HATTINGEN. . Ali Atlanovic Magomedov (37) floh 2014 aus seiner Heimat Tschetschenien. Ein Praktikum beim Betriebsamt mündete nun im festen Arbeitsvertrag.

Wie es gewesen ist, das Jahr 2018 für Ali Atlanovic Magomedov? Auf diese Frage braucht der 37-Jährige gar nicht erst zu antworten, dafür muss man ihn nur ansehen, diesen Mann mit dem charmanten Dauerlächeln. Gut war es, das vergangene Jahr – und das insbesondere, weil er wenige Wochen vor dessen Ende die Nachricht erhalten hat, dass er bei der Stadt Hattingen eine Festanstellung erhält. In Kraft getreten am gestrigen Neujahrstag.

Es war irgendwann Anfang Dezember, erinnert sich Ali Atlanovic Magomedov, als Solveig Holste, die Leiterin des Fachbereichs Stadtbetriebe und Tiefbau, ihn zu sich gerufen habe: „Herr Magomedov, Sie dürfen bei uns bleiben.“ Für immer. Als erster Geflüchteter seit der neuen deutschen Willkommenskultur, im Sommer 2015 manifest geworden im „Wir-schaffen-das“-Satz von Bundeskanzlerin Merkel, gehört er nun also zu den festen Mitarbeitern der Stadt. Ein Grund zu feiern?

Vielleicht. Doch Ali Atlanovic Magomedov bleibt bescheiden. Zudem ist ja noch nicht entschieden, dass der gebürtige Tschetschene dauerhaft in Deutschland bleiben darf, vorerst hat er für dieses Land nur eine Aufenthaltsgestattung, darf sich hier bis zum Abschluss seines Asylverfahrens aufhalten.

Er wird zum dritten Mal Vater

Dass dieses Verfahren früher oder später positiv beschieden wird, darauf hofft Ali Atlanovic Magomedov indes sehr, zumal ihm Hattingen längst zur zweiten Heimat geworden ist. „Mir gefällt alles hier“, betont er – und auf die Frage, ob er nicht doch einmal nach Tschetschenien zurück wolle, schüttelt er sacht, aber bestimmt den Kopf.

© Volker Speckenwirth

Mehr sagen möchte er dazu nicht. Wie er auch über die Gründe für die Flucht aus seinem Heimatdorf Prigorodnoe, das er 2014 zusammen mit seiner Frau Betimat (21) und seinem Bruder Anzor (35) verließ, nicht reden mag. Zu schlimm die Erinnerungen, zu schmerzlich. Und zu gefährlich für die zurückgebliebenen Angehörigen. Für einem kurzen Moment lächelt der 37-Jährige jetzt nicht mehr.

Er arbeitet gern im Freien

Doch als er nach seiner aktuellen Arbeit gefragt wird, kehrt das Lächeln rasch zurück. Von den städtischen Bäumen heruntergefallene Äste räume er aus dem Weg, stutze Sträucher, säubere Spielplätze und die städtischen Grünanlagen. Es sei dieses Arbeiten an der frischen Luft, das ihm so großen Spaß macht. Schon im Oktober 2017, als er ein Praktikum beim Betriebsamt der Stadt begann, bei dem er als Helfer für die Entsorgung des Laubes tätig war, hatte er das gesagt: dass er, gelernter Maurer, gern im Freien arbeite. Was ihm bei all’ seinen Tätigkeiten besonders gut gefällt? „Die Arbeit mit dem Puster“, dem Laubsauger, antwortet er kurz und knapp.

Ali Atlanovic Magomedov ist eben kein Mann großer Worte. Und noch immer braucht er eine gewisse Anlaufzeit, um in der Sprache seiner neuen Heimat zu sprechen. Dabei beherrscht er die schon durchaus gut, das B1-Level hat der 37-Jährige, der derzeit einen Fortgeschrittenen-Sprachkursus bei der VHS besucht, bereits absolviert. Und er lernt fleißig weiter. Oft, sagt sein Vorgesetzter Klaus Röhle, bringe er sogar sein Wörterbuch zur Arbeit mit – zum Lernen während der Pausen.

Die nächste Sprachprüfung ist ein Ziel

Die nächste Sprachprüfung, sie ist also ein Ziel für Ali Atlanovic Magomedov. Was er sich noch erhofft für 2019? „Ich wünsche mir“, antwortet der Vater zweier zwei und fast vier Jahre jungen Kinder da, „dass mein drittes Kind in Kürze gesund auf die Welt kommt.“

Und dabei lächelt er noch ein wenig mehr als sonst.

>>> MIT EINEM PRAKTIKUM FING ALLES AN

Am 9. Oktober 2017 begann Magomedov ein Praktikum beim Betriebsamt als Helfer für die Laubentsorgung. Wegen der Haushaltssperre wäre diese freiwillige Leistung sonst entfallen.

Vermittelt wurde er damals durch die IQ Ruhr GmbH, Innovation und Qualifikation, die Migranten in Maßnahmen für den Arbeitsmarkt qualifiziert.