Essen. . Mit neuem Programm „Willkommen in Matzeknopien – ich mach’s jetzt selbst“ tourt Matze Knop ab Mitte Februar durch die Region. Ein Interview.

Die Figur „Supa Richie“ machte Matze Knop Mitte der 90er-Jahre einem breiten Publikum bekannt. Seitdem war der Lippstädter regelmäßig im TV zu sehen, vor allem als Parodist bekannter Persönlichkeiten wie Lothar Matthäus, Dieter Bohlen oder Franz Beckenbauer. Nun geht der 44-jährige Comedian mit seinem vierten Bühnenprogramm „Willkommen in Matzeknopien – ich mach’s jetzt selbst“ auf Tour und sprach darüber mit Patrick Friedland.

Herr Knop, bauen Sie jetzt selbst ein eigenes Land auf, weil Sie von unserer Gesellschaft genervt sind?

Das kann man ein Stück weit so sagen. Ich warte jetzt nicht mehr darauf, dass andere etwas für mich regeln – getreu dem Motto „Ich hab die Schnauze voll“. Da gibt’s im Alltag ja genügend, zum Beispiel der Handwerker, der nicht kommt, oder wenn er kommt, nur Mist baut. In meinem Land gibt es sowas nicht. Das Publikum darf sich dazu angeregt fühlen, jeweils ein eigenes Land im Herzen aufzubauen – ein wenig wie in Pippis Taka-Tuka-Land.

Herr Knop, sie haben die ersten Previews hinter sich – wie war’s, was nehmen Sie mit?

Es lief gut, ich habe meine Wunschvorstellung jetzt gefunden. Man stellt natürlich fest, dass nicht jede Idee immer gleich funktioniert. Bei drei Shows habe ich das Programm dreimal in einer anderen Reihenfolge vorgetragen und hier und da mal ein paar Gags ausgetauscht.

Werden Sie auch politisch?

Natürlich kriegen die Politiker in meinem Land auch ihr Fett weg. Unsere Politiker labern ja auch mehr, als dass sie etwas entscheiden. Der einzige, der noch geschlossen hinter Angela Merkel steht, ist der Berliner Flughafen. In Matzeknopien gibt es auch nur zwei Parteien. Die „Ich mache alles richtig“- und die „Ich bau nur Scheiße“-Partei. Damit man sich bei der Wahl nicht vertun kann.

Finden Ihre Parodien auch Platz im Programm?

Wenn ich nicht parodieren würde, wären die Leute enttäuscht. Ich habe mir auch schon überlegt, welche Rolle die Promis in Matzeknopien spielen werden. Lothar Matthäus ernenne ich zu meinem Frauenbeauftragten, Dieter Bohlen komponiert die Nationalhymne, Jürgen Klopp wird Verteidigungsminister. Die Stimmen kommen im Programm vor, für die Masken brauchen wir aber immer so zwei bis drei Stunden – das ist für so eine Bühnenshow natürlich nicht machbar.

Was ist mit Supa Richie?

Der ist natürlich mit dabei, die Hauptstadt von Matzeknopien heißt ja nicht umsonst „Puerto de la Richie“.

Was macht denn für Sie eine richtig gute Parodie aus?

Ich muss möglichst nah am Original sein, aber immer noch einen draufsetzen. Eine Parodie hält für zehn, vielleicht 20 Sekunden. Dann erwartet der Fan schon den ersten Gag. Das ist nicht immer so einfach. Jemandem wie Jupp Heynckes, der ein eher unspektakulärer Typ ist, dem muss man dann noch etwas Zusätzliches geben. Was die Gefahr mit sich bringt, dass man sich dann wieder zu weit vom Original entfernt.

Für manche Ihrer Parodien gab es auch schon gepfefferte Kritik. Wie gehen Sie damit um?

Wer mit sowas an die Öffentlichkeit geht, der muss ja mit Gegenwind rechnen. Ich lese mir die negativen Kritiken durch und suche nach Punkten und Nuancen, mit denen der Schreiber Recht haben könnte. Es gibt aber auch einige, wo ich mir denke: „Das ist deine Meinung, ich sehe das ganz anders.“ Wenn die Originale auf mich zukommen und sagen, wie toll sie das finden oder mich im Nachhinein sogar nach gemeinsamen Videodrehs fragen, ist das ja schon ein Ritterschlag. Nach all den Jahren im Geschäft weiß ich, wie ich da jeweils rangehen muss. Ich mache mich nicht mehr zur Geißel anderer. Am Ende entscheidet sowieso immer das Publikum – Humor ist Geschmackssache.

Fühlte sich jemals ein Star von Ihnen verunglimpft?

Nein, bisher reagierten eigentlich alle locker. Neulich habe ich Lothar Matthäus getroffen, der zu mir sagte: „Ah, da ist ja der Mann, der durch mich Karriere gemacht hat.“

Wie lange studieren Sie jemanden, bis Sie die Parodie „im Sack haben“?

