Wolfsburg. .
Die Neuauflage des VW Sharan ist da - immer noch kein Auto für die ganz großen Emotionen, aber dafür bietet der Van noch mehr Platz und noch mehr familienfreundlichen Details.
Vor 15 Jahren war er ein Trendsetter- Mit dem Sharan schickte VW einen der ersten Vans auf die Straße. Das Prinzip: Platz für Kind und Kegel und mehr. Nicht unbedingt ein Auto, das Herzklopfen produziert. Aber ungemein praktisch - und ab einer gewissen Familiengröße sind das Werte, die zählen. Rund 600 000 Mal verkaufte sich dieses Konzept, selbst in den letzten Jahren noch, als der Sharan im Vergleich zur Konkurrenz doch reichlich betagt wirkte. Jetzt ist die Neuauflage da - immer noch kein Auto für die ganz großen Emotionen, aber dafür mit noch mehr Platz und noch mehr familienfreundlichen Details.
Nur der Name und die Sonnenblenden sind vom Vorgänger geblieben - alles andere sei neu, verkündet stolz der technische Projektleiter Hans-Joachim Bohn. Noch variabler sei der Van jetzt nutzbar und um bis zu 21 Prozent sparsamer im Spritverbrauch habe man ihn konstruiert.
Serienmäßig Schiebetüren
Optisch bleibt sich der Sharan weitgehend treu. Die Form folgt der Funktion, der Sharan ist unübersehbar der große Bruder des quadratisch-praktischen Touran. In der Frontansicht sorgen die kantig gezeichneten Scheinwerfer und der horizontal betonte Kühlergrill aber für einen durchaus dynamischen Auftritt. Die ebenfalls in die Breite gezogene Heckpartie wird dominiert von den großen, zweigeteilten Rückleuchten.
Dafür, dass die Großraumlimousine auf der Straße etwas darstellt, sorgen schon die Maße. Im Vergleich zum Vorgänger ist der Sharan deutlich gewachsen: um 9,2 Zentimeter in der Breite und um satte 22 Zentimeter in der Länge. Auf nun 4,85 Metern ist jede Menge Platz für Gepäck und Passagiere. Damit die komfortabel zusteigen können, hat VW seinem Van serienmäßig Schiebetüren spendiert. Wer je in engen Parklücken Kinder - möglichst noch inklusive Babyschale - im Auto zu verstauen versucht hat, wird die weiten Öffnungen zu schätzen wissen. Gegen Aufpreis bewegen sich die Schiebetüren auf Knopfdruck elektrisch.
Sitze verschwinden im Fahrzeugboden
Das gilt ebenso für die weit öffnende Heckklappe, die den Blick freigibt auf ein Gepäckabteil, das so ziemlich jedes Familien-Urlaubsgepäck samt Kinderwagen und Reisebett schlucken dürfte. In der serienmäßigen Bestuhlung mit fünf Sitzen beläuft sich das Stauvolumen auf 885 Liter. Belädt man bis zum Dach, sind es sogar 1339 Liter. Mit einem Griff lässt sich der Sharan in einen veritablen Transporter verwandeln: Die Sitze der zweiten Reihe müssen nicht mehr mühsam ausgebaut und in Keller oder Garage verstaut werden, sondern verschwinden dank eines neuen Klappmechanismus im Fahrzeugboden. Es bleibt eine brettebene Fläche, über der sich ein Laderaum von bis zu 2430 Litern erstreckt.
Im Alltagseinsatz werden beim Sharan aber wohl eher die Qualitäten im Personentransport gefragt sein. Bis zu sieben Passagiere finden Platz. Die zwei Sitze der optionalen dritten Sitzreihe verschwinden ebenfalls im Boden, wenn sie nicht gebraucht werden. Durch die nur leicht abfallende Dachlinie sind die hinteren Plätze selbst für Erwachsene zumindest auf kurzen Strecken überraschend bequem. In der zweiten Reihe reist es sich auch über lange Distanzen komfortabel. Die Sitze bieten sogar Menschen mit langen Beinen genügend Auflage, für die beiden äußeren Plätze sind integrierte Kindersitze erhältlich. Ordert man das 6-Sitzer-Paket, fällt der mittlere Platz weg, die beiden Außensitze rücken etwas nach innen und werden mit Armlehnen aufgewertet.
Parkbremse auf Knopfdruck
Das Cockpit ist VW-typisch gut sortiert, die Bedienelemente erklären sich weitgehend selbst und sind gut zugänglich. Einen Handbremshebel sucht man vergeblich. Die Parkbremse wird serienmäßig auf Knopfdruck elektronisch aktiviert. Ablagen in verschiedensten Größen finden sich in den Türen, in der Dachkonsole, unter den Vordersitzen oder in der Mittelarmlehne - bis zu 33 Verstaumöglichkeiten für Karten, Kuscheltier und Trinkbecher gibt es laut VW.
Seine neue Größe macht den Sharan für den Fahrer allerdings etwas unübersichtlich. Der piepende Park-Pilot ist daher eine sehr sinnvolle Investition - oder aber man leistet sich gleich für 840 Euro den Parklenkassistenten, der das Auto wie ferngelenkt und überraschend präzise in die Parklücke steuert. Nur Gasgeben und Bremsen muss der Fahrer noch selbst. Im Unterschied zu den Systemen der ersten Generation werden nun ebenfalls Parkplätze quer zur Fahrrichtung angesteuert. Das elektronische Helferlein übernimmt auch das Ausparken, sofern vor dem Fahrzeug mindestens 50 Zentimeter Platz sind.
40 000-Euro-Grenze schnell erreicht
Zum Verkaufsstart Anfang September stehen vier Motoren zur Wahl, zwei Benziner (150 PS/200 PS) sowie zwei Diesel (140 PS/170 PS). Der Einstiegs-Benziner soll den zwar um 30 Kilo abgespeckten, aber immer noch mehr als 1700 Kilo schweren Sharan laut Datenblatt in 10,7 Sekunden von null auf 100 beschleunigen, erfordert in der Praxis aber viel Schaltarbeit, um den Wagen flott voranzubringen. Dann rückt auch der versprochene Durchschnittsverbrauch von 7,2 Litern in weite Ferne. Die bessere Wahl scheint da der spritzige 140-PS-Diesel, der sich nach Werksangaben mit 5,5 Litern begnügt und sein maximales Drehmoment von 320 Nm ab 1750 Umdrehungen bereithält. Alle Versionen bis 170 PS sind mit einer Start-Stopp-Automatik und Bremsenergierückgewinnung ausgestattet. Sie lassen sich sämtlich mit 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ordern, beim 200-PS-TSI ist es serienmäßig.
Die Serienausstattung enthält mit sieben Airbags, Isofix-Kindersitzverankerungen, Berganfahrassistent und ESP mit ABS alle wichtigen Sicherheitsfeatures, fällt aber ansonsten eher mager aus. Zum Einstiegspreis von 28 875 Euro für den 150-PS-Benziner - einige Hundert Euro weniger als beim Vorgänger - wird deshalb vermutlich kaum ein Sharan das Werk verlassen. Mit Diesel-Motorisierung und einigen sinnvollen Extras touchiert man schnell die 40 000-Euro-Grenze und merkt, dass es im Sharan nicht nur für auf den Passagierplätzen, sondern auch auf der Preisliste viel Luft nach oben gibt. (ddp)