Bochum. . Zum Auftakt der Ruhrtriennale wird in Bochum „Pelléas et Mélisande“ gespielt. Es ist der Startschuss für 135 weitere Veranstaltungen.
Eine Familie erstickt an sich selbst... Als der älteste Sohn eine schöne, heimatlose Frau heiratet, scheint das alles zu verändern – Mit diesen zwei Sätzen beschreibt die Ruhrtriennale, was die Besucher bei „Pelléas et Mélisande“ erwartet.
Die Neuinszenierung der erstmals 1902 in Paris aufgeführten Oper von Claude Debussy ist die diesjährige Eröffnungsproduktion der Ruhrtriennale. Am 18. August bringen es der französische Dirigent Sylvain Cambreling und der polnische Regisseur Krzysztof Warlikowski mit den Bochumer Symphonikern in die Jahrhunderthalle.
Größtmögliche Fremdheit
Dabei ist die Wahl des Veranstaltungsorts durchaus ein Wagnis. „,Pelléas et Mélisande’ in einer Industriehalle zu inszenieren, gleicht einem Versetzen des Werkes an einen Ort größtmöglicher Fremdheit, denn im Stück fällt zunächst die Intimität der Szenen auf“, heißt es bei der Ruhrtriennale. Doch durch Architektur und Geschichte der Jahrhunderthalle werde das Stück in die moderne Welt versetzt.
Dieser Transfer ist sicher ebenso spektakulär wie die mit Spannung erwartete Hauptdarstellerin: Die Partie der Mélisande singt die kanadische Star-Sopranistin Barbara Hannigan. Die gefeierte und vielfach ausgezeichnete Ausnahmekünstlerin, Jahrgang 1971, ist weltweit unterwegs – und mit der Rolle der Mélisande bestens vertraut. Sie sang die Partie auch 2016 beim Aix-en-Provence Festival in Frankreich.
So viele kostenlose Veranstaltungen wie nie
„Pelléas et Mélisande“ ist nur einer der Höhepunkte des aktuellen Ruhrtriennale-Jahres. „So viele kostenlose Veranstaltungen wie nie“, kündigte Intendant Johan Simons schon im März bei der Programmvorstellung an. In seiner Abschiedssaison, über die er die drei Worte „Freude“, „schöner“ und „Götterfunken“ gestellt hat, gibt es mehr als 40 Produktionen, 21 Uraufführungen, Neuinszenierungen, Deutschlandpremieren und Installationen. Insgesamt 135 Veranstaltungen. 40.000 Eintrittskarten sind in den Verkauf gegangen.
Dass das Festival solche Dimensionen annehmen würde, war bei der Gründung keineswegs abzusehen. Nachdem 1999 die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA) endete, entstand die Idee für ein Festival, das die während der IBA erschlossene „Industriekultur“ weiterentwickeln sollte. Ein Festival für die ganze Region sollte es werden, und es sollte sich je über einen Zeitraum von drei Jahren erstrecken. Von 2002 bis 2004 ging dann unter Leitung von Gerard Mortier die erste Ruhrtriennale über die Bühnen. Von Beginn an standen neben dem Programm besonders die außergewöhnlichen Spielstätten im Mittelpunkt des Festivals.
Daran hat sich auch 2017, im 16. Jahr der Ruhrtriennale, nichts geändert. Erneut werden vom 18. August bis zum 30. September die Industriehallen der Region zu Spielorten für Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Installationen und Konzerte.