Essen. Die Debatte um die Einführung des neuen Bio-Benzins Super E10 erinnert unseren Kolumnisten Gerd Heidecke stark an den Start der bleifreien Kraftstoffe. Die Erhöhung des Biosprit-Anteils findet er richtig und wichtig. Eine Analyse.

Raten Sie mal mit, wie viele Jahre vor dem „Benzingipfel“ am Dienstag die folgenden Zeilen erschienen sind:

„Von der Automobil-Industrie fordert der Shell-Vorstandschef, endlich verbindliche Angaben darüber vorzulegen, welche Wagentypen mit welchem Kraftstoff betankt werden könnten. ,Da sind die meisten Autofahrer doch sehr unsicher’, sagte er. Eine vom ADAC herausgegebene Liste soll in Kürze an allen Shell-Stationen ausgehängt werden.“

Und weiter: „Die Mineralölindustrie habe eine beträchtliche Vorleistung erbracht und Millionenbeträge in den Ausbau ihrer Service-Stationen investiert. Jetzt sei die Politik am Zuge.“

Das kommt einem doch alles sehr bekannt vor, stand aber genau so vor 25 Jahren in der WAZ. Im März 1986 ging die Diskussion um den schleppenden Absatz des damals neuen bleifreien Benzins - dem E10 von damals.

Beginn des Katalysators

Zur Erinnerung: Erst das bleifreie Benzin ermöglichte die Einführung des Abgas-Katalysators, der entscheidende erste Schritt zum entgifteten Auto. Damals ging es um die Vermeidung von tödlich wirkendem Kohlenmonoxid, krebserregenden Kohlenwasserstoffen und den Wald mordenden Stick- und Schwefeloxiden, heute um die Bekämpfung des Klimagases Kohlendioxid.

Und deshalb ist jetzt die Erhöhung des Biospritanteils im Benzin auch genauso richtig wie damals der Verzicht auf das todbringende Schwermetall Blei. Kritisch beäugt wurde damals der Edelmetallanteil im Katalysator und die Bleiersatzstoffe im Benzin als unkalkulierbare Gefahrenquellen. Bewahrheitet hat sich keine der Befürchtungen.

Jetzt geht es um die Konkurrenz der Biosprit- zur Lebensmittelproduktion, und das ist ein gewichtiges Argument. Aber der Hunger auf der Welt, er hat 1000 Gründe in einem ungerechten und oft menschenverachtenden Weltwirtschaftssystem. Das weniger der Ärmsten ohne die Biospritproduktion verhungern würden, ist ein Irrglaube.

Erdöl aus undemokratischen Ländern

Man darf auch mal daran erinnern, dass Erdölexporte fast ausschließlich aus völlig undemokratischen Ländern – bestes Beispiel: Libyen – stammen. Mit dem schwarzen Gold werden oft Waffen gekauft, um die eigene Bevölkerung zusammenzuschießen. Oder unsere eigene – über den Umweg des staatlich finanzierten Terrorismus.

Den Autofahrer interessiert natürlich in erster Linie: Ruiniere ich mit E10 mein Auto? Klare Antwort: nein. Mit ganz wenigen klar abgrenzbaren Ausnahmen können alle E10 tanken, die jetzt bereits seit Jahren Benzin mit fünfprozentigem Ethanolanteil fahren. Trotz des Mehrverbrauchs ist es auch nicht teurer, sondern billiger als E5. Leute, tankt E10!