Unterschiedlich. Vor so einer Show eine ganze Weile, weil natürlich Automatismen sitzen müssen. Dann darf ich mir keine Gedanken mehr über Mimik, Gestik, Ton und Haltung der Person machen. Vor der Kamera geht es schneller, da muss man spontaner sein. Passiert etwas in der Bundesliga, setze ich mich am Abend noch vor den PC, studiere die Person, mein Bruder schmeißt die Kamera an, wir nehmen auf, verwerfen es wieder, nehmen wieder auf und dann wird es gesendet, obwohl es noch nicht perfekt ist.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten im Geschäft: Wie hat sich die deutsche Comedy im Laufe der Zeit verändert?

Wenn ich mir die Supa-Richie-Geschichten von damals heute anhöre, muss ich sagen: Die Pointendichte war im Vergleich zu heute ziemlich dünn (lacht). Das hat damals keinen gestört – im Gegenteil. Aber da stand die deutsche Comedy noch in den Kinderschuhen. Dieses richtige Comedy-Feeling in Deutschland kam halt erst Mitte der 90er-Jahre mit RTL Samstag Nacht und Wochenshow so langsam auf. Ich erinnere mich an meine damaligen Touren als Supa Richie. Da hing in den Hallen ein Plakat von Rüdiger Hoffmann, eins von Michael Mittermeier, eins von Badesalz oder Mundstuhl – das war’s. Es war überschaubar. Komme ich heute in diese Hallen, hängen da zehn verschiedene Plakate – und alle Namen, die da draufstehen, kenne ich aus dem Fernsehen. Der Kuchen ist deutlich größer geworden, aber Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.

Immer wieder ein Thema ist „Political Correctness“ – wie viele Witze über Randgruppen sind Ihrer Meinung nach erlaubt?

Gerade in Deutschland machen sich extrem viele Gedanken über Dinge, wo man sagt: „Da kann ich sehr viel Zeit hinein investieren, muss es aber nicht.“ Ich glaube, dass es zu viele Leute gibt, für die das Nachweisen von Fehlern die einzige Antriebsfeder im Leben ist. Wenn Leute dieselbe Energie und Zeit für das Teilen irgendwelcher Charity- oder Hilfsaufrufe aufbringen würden, wie die, die sie für das Kommentieren von Posts und Gags über Randgruppen aufbringen, wäre unsere Gesellschaft einiges weiter. Und es ist als Comedian so, dass man nicht immer mit jedem Gag richtig liegt und Fehler macht. Auch ich dachte mir schon einige Male: „Da hättest du besser nochmal drüber nachgedacht.“

Sicherlich war ihr Tweet über das erste Transgender-Model auf dem Cover des „Playboy“ im vergangenen Jahr so ein Fall …

Dazu erhielt ich im Internet sogar Drohungen. Man fordert auf der einen Seite Toleranz ein, dann wird ein anderer bedroht – das passt nicht so recht zusammen. Ich habe sogar einen Transsexuellen in die Show geholt, ich wollte mich dann auch näher mit dem Thema auseinandersetzen. Aber das hat schon wieder keinen mehr interessiert. Um das nochmal zu betonen: die Energie, die man teils auf Drohungen oder Kritiken aufwendet – kanalisiert das doch in etwas Positives, dann kommen wir alle ein ganzes Stück weiter.

Kommen wir nochmal zum Showtitel zurück: Was macht denn Matze Knop denn privat am liebsten selbst?

Fußball kann ich gut – ich spielte ja viele Jahre Kreisliga. Surfen versuche ich ... immer wieder im Sommer. Jetzt habe ich Eishockey für mich entdeckt. In Lippstadt haben wir eine neue Eishalle, da spiele ich jetzt einmal die Woche mit meinem Bruder, ein paar Russen und Skaterhockey-Spielern. Ist anstrengend, macht aber auch viel Spaß. Und von den Russen kann man richtig was lernen.

Letzte Frage: Sie haben Journalismus studiert. Was würde der Student Matze Knop den Comedian Matze Knop fragen?

Wahrscheinlich, ob ich mit all meinen im Leben getroffenen Entscheidungen zufrieden bin. Ich würde wohl mit „Nein“ antworten. Aber vielleicht sind auch gerade die Fehlentscheidungen die gewesen, die mich wirklich im Leben weitergebracht haben. Zum Glück waren aber auch viele gute Entscheidungen dabei – ich bin mit dem Verhältnis zufrieden. Man kann ja eh nicht mehr ändern, was passiert ist und sollte nach vorne schauen.

>>>INFO: Matze Knop auf Tour

14.2. Neukirchen-Vluyn (Kulturhalle), 15.2. Mönchengladbach (Gründungshaus), 16.2. Krefeld (Kulturfabrik), 17.2. Wesel (Scala), 4.4. Dortmund (Goldsaal), 5.4. Lippstadt (Südliche Schützenhalle), 6.4. Düsseldorf (Capitol), 7.4. Lüdenscheid (Kulturhaus), 7.11. Essen (Weststadthalle), 16.11. Meschede (Stadthalle).

Karten ab ca. 30 € gibt’s in unseren LeserLäden, unter 0201/804 60 60 und auf www.ruhrticket.de.