Essen. Ist die Vorführung einer Jesus-Satire am Karfreitag ein respektloser Rechtsbruch oder gehört das Feiertagsgesetz selbst auf den Prüfstand? Der Streit um die Bochumer Aufführung der Monty-Python-Satire „Das Leben des Brian“ entfacht auch unter unseren Lesern eine hitzige Debatte: Sind Film- und Tanzverbote durch das Feiertagsgesetz noch zeitgemäß?
Der Skandal um die Bochumer Aufführung der Monty-Python-Satire „Das Leben des Brian“ sorgt auch bei unseren Lesern für Diskussionen. Eine mögliche Überarbeitung des Feiertagsgesetzes in NRW, wie es die Initiative "Religionsfrei im Revier" fordert, steht für viele unserer Nutzer im Zentrum der Debatte. Geht es hierbei um Respekt vor den Gläubigen oder um unangemessene Bevormundung?
Am Karfreitag hatte die Initiative „Religionsfrei im Revier“ den Kultfilm öffentlich im Sozialen Zentrum an der Josephstraße gezeigt. An dem hohen Feiertag ist die Aufführung von Filmen gesetzlich untersagt, die das Kultusministerium als „ungeeignet“ ansieht und „Brian“ steht auf dem Index. Dieser Vorfall war Anlass genug für das städtische Rechtsamt, ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einzuleiten und 1000 Euro Geldbuße anzudrohen. Dieser Fall könnte sogar der Anlass dafür sein, dass das Feiertagsgesetz in NRW reformiert wird.
„Diese Bevormundung muss endlich ein Ende haben!“
Der Vorfall sorgt bei unseren Lesern für Diskussionen. Viele Nutzer sind empört darüber, dass gesetzlich geregelt wird, welche Filme an Feiertagen öffentlich gezeigt werden dürfen. So beklagt Nutzer 3009nico die Regulierungswut der Politiker und auch Leser ActionTom schreibt: „Sollen doch Christen ihren stillen Feiertag in ihren eigenen vier Wänden verbringen, während andere draußen laut feiern.
Dass die christlichen Kirchen mithilfe des Staats anderen Menschen, insbesondere auch Atheisten, vorschreiben, wie sie zu leben haben, ist unerträglich.“ Auch Facebook – Userin Anke Wiesborn klagt: „Glaubensfreiheit? Wo bitte? Wieso schreibt der Staat immer noch vor, wie ein christlicher Feiertag ablaufen soll?! Konfessionslos zu sein hat auch Gründe. Man kann dazu nicht gezwungen werden.“
In diesem Zusammenhang fordern einige Leser eine Überprüfung der geltenden Feiertagsgesetze. Leser Dr.Seltsam spricht sich gegen religiöse Bevormundung aus und befürwortet die Abschaffung der (Feiertags)Gesetze: „Meinetwegen können auch alle religiösen Feiertage gestrichen werden. Man könnte den Menschen, die Religionsgemeinschaften angehören, an hohen Feiertagen Vorzug bei der Urlaubsvergabe gewähren.“
„Feiertagsgesetz gehört auf den Prüfstand.“
User esc2300 sieht das ähnlich: „Was sollen Feiertage, deren Sinn und Ursprung die meisten nicht kennen? Vorzugsweise den Gläubigen der unterschiedlichen Religionen an Ihren Feiertagen Urlaub gewähren. So kommen auch Minderheitsreligionen zu ihrem Recht.“ Auch Nutzer RANRW fordert: „Das Feiertagsgesetz gehört in der Tat auf den Prüfstand und selbstverständlich hat der Staat überhaupt nicht zu regeln wann welche Filme aufgeführt werden dürfen.“
Einige Leser sind verwundert, dass der Film „Das Leben des Brian“ überhaupt auf dem Index des Kulturministeriums steht. So schreibt User JanundPitt: „Ich verstehe diese ganze Aufregung nicht. Ich bin Profi-Christ und mag diesen Film sehr. Sein Finale spendet Trost und Zuversicht. Was könnte daran schlecht sein? Always look at the bright side of life - Was könnte mehr Auftrieb im grauen, leistungsbezogenen Alltag geben“
„Wo ist der Skandal?“
Auch Nutzer Stadtwaechter versteht die Aufregung nicht: “Ich frage mich bis heute, wo ist der Skandal? Brian ist ein Mensch, der in dem Film zeitgleich mit Jesus geboren wurde. Er ist das Subjekt, eher Objekt, der Geschichte. Echt hochgenommen werden eigentlich nur die unterschiedlichen K-Gruppen und das israelitische Volk.“ Facebook - User Clemens Ruhl sieht das ähnlich: „Der Film ist keine Jesus-Satire. Er ist eine Satire über die damalige Zeit, Brian ist nicht Jesus, wie man an der verwechselten Geburtsgrotte erkennt und daran, dass Brian auf dem Feld Jesus zuhört.“
Einige Leserstimmen finden es aber durchaus wichtig, dass an hohen christlichen Feiertagen Rücksicht auf die Gläubigen genommen wird. Leser raimont fordert Respekt an den Feiertagen: „Ich verstehe einfach nicht warum es so schwer ist, einmal im Jahr z.B. zu Ostern zu respektieren, dass es gläubige Christen gibt, die das Fest ganz nach christlicher Tradition begehen möchten. Dazu gehört nun einmal, dass der Karfreitag ein Tag der Ruhe und Besinnung ist. Niemand wird dazu gezwungen es den Christen gleichzutun, was verlangt wird, ist ein Mindestmaß an Respekt und Anstand.“
"Satire am Feiertag ist eine Provokation"
Facebook-Userin Helena Patané unterstützt das Vorgehen der Beamten: „Jesus Satire an Karfreitag zeigen ist reine Provokation gegenüber christlicher Menschen, finde es richtig, wenn die Stadt dagegen vorgeht. (...) Wir haben nun mal christlich geprägte Feiertage in Deutschland, die sollten nicht ins Lächerliche gezogen werden, zumindest nicht direkt am selben Tag.“
Leserin Christin Vermentina sieht die Problematik differenziert: „Ich bin Christ und finde den Film toll. Life of Brian ist Kult. Ich finde aber auch, dass ein stiller Feiertag einer sein soll. Ich finde aber dennoch, dass nicht alles reguliert werden soll. Muss man gleich so repressiv werden?“ Auch Userin Piggskate kommentiert abwägend: „Auf der einen Seite halte ich es für bedenklich, bestimmte Filme auf einen Index zu setzen, nur weil sie für "ungeeignet" gehalten werden. (…) Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass Deutschland ein christlich geprägtes Land, in dem die Mehrheit der Bevölkerung christlichen Glaubens ist und daher auch christliche Feiertage Beachtung finden sollten.“