Köln. Bei einer Explosion in einem Mehrfamilienhaus in Köln ist ein 17-Jähriger aus dem vierten Stock geschleudert worden. Laut Polizei habe es vor der absichtlich herbeigeführten Detonation in der Wohnung am Montagabend einen Streit gegeben. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Vater der Freundin des 17-jährigen Opfers die Verpuffung verursacht hat. Die Beamten ermitteln gegen ihn wegen Mordes.
Ein 17-Jähriger ist nach einer Explosion in seiner Dachgeschosswohnung im Kölner Stadtteil Zollstock am Montagabend ums Leben gekommen. Wie die Feuerwehr am frühen Dienstagmorgen mitteilte, war die Explosion so stark, dass der Mann samt Fenster aus der Wohnung im vierten Obergeschoss auf den Hinterhof geschleudert und tödlich verletzt wurde.
Ein Polizeisprecher sagte, die Explosion sei "mutwillig herbeigeführt" worden. Die Ermittler haben herausgefunden, dass der Vater der Freundin des 17-jährigen Opfers die Verpuffung absichtlich verursacht hat. Sie werfen dem 52-Jährigen Mord vor, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Der Mann sei nicht mit der Beziehung seiner 14 Jahre alten Tochter mit dem Jugendlichen einverstanden gewesen.
Zwei Fälle von "Häuslicher Gewalt"
Der Tatverdächtige ist der Polizei bereits aus zwei Fällen von "Häuslicher Gewalt" im Mai und Juli bekannt. Opfer war in diesen Fällen seine Tochter. Auch damals war der Auslöser für die Gewalt des Vaters die Beziehung der 14-Jährigen zu dem jetzigen Opfer. Der Vater hatte beim letzten Vorfall auch schon den 17-Jährigen bedroht.
Das 17-jährige Opfer selbst hatte um 21.08 Uhr die Polizei alarmiert. Er sprach davon, dass jemand gewaltsam in seine Wohnung kommen wolle. Zwei Minuten später kam es zur Explosion. "Der 52-Jährige ist am Montagabend in die Wohnung eingedrungen und hat großflächig Benzin verteilt", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft weiter. Die Benzinlache soll er dann angezündet haben. Nach Zeugenangaben soll der 17-Jährige kurz vor der Verpuffung auf dem Fenstersims gestanden und um Hilfe gerufen haben. Durch die Druckwelle sei er dann durchs Fenster in die Tiefe geschleudert worden sein. Er erlag noch vor Ort seinen schweren Sturzverletzungen.
Etwa 50 Minuten vor dem Notruf hatte der Getötete bei der Polizei angerufen und sich in ruhigem Ton erkundigt, was er tun solle, wenn "jemand" "gleich" seine Tür eintreten und ihn zusammenschlagen wolle. Ein Beamter hatte ihm daraufhin geraten, dann sofort die 110 zu wählen.
In ein künstliches Koma versetzt
Die Mordkommission hatte die Ermittlungen übernommen und bereits in der Nacht am Tatort den Verdächtigen festgenommen. Der 52-jährige ist bei der Explosion ebenfalls schwer verletzt worden, konnte aber noch Angaben zum Brandgeschehen und seiner Beteiligung machen. Im Krankenhaus haben ihn die Ärzte in ein künstliches Koma versetzt.
Laut Polizei erlitten zwei weitere Mieter (22 und 53 Jahre alt) des Wohn- und Geschäftshauses leichte Verletzungen. Ein Mann war von der Feuerwehr über eine Drehleiter aus einer Nachbarwohnung gerettet worden. Nach kurzer Behandlung im Krankenhaus konnten die Leichtverletzten die Klinik wieder verlassen. Die zehn Wohnungen in den oberen Stockwerken sind laut Feuerwehr wegen des Brandgeruchs vorerst nicht mehr bewohnbar.
Die Polizei in Köln sucht Zeugen. Hinweise an das Kriminalkommissariat 11 unter Tel. 0221 / 22 90. (dapd/tap)