Hattingen. Modernisierungen verschärfen die Lage, weil sie zu höheren Mieten führen. Die Stadt registriert in diesem Bereich deutlich mehr Beratungsbedarf.
Die Lage auf dem sozialen Wohnungsmarkt entwickelt sich dramatisch. Aktuell stehen in Hattingen noch rund 1300 Sozialwohnungen zur Verfügung. Im Jahr 2025 werden es weniger als die Hälfte sein. „Mehr als 670 Wohneinheiten fallen bis dahin aus der gesetzlichen Bindung“, sagt Stefanie Berkermann, Leiterin des Fachbereichs Soziales und Wohnen bei der Stadtverwaltung. 380 Wohnungen werden dann allein in der Stadtmitte fehlen. Seit 1998 ist der Bestand öffentlich geförderter Mietwohnungen in Hattingen um mehr als 60 Prozent zurückgegangen.
Stadt hat viele Wohnhäuser verkauft
Der Ablauf der Bindungsfrist im privaten Wohnungsbau markiert nur eine Seite des Problems. Denn wie viele überschuldete Kommunen hat sich auch Hattingen in den vergangenen Jahren massiv von eigenen Sozialwohnungen getrennt. Aus eigener Kraft kann die Kommune also kaum gegensteuern.
Untätig sind Rat und Verwaltung indes nicht. SPD-Stadtverbandsvorsitzender Manfred Lehmann hat das Thema zur Chefsache erklärt, Friedhelm Knippel, Fraktionschef der Linken, in seiner Etatrede einmal mehr vehement für mehr sozialen Wohnraum gestritten. Durchgängig markiert die Politik seit einiger Zeit alle privaten Wohnungsbauvorhaben mit einer 25-Prozent-Marke. Dieser Anteil an Wohnungen muss in die Sozialbindung, sonst wird das Vorhaben gekippt.
„Da geschieht also etwas“, sagt Baudezernent Jens Hendrix. „Im neuen Wohnquarteier an der Bredenscheider Straße, auf dem Geländer der alten Feuerwache und auch auf den ehemaligen Coca-Cola-Gelände werden ein Viertel der Neubauten Sozialwohnungen sein. Allerdings: In absoluten Zahlen sind die zusätzlichen Mietangebote für sozial Schwächere leider überschaubar.“
Auch Senioren haben viele Fragen
Modernisierungsmaßnahmen in Wohngebäuden könnten das Problem zusätzlich verschärfen. Oft seien die daraus resultierenden Mieterhöhungen so drastisch, dass sich die betroffenen Familien die Wohnung nicht mehr leisten können.
Was in gleichem Maße dramatisch ansteigt: der Beratungsbedarf. „Der betroffene Personenkreis wird größer und die Zahl der Fragen und Probleme steigt ebenfalls“, hat Stefanie Berkermann beobachtet. Seit Jahren bietet ihr Fachbereich Informationsgespräche rund um das Thema Wohnen an, oft auch zu speziellen Themen wie Seniorenwohnungen, Pflegebedürftigkeit oder – noch spezieller – Wohnanpassung von Bad oder Toilette.
„Neben den Seniorenwohnungen wird uns das Thema Sozialwohnungen künftig noch stärker beschäftigen“, weiß Berkermann.