Essen. . Im Film „The Impossible“ zeigen Ewan McGregor und Naomi Watts, wie ein Tag am entspannter Tag am Pool sich in eine Tsunami-Hölle verwandeln kann. Das Desaster wurde mit nur geringem Computereinsatz in einem großen Wassertank in Spanien gefilmt.

Es ist ja nicht so, dass sich das Kino bisher nicht der Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 in Südostasien angenommen hätte. In Clint Eastwoods „Hereafter“ beispielsweise ist die Monsterwelle zwar beeindruckend gefilmt, bleibt letztendlich aber nur eine Schicksals-Episode unter vielen anderen. Da packt der Spanier Juan Antonio Bayona („Das Waisenhaus“) jetzt in seinem Film „The Impossible“ (Das Unmögliche) das Thema schon sehr viel raumgreifender an. Er konzentriert sich auf eine fünfköpfige britische Familie, die in Hoffnung auf einen gemeinsamen Weihnachts-Urlaub anreist und der sich stattdessen zu einem verzweifelten Überlebenskampf entwickelt.

Der Zuschauer merkt gleich, dass sich hier bei den Bennetts die schlimmsten Vorahnungen kumulieren. Sie haben Unterkunft in einer schicken Ferienanlage ausgerechnet in Phuket gebucht, das später durch die aus einem Seebeben geborene Riesenwelle am schlimmsten zerstört wurde. Und dann müssen sie sich auch noch mit Zimmern in Parterre zufrieden geben, womit sie wie schutzlos wirken gegenüber der sich zusammenballenden Katastrophe.

Beginn einer Odyssee

Man kennt Videoaufnamen aus zweiter Hand, die etwas von dem Entsetzen mitteilen, das die ahnungslosen Urlauber am Strand packt, angesichts der urplötzlich heranjagenden Welle. Für Familie Bennett bedeutet es die Zerschlagung des Familienverbandes und den Beginn einer unendlich erscheinenden Odyssee. Maria (Naomi Watts) erwischt es am schlimmsten: Sie wird von den Wassermassen gegen ein Aquarium geschleudert und erleidet erste Blessuren. Es werden im Laufe der Zeit noch einige mehr werden. An keiner Stelle aber nimmt man im übrigen wahr, dass das Desaster mit nur geringem Computereinsatz in einem großen Wassertank in Spanien gefilmt wurde.

Nachdem Maria sich mit großer Zähigkeit wieder an die Oberfläche vorgearbeitet hat, sieht sie ihren ältesten Sohn Lucas (Tom Holland), der verzweifelt versucht, seinen Kopf über Wasser zu halten. Aus beiden wird eine Schicksalsgemeinschaft, die sich zwischen entwurzelten Bäumen, zerstörten Häusern und ertrunkenen Menschen auf die bange Suche nach dem Rest der Familie begibt.

Naomi Watts spielt Mutter Maria.
Naomi Watts spielt Mutter Maria. © Concorde Filmverleih

Gäbe es einen Oscar für den größten körperlichen Einsatz in einem Film, Naomi Watts stünde angesichts des ihr hier Abverlangten mit Sicherheit ganz oben auf der Liste.

Möglicherweise wäre Regisseur Bayona besser beraten gewesen, sich hier auf einen Ensemble-Film mit diversen Schicksalen einzulassen. Sich derart auf die Irrungen und Wirrungen einer einzigen Urlaubsfamilie zu beschränken, das klammert eine Gesamtsicht auf den Tsunami und seine verheerenden Auswirkungen von vornherein aus. Bei all dem Elend, das Maria und Lucas am Wegesrand streifen und registrieren, will sich sonst leicht eine fast koloniale Haltung einschleichen.

Mitreißender Film

Schließlich, wenn man endlich ein wie zusammengetackert wirkendes, überfülltes Krankenhaus erreicht hat, macht Lucas dieses Manko zumindest teilweise wett, indem er den Versuch unternimmt, inmitten des Krankenlager-Chaos so etwas wie Familienzusammenführung bei Fremden zu versuchen. Wild entschlossen rennt er durch die Gänge, notiert sich Namen, um sie anderswo laut auszurufen. Der Lohn solch anrührender Samariter-Tätigkeit lässt nicht lange auf sich warten.

Trotz einiger Einschränkungen bleibt „The Impossible“ am Ende ein mitreißender Film, in dem vor allem Naomi Watts uns deutlich macht, welche Kräfte ein Körper in der Lage ist zu entwickeln. Auch wenn schließlich das Krankenhaus vermutlich ihre letzte Rettung ist.
Wertung: 4 von 5 Sternen