Essen. Dass die Datengier der NSA auch das Leben der Menschen in Deutschland beeinflusst, zeigt der Fall des Daniel Bangert aus Griesheim: Nach einem harmlosen Eintrag auf Facebook stand plötzlich die Polizei vor der Tür. Dieses Szenario besorgt auch unsere Leser: Wie können wir uns vor Spionage schützen und wie viel Privatsphäre müssen wir für unsere Sicherheit aufgeben?
Welche Folgen ein harmloser Scherz haben kann, musste der Griesheimer Daniel Bangert am eigenen Leib erfahren. Der 28-Jährige lud seine Freunde via Facebook zu einem gemeinsam Spaziergang ein, und zwar zur US-Einrichtung Dagger Compex in seiner Heimat Griesheim, einem angeblichen NSA - Stützpunkt. "Wenn wir Glück haben, sehen wir vielleicht einen echten Spion", postete Bangert auf Facebook.
Offenbar haben nicht nur seine Freunde den Eintrag gelesen, denn sowohl Polizei als auch Staatsschutz meldeten sich bei Bangert, welcher die Beamten in einem „Team-Edward“- T-Shirt begrüßt hat.
Viele unserer Leser sind empört über die Dimensionen der Überwachung, die in diesem Fall deutlich werden. So schreibt User ellerw1: „Völlig Paranoide. Und Friedrich knallt raus, dass die Deutschen den Datenschutz selber übernehmen sollen. Machen wir doch glatt. Das Internet scheint wohl doch Neuland für die Bundesregierung zu sein.“ Auch Nutzer blauaeugelchen beklagt: „Unser deutsches Grundgesetz interessiert offenbar weder die amerikanischen "Freunde" noch die Frau Merkel, die in unser aller demokratischem Auftrag Bundeskanzlerin ist.“
„Griesheim ist überall“
Für Facebook-Userin Andrea Mobini Kesheh ist dieser Fall nun der endgültige Beweis, wie weitreichend die Geheimdienste mittlerweile operieren: „Herrlich, wie schnell bei einem Aufruf zu einem harmlosen Spaziergang auf einmal alles auf der Matte steht. Wer bisher noch glaubte, die Überwachungsgegner übertreiben, wird spätestens jetzt nachdenklich werden. Griesheim ist überall.“
Auch Facebook-Nutzer Michael Kleine ist von dem immensen Umfang der Überwachungsmaßnahmen erschrocken: „Mich wundert das alles nicht mehr. Diese allumfassende Überwachung ist allerdings scheinbar schon viel weiter fortgeschritten, als ich es vermutet hätte. Dieses Verhalten der sogenannten "Staatschützer" weltweit, nimmt schon bedenklich totalitäre Formen an.“
„Qualitäts-Spionage sieht anders aus“
Leser donfernando sieht in dem Verhalten der Behörden einen Beispiel für schlechte Spionage, die auf Masse statt auf Qualität setzt: „Hier haben wir nicht nur ein Beispiel dafür, wie "gründlich" und schnell man vorgeht, sondern es zeigt sich auch, was alles dabei hängen bleibt, wenn man mit großer Quantität arbeitet: Sie werden in ihrer Datenflut ersticken und den Überblick verlieren. Qualitäts-Spionage sieht anders aus."
User 2013witten versteht dagegen die Fassungslosigkeit nicht: „Was soll die ganze Aufregung? Der Staatsschutz macht exakt das, was der Name sagt: Er schützt den Staat vor dessen Bürgern.“ Facebook-Nutzerin Yasmin Feils-Carter findet zudem nicht, dass es sich in dem Fall um ein Beispiel für unangebrachte Spionage handelt, denn „das war doch ein öffentlicher Eintrag.
Das heißt, die ganze Welt konnte das sehen. Nix Spionage. Spionage ist für mich, wenn private Daten, die nicht jeder sehen kann eingesehen werden. Und einen Spaziergang zu einer US Kaserne anzukündigen und das noch öffentlich, da muss man schon mit so was rechnen das die Polizei an die Türe klopft.“
Auch User meinemeinung47 sieht hier keine geheime Schnüffel-Aktion, findet die Reaktion der Behörden dennoch fragwürdig: „Der junge Mann hat doch die "Einladung" ganz öffentlich bei Facebook gepostet. Das konnte doch jeder lesen! In sofern liegt hier keine verbotene Schnüffelei vor. Die Reaktion der Behörden stimmt allerdings bedenklich.“
„Man sollte sich im Internet entsprechend verhalten“
Für Facebook-User Voll Kähr ist die umfassenden Überwachung im Internet nicht überraschend: „Wer ist eigentlich so dumm zu glauben, dass meine elektronisch hinterlegten Daten in einer Cloud oder einem Social Network nicht von Dritten gelesen bzw. kontrolliert werden?“
Auch Facebook-Nutzer Horst Hupperich sieht das so und rät zur Vorsicht im Netz: „Worüber regt ihr euch eigentlich alle so auf? Habt ihr etwa geglaubt, bei Facebook seid ihr in einer schalldichten Community? (…) Natürlich lesen hier alle möglichen Stellen und Behörden und andere Dienste mit. Und genau deshalb verhalte ich mich auch entsprechend.“
"Debatte zur Überwachung und inneren Sicherheit ist notwendig"
WAZ.de-Leser Stefan2 schlägt in diesem Zusammenhang eine generelle Diskussion darüber vor, „ob die Überwachung von Internet-, Telefon- und sonstigen Aktivitäten richtig ist, um die Bürgerinnen und Bürger in der BRD vor terroristischen Anschlägen und anderen feindseligen Aktivitäten zu schützen, oder nicht. Wenn ja, wie sie erfolgen soll, damit möglichst keine Rechte verletzt und Freiheiten eingeschränkt werden. Wenn nein, wie man die Sicherheit sonst sicherzustellen gedenkt.“
Facebook-Nutzer Simon Gries empfiehlt, die Geheimdienste mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: „Eigentlich sollte man die Damen und Herren der Überwachung, egal ob nun BND, Staatsschutz oder ausländische wie NSA mit solchen Aufrufen überfluten. Jeder sollte mehrmals wöchentlich solche Aufrufe starten, damit diese Institutionen gar nicht mehr wissen, wo sie ihre Leute zuerst hinschicken sollen.“
Leserin Lobbyistenmarionette äußert ihre Meinung, indem sie Benjamin Franklin zitiert: „Diejenigen, die bereit sind grundlegende Freiheiten aufzugeben, um ein wenig kurzfristige Sicherheit zu erlangen, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit.“