Essen. Weil BVB-Trainer Jürgen Klopp nach dem 0:3 in Madrid die Fragen des Moderators Jochen Breyer nervten, reagierte er mit patzigen Antworten. Darf er das? Frank Preuß meint: Klar darf er das. Es ist nicht schlimm, wenn ein Fußballtrainer so unter Strom steht, dass es mal kracht.
Klar darf er das. Ehrliche Emotionen sind mir lieber als falsches Getue. Muss man vor jedem Interview einen Zentner Kreide fressen und drei Stöcke verschlucken, um ja die Haltung zu bewahren? Muss man sich jede noch so blöde Frage anhören, ohne mal sagen zu dürfen, wie blöd sie ist? Muss man nicht.
Darf man Journalisten nicht mal anpampen, wenn einem der Kragen platzt? Darf man: Die teilen aus, warum solIen sie nicht mal einstecken? ZDF-Mann Jochen Breyer ist ein großes Talent, er hat’s professionell verarbeitet. Und nur weil das Fernsehen die Fußballshow bezahlt, kauft es nicht das Recht ein, dass jeder nach seiner Pfeife tanzt. Ist der Ausraster nicht vielmehr eine erfrischende Regung, über die wir uns im Rahmen der roboterhaften Frage-Antwort-Spielchen nach dem Abpfiff freuen sollten? Und ist unsere Korrektheitsgier, wonach andere sich überall und zu jeder Zeit vorbildhaft verhalten sollen, nicht Heuchelei?
Das ist kein Plädoyer für schlechtes Benehmen, sondern ein Plädoyer dafür, den Ball flach zu halten und nicht aus jeder Reiberei ein Jürgen-Klopp-Drama zu machen. Ist nicht schlimm, wenn ein Fußballtrainer nach 90 Minuten so unter Strom steht, dass es mal kracht.
Lesen Sie hier auch das Contra zu Jürgen Klopps Reaktion auf die Breyer-Frage