Düsseldorf. Das eigene Schlafzimmer mit in den Urlaub nehmen: Bereits an den ersten beiden Publikumstagen des neuntägigen Caravan-Salons in Düsseldorf waren 51.000 Besucher vor Ort, um das Angebot der 580 Aussteller zu begutachten.

Sie ist Städterin. Als Naturerlebnis reicht ihr das Betrachten der Topfpetersilie in der Küche. Doch ihr „Privat-Er” ist ein ganzer Kerl. Der will im nächsten Urlaub campen. Ihr lässt bereits das Wort „Vorzelt” den Lack von den Nägeln platzen. Aber um autonome Kaufentscheidungen zu verhüten, begleitete sie ihn am Wochenende zur großen Mobilheimsuchung auf die Düsseldorfer Camping-Messe „Caravan Salon”. Die beiden sind dort in guter Gesellschaft. Bereits an den ersten beiden Publikumstagen der neuntägigen Messe sind 51 000 Besucher vor Ort, um das Angebot der 580 Aussteller zu begutachten.

Das reicht von Isoliermatten, die vor Wohnwagenfenster geklebt werden können, über hydraulische „Längshubbetten” in Wohnmobilen bis zum Zelt, das auf dem Dachgepäckträger eines Fiat Pandas aufgebaut werden kann.

Wagenburg

Die Hersteller präsentieren ihre Wagen nach unterschiedlichen Maximen. Eine Firma wählt die Variante „Stau auf rotem Teppich”. Die mobilen Heime stehen Kühler an Stoßstange an Kühler. Das ist wenig einladend, da hilft kein edler Untergrund. Andere haben ihre Wagenburg im Schreber-gartenblumen-Ambiente aufgebaut. Zwischen üppigen Dahlien sollen steinfarbene Statuetten „griechischer Art” Wohlgefühl vermitteln. Schlagworte wie „Doppelbett” sind auf die Wohnwagen geklebt. „Mein Hobby” prangt auf einem anderen.

„Da ist der Schlafplatz ja nur über eine Leiter zu erreichen”, moniert Lilo Schröder (65). Sie und ihr Mann Georg sind aus Halle gekommen. „Ich campe seit 60 Jahren”, sagt Georg. „Ich finde, dass die meisten Wohnwagen nicht von Campern gestaltet werden. Da ist vieles nicht durchdacht. Zum Beispiel die Sitzecken. Von dort aus will ich Fernsehen gucken können!”

Doch es gibt Beschriftungen, die üben auf die Städterin Anziehungskraft aus: Platin, Topas, Diamant. Sie beäugt das Wohnmobil namens „Diamant”. Als erstes fängt sie der Charme der Sitzecke ein. Der Stoff ist Variante „Dallas” und birgt polarisierendes Potenzial. Die cremefarbene Webtischdecke und der Trockenblumenstrauß erinnern an die geborgenen Momente der Kindheit. Die Duschkabine ist komfortabler als die Nasszellen im Studentenwohnheim und das WC separat. Das kann bei einem längeren Urlaub harmoniefördernd sein. Und dass die Milchglasduschtür eine Schiene für einen Duschvorhang hat, ist sinnig. Selbst im Wohnmobil reist man nicht immer mit Vertrauten.

Ratenzahlung

37 495 Euro kostet das Gefährt, zahlbar in Raten, inklusive Arbeitslosigkeitsversicherung. Es hat Fußbodenheizung, das versöhnt sie mit seinem Gedanken an Camping. Den „ganzen Kerl” interessieren derweil andere Vorzüge. Die heiße Deichselabdec-kung, 45 Liter Frischwassertank, Stehhöhe 195 cm.

Zehn Messehallen füllen die Camper-Ausstatter. Imposant ist ein fahrbares Heim, das draußen aufgebaut ist: ein Snakeliner. Das ist tatsächlich ein Haus auf Rädern, in einer Ausführung, die das Herstellerwort „Präsidentensuite” zulässt. Flachbildschirme bereichern jeden Raum, auch das Bad mit dem selbstreinigenden Whirlpool. Abgerundet wird die Innenausstattung mit deutschen Markenküchengeräten und Raumtextilien im Versace-Tierprint-Design.

Wer so eine fahrbare, 90 Quadratmeter große Oase nutzt? Schauspieler, die lange an hotelfreien Drehorten arbeiten und Chefs, die Baustellen fernab der Zivilisation betreuen. Oder Oligarchen-Gattinnen. Die Preisgestaltung ist variabel, sie geht bis in den hohen sechsstelligen Bereich.

Manager im spontanen Ruhestand gönnen sich gern ein Expeditionsfahrzeug. Die sehen aus wie eine als Laster getarnte Festung. In den Modellen werden Außentemperaturen zur Nebensache, Hauptsache, es geht querbeet in die Mongolei oder zum Nordkap.

Frauenfußball im Männermobil

Und dann gibt es noch das „Männermobil”. Das gleicht einer Mini-Disko mit Theke, Kuhfell-Fahrradsitze als Barhocker, Zapfanlage, eine Multimedia-Anlage, auf der Spiele wie Schalke gegen Dortmund gut zur Geltung kommen. Die Spielerfiguren des Tisch-Kickers zollen dem Frauenfußball Respekt, eine der Mannschaften trägt rosa Trikots mit dem Frauenzeichen auf der Brust.

Namen sind nur Schall und Rauch. Im Machomobil fühlt sich die Städterin heimisch. Selbst wenn vor der Tür die Natur lauert.


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