Unser Leben ist zuweilen auf seltsame Weise portioniert. So trennen viele Menschen ihr Leben radikal zwischen Arbeits- und Freizeit. Arbeit gilt als fremdbestimmt, während erst nach Feierabend das eigentlich Menschliche ausgelebt werden kann. So mancher Dienst nach Vorschrift schiebende Mitarbeiter zeigt in seiner Freizeit, was alles in ihm schlummert. Da wird im Chor gesungen, Nachbarschaftshilfe geleistet. Viele Arbeitsverhältnisse sind offenbar so fremdbestimmt organisiert, dass der Mensch sich erst nach der Arbeit so richtig als Mensch fühlt.

Demnach ist es folgerichtig, dass oft erst mit der Rente die wahre Befreiung von der alltäglichen Mühsal der Arbeit winkt. All diejenigen wird Wolfgang Clement mit seiner Forderung, das Renteneintrittsalter bis zum 80. Lebensjahr hochzuschrauben, verärgert haben. Natürlich ist es Quatsch, einen Dachdecker noch im hohen Alter auf dem Dachfirst balancieren zu lassen. Dennoch stößt Clement angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft eine wichtige Debatte an. Fitte Alte, denen ihre Arbeit Freude macht, sollten auch so lange arbeiten dürfen, wie sie möchten.