Berlin. Deutschland bekommt einen neuen Botschafter in Afghanistan - den bisherigen Cheflobbyisten von Daimler. Martin Jäger war früher schon Sprecher des Auswärtigen Amts. Jetzt wechselt der 48-Jährige auf einen der gefährlichsten Posten der deutschen Diplomatie.
Der bisherige Cheflobbyist des Autokonzerns Daimler, Martin Jäger, wird neuer deutscher Botschafter in Afghanistan. Der 48-Jährige soll in diesem Sommer die Nachfolge von Botschafter Rüdiger König antreten. Das Bundeskabinett stimmte dem Personalvorschlag von Außenminister Guido Westerwelle (FDP) am Mittwoch in Berlin zu.
Als oberster deutscher Diplomat in Kabul wird sich Jäger auch um den Abzug der Bundeswehr kümmern. Die letzten deutschen Kampftruppen sollen das Land bis Ende 2014 verlassen. Auch danach wird die Bundeswehr aber am Hindukusch präsent bleiben. Der Botschafterposten in Kabul gehört zu den gefährlichsten Posten, die das Auswärtige Amt zu vergeben hat. Aus Angst vor Anschlägen ist das Botschaftsgebäude streng gesichert.
Jäger war Sprecher von Außenminister Frank-Walter Steinmeier
Jäger kehrt damit in den diplomatischen Dienst zurück: Zwischen 2005 und 2008 war er Sprecher des damaligen Außenministers Frank-Walter Steinmeier (SPD). Für seinen zeitweiligen Wechsel in die Industrie ließ er sich dann beurlauben.
Als Leiter des Daimler-Bereichs "Global External Affairs and Public Policy" war er eine Art "Außenminister" des Konzerns. Zudem leitete Jäger die Konzernrepräsentanz in Berlin, die sich um die Beziehungen zur deutschen Politik kümmert.
Diplomaten wechseln in die Industrie
In den vergangenen Jahren hatten mehrere prominente deutsche Diplomaten die Seite gewechselt, um Lobby-Arbeit für die Industrie zu machen. Der jetzige Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Harald Braun, war zwischenzeitlich bei Siemens.
Der ehemalige Botschafter in den USA und Großbritannien, Wolfgang Ischinger, arbeitet heute als "Generalbevollmächtiger" für den Versicherungskonzern Allianz und organisiert die Münchner Sicherheitskonferenz. Der ehemalige UN-Botschafter Thomas Matussek ist inzwischen bei der Deutschen Bank. (dpa)