Essen. Das Gründungsklima wird wieder besser. Bei der Zahl der Start-ups hinkt das Ruhrgebiet aber weiter hinterher. Eine Revierstadt hat die Nase vorn.

Die Corona-Pandemie hat Gründerinnen und Gründern von Start-ups bundesweit einen spürbaren Dämpfer versetzt. Doch im ersten Halbjahr 2023 hat die Gründerszene nach aktuellen Zahlen wieder deutlich an Fahrt aufgenommen. Auch im Ruhrgebiet?

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Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 ist die Start-up-Gründungsaktivität in Deutschland in den ersten sechs Monaten 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 Prozent auf knapp 1300 junge Firmen angestiegen. Das hat der Start-up-Verband ermittelt. Im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2021 bewegt sich der Wert aber weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Der Verband sieht den Abwärtstrend beim Gründungsklima zwar erst einmal gestoppt. Andauernde wirtschaftliche Unsicherheiten setzten der Szene aber weiter zu, heißt es.

Start-ups: NRW belegt nur Platz 7 von 16

Die Entwicklung in den Regionen ist höchst unterschiedlich. Im ersten Halbjahr 2023 wurden im Ruhrgebiet 49 Start-ups gegründet. Das sind 23 Prozent gemessen an der Gesamtzahl in Nordrhein-Westfalen. Im Vergleich zu anderen Bundesländern steht NRW aber nicht besonders gut da. Pro 100.000 Einwohner gab es hier bis Juni 1,2 neue Start-ups. Damit belegt NRW Platz sieben von 16. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 1,6. Hotspots sind nach wie vor die Stadtstaaten Berlin (7,2) und Hamburg (4,9).

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Innerhalb des Ruhrgebiets ist Bochum die Stadt mit der höchsten Gründungsintensität. In den zurückliegenden zwölf Monaten sind in Bochum 3,9 Start-ups pro 100.000 Einwohner angemeldet worden. Bundesweit belegt die Stadt trotzdem nur Rang 30 der 76 Städte mit mehr als 150.000 Einwohnern. Es folgen Dortmund (3,2) und mit einigem Abstand Essen (2,2), Duisburg (1,2) und Mülheim (1,2). Die rote Laterne der Republik trägt Herne, wo es überhaupt keine neuen Start-ups gab. Die Plätze 55, 54 und 53 gehen an Gelsenkirchen (0,4 Start-ups pro 100.000 Einwohner), Oberhausen (0,5) und Hagen (0,5).

Aachen, Köln und Düsseldorf weit vorn

Bei den Gründungsaktivitäten innerhalb Nordrhein-Westfalens trennt die Ruhrgebietsstädte ein riesiger Abstand zu den Hochburgen Aachen (6,8), Köln (6,7) und Düsseldorf (5,8). Unter die nationale Top 10 haben es nur die NRW-Städte Köln und Aachen geschafft. Ganz oben spielen nach der Auswertung des Start-up-Verbands forschungsnahe Standorte wie Karlsruhe, Darmstadt und Heidelberg mit. Selbst Oldenburg landet noch vor den besten NRW-Städten.

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Da ist es auch kein Trost, dass die Gründungsmentalität in Bayern gegen den Trend leicht rückläufig ist. München konnte dennoch den Titel als Gründungshauptstadt knapp vor Berlin verteidigen. Unter dem Strich wertet das Wirtschaftsbündnis Initiativkreis Ruhr die Entwicklung als positiv. „Die Startup-Szene im Ruhrgebiet hat sich erholt und kommt sogar gestärkt aus den Krisenjahren zurück. Waren 2021 und 2022 von der Pandemie und besonders dem Ukraine-Krieg geprägt, zeigt der positive Trend nach oben“, sagte Rebekka Bracht von der Gründerallianz Ruhr unserer Redaktion.

„Gemeinsam als Region schneidet das Ruhrgebiet gut ab. Denn nimmt man die Zahlen aller Städte des Ruhrgebiets im Sinne einer Metropolregion zusammen zeigt sich, dass viele Ruhris den Sprung in die Gründung wagen“, so Bracht. Der Initiativkreis Ruhr werde Gründerinnen und Gründer weiter unterstützen. „So schaffen wir es sicherlich auch im deutschlandweiten Ranking Plätze aufzuholen.“

>>> Start-up-Gründungen seit 2019

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Essen: 75; Dortmund: 68; Bochum: 56, Kreis Recklinghausen: 29, Duisburg: 25; EN-Kreis: 24; Mülheim; 17; Oberhausen: 11; Herne: 5; Gelsenkirchen: 5; Hagen: 4; Bottrop: 2