehn Jahre alten Reifenvarianten haben erwartungsgemäß auch die schlechtesten Bewertungen erhalten und sind auf Nässe bei der Sicherheit durchgefallen", fasst der ÖAMTC-Experte zusammen.

Code auf Reifen zeigt Alter an

Vor allem die Ergebnisse auf nasser Fahrbahn belegen, dass auch bei einer völlig ausreichenden Profiltiefe von durchschnittlich sechs Millimetern ab einer Verwendungsdauer von fünf Jahren im Vergleich zu Neureifen mit deutlich eingeschränkten Nassgriffeigenschaften zu rechnen ist. "Auf trockener Fahrbahn ist die Verschlechterung im Laufe der Einsatzdauer ebenfalls eindeutig erkennbar, wenn auch nicht so deutlich wie auf nasser Fahrbahn", sagt Eppel.

Doch wie alt ist ein Pneu? "Viele Autobesitzer wissen nicht, wie man das Produktionsdatum eines Autoreifens feststellen kann", sagt ADAC-Experte Maurer. Dazu gibt es einen Code. Auf beiden Reifenseitenwänden befindet sich eine Kombination aus Ziffern und Buchstaben, die mit den Buchstaben DOT beginnen. Aber nur auf einer der beiden Seiten endet diese Kombination mit vier Ziffern. Diese letzten vier Ziffern (meist auf ovalem Untergrund) geben die Kalenderwoche sowie das Jahr der Herstellung an. So bedeutet die Ziffernkombination 4310 beispielsweise, dass der Reifen in der 43. Kalenderwoche 2010 hergestellt wurde.

Besteht die Kombination aus drei Ziffern und einem kleinen Dreieck, so sind die ersten beiden Ziffern die Woche und die dritte Ziffer das Jahr in den 90ern. Hat die Ziffernkombination am Ende gar nur drei Ziffern (ohne Dreieck), dann stammt der Reifen noch aus den 1980er-Jahren. "Und bei allem Verständnis für Sparsamkeit, diese Reifen gehören aus Gründen der Sicherheit dringend entsorgt", sagt Maurer. (dapd)