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Jetzt beginnt die heiße Phase im Geschäft der Autoversicherer: 40 Millionen Autohalter haben bis zum 30. November die Möglichkeit, die Assekuranz zu wechseln.

Im Herbst tritt die Kfz-Versicherungsbranche in die „heiße Phase“ des Jahres ein: Dann rangeln die Assekuranzen wieder besonders heftig um die Gunst der 40 Millionen Autohalter in Deutschland. Bis zum 30. November haben die Versicherten Zeit, ihre alte Police zu kündigen, um im nächsten Jahr zu einem günstigeren An­bieter zu wechseln. Tatsächlich ist das Sparpotenzial groß: Laut Experten lassen sich teils wieder mehrere Hundert Euro sparen.

Denn die Preisschere geht nach Angaben des Verbraucherportals Toptarif.de immer weiter auf: Bei einer aktuellen Auswertung für Oktober seien Preisunterschiede von fast 60 Prozent zwischen den einzelnen Anbietern ausgemacht worden (siehe Beispielrechnung). Bei einem Vergleich von 152 Tarifen der Stiftung Warentest lagen die Basistarife der Anbieter Direct Line, WGV und Huk24 besonders häufig vorn.

Klassen-Gesellschaft

Dabei beeinflussen viele Faktoren die Höhe der Versicherungsprämie: Ist der Versicherungsnehmer Fahranfänger, Vielfahrer oder Rentner? Oder: Welches Auto wird in welcher Region zugelassen?

Duisburger Modellfamilie spart fast 430 Euro

Ein Wechsel der Kfz-Versicherung kann viel Geld sparen. Das zeigt ein Beispiel, das das Verbraucherportal Toptarif.de für die NRZ errechnet hat:

Eine Duisburger Familie mit zwei minderjährigen Kindern möchte ihren Opel Astra H Caravan 1.6 neu versichern. Das Auto ist Baujahr 2008 und befindet sich im Erstbesitz der Familie. Beide Eltern sind Ende Dreißig, arbeiten als Angestellte und nutzen das Fahrzeug gemeinsam.

Der Familienvater ist als Fahrzeughalter zwölf Jahre unfallfrei und hat daher die Schadenfreiheitsklasse 12. Die Familie wohnt zur Miete und parkt den Wagen auf der Straße.

Gewünscht wird ein möglichst günstiger Tarif mit einer Selbstbeteiligung von 300 Euro bei Vollkasko- und 150 Euro bei Teilkaskoschäden. Mit dem Fahrzeug legt die Familie rund 20 000 Kilometer im Jahr zurück. Tarife mit eventueller Werkstattbindung werden akzeptiert.

Im Fall der Duisburger Familie kostet der günstigste Tarif mit Kfz-Haftpflicht und Vollkasko 289 Euro im Jahr. Günstigster Anbieter ist in diesem Fall die deutsche internet. Vorteilhaft kann sich die Familie auch bei der HDI24 oder DA Direkt versichern – für 314 beziehungsweise 315 Euro im Jahr.

Beim teuersten Anbieter werden hingegen 717 Euro im Jahr fällig. Das Einsparpotenzial gegenüber dem günstigsten Anbieter beträgt somit 428 Euro oder rund 60 Prozent im Jahr.

Den Startschuss für das Rennen um die Kunden gab der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit der Neujustierung der Regional- und Typklassen. Sie bilden die Grundlage für die Tarife der Autoversicherer im kommenden Jahr: für Haftpflicht, Teil- und Vollkaskoversicherungen. Die Versicherungsbranche schaut, wo es am meisten gekracht hat und welche Modelle wie häufig betroffen waren.

Die besten Autofahrer Deutschlands leben demnach offenbar in Brandenburg, die schlechtesten in Kaufbeuren. In der bayrischen Stadt fiel die Schadensbilanz erneut bundesweit am schlechtesten aus. Sie lag 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, in der Region Elbe-Elster in Brandenburg hingegen mehr als 20 Prozent unter dem Mittelwert.

Zum Vergleich: Für Essen liegt der Indexwert in der Haftpflicht bei knapp 119, also etwa 19 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Das be­deutet, dass Essener Autofahrer mit einer Kfz-Haftpflicht im kommenden Jahr in die Regionalklasse 11 eingestuft werden – auf einer Skala von 1 bis 12. In Essen kracht es also wie in den Vorjahren relativ oft – zumindest auf den ersten Blick.

Doch bei der Berechnung der Regionalklasse spielen viele Gründe eine Rolle. So sind die Schadenshöhen im Osten traditionell geringer als im Süden, weil die Bayern größere und teurere Autos fahren. Unfälle sind folglich teurer. Außerdem ist die Verkehrsdichte in Ostdeutschland deutlich geringer als im Westen oder Süden. Kein Wunder al­so, dass auch in Mecklenburg-Vorpommern die Regionalklassen wieder besonders günstig ausfallen. Und: Vielerorts sind die Straßen Ostdeutschlands in besserem Zu­stand als die im Westen, was ebenfalls die Unfallzahlen po­sitiv beeinflusst, so der GDV.

Regionale Unterschiede

In der Haftpflicht gibt es 12 Regionalklassen, in der Teilkasko 16 und in der Vollkasko 9. Je höher man eingestuft ist, desto teurer ist die Autoversicherung. Unterm Strich wird sich wie schon in den Vorjahren 2011 bei den Regionalklassen aber nicht allzu viel än­dern: Rund 70 Prozent bleiben in der Haftpflicht unverändert, so auch Essen. In der Teilkasko wird es für die Essener mit der Regionalklasse 7 sogar um eine Klasse günstiger als im Vorjahr.

Auseinander geht die Entwicklung in Duisburg: in der Haftpflicht um eine Klasse rauf auf 9, aber in der Vollkasko um eine Klasse runter auf 5. Die Haftpflicht wird also in der Tendenz teurer, die Vollkasko günstiger. Düsseldorf wird in der Teilkasko um eine Stufe günstiger in der Regionalklasse 6 eingestuft. In den Kreisen Kleve, Wesel und Mettmann sowie in den Städten Mülheim und Oberhausen bleibt bei den Regionalklassen alles beim Alten.

Zweite wichtige Berechnungsgrundlage für die Versicherungstarife sind die Typklassen. Die Versicherer nehmen jedes Jahr fast 21 000 Autotypen in Deutschland unter die Lupe. „Weniger und billigere Schäden bedeuten eine günstigere Typklasse“, erklärt der GDV.

Auch hier ändert sich für die meisten Autofahrer wenig. Gut zwei Drittel der Typklassen bleiben konstant, für knapp ein Drittel aller Pkw ergibt sich eine kleine Umstufung um eine Klasse. Nur zwei Prozent aller Kfz-Typen werden als „Ausreißer“ um mehr als eine Klasse höher oder niedriger eingestuft.

Für die Haftpflicht gibt es insgesamt 16 Typklassen. Nach Berechnungen des Verbraucherportals „Check24“ müssen sich Autofahrer im ungünstigsten Fall auf Mehrkosten von mehr als 200 Euro einrichten.

Kfz-Versicherungen im Vergleich: Der Rechner auf DerWesten