Duisburg-Wanheimerort. . Alle durften mitreden und gearbeitet wird tagsüber: In der Bio-Bäckerei Kabouter ist auch heute noch manches anders.
Im Wanheimerorter Hinterhof duftet es nach frischem Brot. Es ist früher Abend in der Backstube Kabouter – die Produktion läuft auf Hochtouren. Richtig, die Mitarbeiter backen nicht nachts, sondern tagsüber. In der Bio-Bäckerei ist einiges anders. Vor 40 Jahren wurde der Betrieb im Kollektiv von ein paar Studenten gegründet. Sie fühlten sich der niederländischen Kabouter-Bewegung verbunden. Deren Mitglieder protestierten in den 1960er und 1970er Jahren gegen den wachsenden Konsum und Umweltverschmutzung. Bei Demonstrationen blieb es nicht.
Einige kandidierten für Parlamente oder eröffneten die ersten Bio-Läden im Nachbarland. In Deutschland gab es die vergleichbare Gruppe der Kölner Heinzelmenschen und in Duisburg im Jahr 1979 ein paar Überzeugungstäter, die beschlossen eine Bäckerei zu gründen. Seitdem hat sich einiges verändert, doch auch Bärbel Systermann und ihr Team arbeiten noch immer aus Überzeugung.
Systermann wollte eigentlich den Job wechseln
Systermann hat ursprünglich eine Lehre in einer konventionellen Backstube gemacht. Dort lernte sie anzupacken, die Brote mussten schließlich pünktlich in den Regalen liegen. „Ich wollte schon immer Handwerkerin sein, das liegt mir“, erzählt sie. Nach der Ausbildung wollte sie dennoch eigentlich den Job wechseln. Ihre Schwester machte sie dann auf ein Stellenangebot bei Kabouter aufmerksam. „Jeder, der dazukam, wurde Gesellschafter und durfte mitentscheiden“, erinnert sie sich.
Das Korn wurde in einer kleinen Mühle in der Küche gemahlen. Alles wurde ausdiskutiert. Aber die Qualität schwankte, abhängig vom Getreide, das der Bauer lieferte. „Die meisten in der Gruppe waren zwar engagiert, aber es gab nur wenige Fachleute.“ Soll heißen: Mal ging das Brot nicht ganz auf, dann geriet es aus der Form. Den Kunden machte das anfangs nichts aus. Die Geschäfte holten die Ware sogar noch selbst ab.
Bärbel Systermann und die anderen Kabouter leisteten Pionierarbeit. „Wir haben dann mit den Bauern gesprochen, dass wir verlässliche Qualität brauchen, um immer gleich gut backen zu können.“ Andere Bio-Bäckereien entstanden, die Ansprüche stiegen. Doch die meisten Mitarbeiter blieben nicht lange bei dem Back-Kollektiv. Das Personal wechselte oft. Irgendwann fasste sich Systermann ein Herz: „Ich habe dann vorgeschlagen, jeden, der geht, durch einen Fachmann zu ersetzen. Und die Zahl der Entscheider zu begrenzen.“
Ein Kilo Brot für 4,20 Mark
Die Kunden wurden per Brief über die geänderte Struktur informiert. Ebenso wie über das neue Sortiment: „Wir können Euch eine neue Brotsorte anbieten: Ein feines leicht nussig schmeckendes Brot mit 40-50% Dinkel. Dinkel ist eine uralte Kulturform des Weizens und reicht an Kalzium, Phosphor und Eisen. 1 Kg Brot für 4,20 DM.“ In einer anderen Mitteilung wird den Kunden Paniermehl und Schwarzbrot annonciert. Nicht alle Mitarbeiter waren mit den Neuerungen einverstanden. Einer gründete seine eigene Mühle am Niederrhein, andere bauten einen Naturkostvertrieb in Frankreich auf. Zu Bärbel Systermann sagten sie: „Dass du uns gut auf unsere Bäckerei aufpasst.“ Jahre später sitzt sie im Büro, die alten Schwarz-Weiß-Bilder an der Wand, und sagt: „Das war eine ganz schöne Verantwortung.“
Längst hat sich Kabouter einen Namen in der Region gemacht. Das Brot wird nicht nur in den eigenen Geschäften verkauft, sondern auch in Reformhäusern und Bioläden. „Ich würde mir eigentlich wünschen, dass es so weiter geht und die Bäckerei so weiter geführt wird.“
>>> „Brot schmeckt auch nach ein paar Tagen“
„Unser Brot ist gesund und macht richtig satt“, betont Bärbel Systermann den Unterschied zu Backprodukten, die man im Supermarkt bekommt. Und: „Es schmeckt auch noch nach ein paar Tagen. Dann ist es nur etwas reifer.“
Nähere Informationen zu Kabouter gibt es im Netz: www.kabouter.de