Gerade wenn die Tage kürzer werden, ist Widerstandsfähigkeit von Körper und Seele wichtig. Dazu muss man einige Tipps beachten

Immer öfter wird über die sogenannte Resilienz gesprochen. Da Resilienz viele Lebensbereiche und Situationen betrifft, gibt es nicht die eine Resilienz-Definition. Im Großen und Ganzen bedeutet die Resilienz die Anpassungsfähigkeit und kognitive Flexibilität mit Krisen, widrigen Umständen, Problemen, Veränderungen und Stress umzugehen unter gleichzeitiger Erhaltung des psychischen Wohlbefindens, der Selbstregulation und Regeneration.

Was Stress betrifft, ist inzwischen längst bewiesen, dass er die Entstehung von verschiedenen Krankheiten begünstigen und das Immunsystem stark schwächen kann. Und wann ist ein starkes Immunsystem besonders wichtig, wenn nicht im Herbst und Winter? Der Fokus auf Resilienz kann nicht nur die Psyche, sondern auch den Körper stärken, die Gesundheit aufrechthalten und nachhaltig wirken.

Resilienz-Tipps für Herbst und Winter

Soziale Interaktionen. In der warmen, sonnigen Jahreszeit fällt es leichter, soziale Kontakte zu pflegen und allgemein sozial aktiver zu sein. In der Wintersaison lässt das in der Regel nach. Umfangreiche Forschungen zeigen jedoch, dass soziale Bindung und Interaktion für die Stärkung der Resilienz von zentraler Bedeutung sind. Sie aktivieren das Belohnungssystem im Gehirn und setzen die Glückshormone Oxytocin und Endorphine frei, die die Stressreaktion reduzieren und für mehr Wohlbefinden sorgen.

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Was tun? Sich beispielsweise mit Freunden, Partner oder Familie zum Spieleabend verabreden, draußen mit anderen Menschen trainieren oder gemeinsam spazieren gehen. In Sportvereine gehen, an Workshops teilnehmen, tanzen gehen. Wichtig ist dabei, dass die sozialen Interaktionen positiv gehalten werden, einen positiven Einfluss haben, positive Emotionen hervorrufen. Hat man im Leben weniger mit Menschen zu tun, ist ein Einzelgänger, lebt allein, ist schüchtern oder aus einem anderen Grund eher einsam, lässt sich auch das mit kleinen sozialen Interaktionen verbinden. Man kann etwa soziale Hilfe leisten, sich ehrenamtlich engagieren, sich zu Kursen anmelden, auf Konzerte gehen, in der Nachbarschaft Veranstaltungen wie Lesungen aufsuchen, nebenbei ein paar Euro mit einer Nachbarschaftshilfe verdienen. Im Internet nach Gruppen mit dem gleichen Ziel suchen und sich dann zu einem Stammtisch verabreden, Gruppen mit gleichen Hobbys in sozialen Medien finden oder an virtuellen Treffen, wie Präventionsthemen teilnehmen.

Widerstandsfähigkeit lässt sich sehr gut in der Natur aufbauen. Im Bild: Andrea Fuest (r), Natur-Resilienz-Trainerin, und Ulrike Messerer von der Volkshochschule Kreis Groß-Gerau (KVHS) sitzen im Naturschutzgebiet Auwald Kühkopf bei Stockstadt unter einer Eiche. Ein Spaziergang im Wald ist für viele Menschen gerade im Herbst eine willkommene Abwechslung. Intensiv kann man seine Umwelt beim Waldbaden erleben.
Widerstandsfähigkeit lässt sich sehr gut in der Natur aufbauen. Im Bild: Andrea Fuest (r), Natur-Resilienz-Trainerin, und Ulrike Messerer von der Volkshochschule Kreis Groß-Gerau (KVHS) sitzen im Naturschutzgebiet Auwald Kühkopf bei Stockstadt unter einer Eiche. Ein Spaziergang im Wald ist für viele Menschen gerade im Herbst eine willkommene Abwechslung. Intensiv kann man seine Umwelt beim Waldbaden erleben. © dpa | Arne Dedert

Tageslicht suchen. Der Wechsel der Jahreszeiten, weniger Tageslicht und mehr Dunkelheit stellen für den Körper eine Herausforderung dar. Die Folge ist eine schlechtere Laune und das Risiko einer saisonal abhängigen Depression (SAD). Mit mehr Licht im Alltag während der Herbst- und Winterzeit kann man besser einer depressiven Episode vorbeugen oder SAD-Symptome lindern. Was tun? Fängt man zum Beispiel mit der Arbeit später an, dann ist es möglich, morgens durch einen Spaziergang zur Arbeit Tageslicht zu tanken. Geht das nicht, dann wäre es gut, die Mittagszeit dafür zu nutzen. Wenn möglich, einen Kurzurlaub in wärmere Länder machen, in denen der Tag noch länger ist, oder ein verlängertes Wochenende in den Bergen. Generell die Zeit an schönen sonnigen Tagen draußen und nicht drinnen planen. Sollten auch diese Aktivitäten nicht möglich sein, dann können Maßnahmen wie Lichttherapie mit Tageslichtlampe hilfreich sein.

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Hygge. Ein Tapetenwechsel tut der Seele gut und gehört zur Strategie des Stressmanagements. So ein Tapetenwechsel kann auch in den eigenen vier Wänden stattfinden, und zwar mit Hygge. Hygge ist ein dänisches Glückskonzept, bei dem man es sich mit Kerzen, stimmungsvollem Licht, Lichterketten, einer flauschigen Decke und Kissen, einem Kaminfeuer-Video im Fernsehen, einem Buch, Tee oder Kakao und der Lieblingsmusik richtig angenehm, entspannt, kuschlig und gemütlich macht.

So ein schönes Ambiente lässt sich auch gut mit sozialen Interaktionen kombinieren, wo man gemeinsam Filme schaut, bei Glühwein Karten spielt oder einen Kochabend macht. Da aber Hygge gerade in dieser Zeit die Atmosphäre so besonders macht, ist es eigentlich die perfekte Zeit, auch mal allein für sich und mit sich selbst zu sein.

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Weitere Tipps für mehr Resilienz. Regelmäßiger Kontakt mit der Natur; Detox von schlechten Nachrichten; Optimismus üben (Challenge: eine Woche ohne zu meckern); den Tag offline beginnen (kein Handy oder Fernsehen); eine positive Morgenroutine (etwa 10 Min. Morgengymnastik, Mediation, leckerer Kaffee), gesunde Ernährung.

Dies ist ein Artikel aus der Digitalen Sonntagszeitung. Die Digitale Sonntagszeitung ist für alle Zeitungsabonnenten kostenfrei. Hier können Sie sich freischalten lassen. Sie sind noch kein Abonnent? Hier geht es zu unseren Angeboten.