An Rhein und Ruhr. . Verbraucher zahlen fürs Kilo Schweinefleisch zwei bis drei Euro mehr als vor Jahresfrist. Die Nachfrage aus Fernost lässt den Preis steigen.

Wer beim Fleischeinkauf auf Preise achtet, dürfte bemerkt haben: Schweinefleisch ist deutlich teurer geworden. Die in Asien seit Sommer 2018 um sich greifende Afrikanische Schweinepest lässt auch in Deutschland die Preise kräftig steigen, denn die Chinesen kaufen in Europa kräftig ein, um ihren Bedarf zu decken.

„Für den Verbraucher hier ist Schweinefleisch derzeit sicher zwei bis drei Euro teurer als vor einem Jahr“, sagte Adalbert Wolf, Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Landesverbandes Fleischerhandwerk, im Gespräch mit der Redaktion. Grillfans werden sich in der anbrechenden Saison darauf einstellen müssen.

Schlachtpreis rasant gestiegen

Wolf glaubt, dass das Ende der Fahnenstange beim Preis noch nicht erreicht ist. Der Bonner ist aber überzeugt, dass Fleisch bezahlbar bleibt: „Und wenn statt Schwein das ein oder andere gute Stück Rindfleisch mehr auf dem Teller landet, hat das sicher auch etwas Positives.“ Zudem habe gutes Fleisch auch mit Blick auf das Tierwohl nun mal seinen Preis.

Fest steht: Der Schlachtpreis pro Kilo Schwein ist seit Jahresbeginn rasant gestiegen – von 1,36 Euro zu Jahresbeginn auf 1,73 Euro Ende April, wie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft berichtet. Der aktuelle Preis liegt damit satte 37 Cent über dem Vorjahreswert, als Schweinepreis aber auch besonders günstig war.

„Die Preiserholung war bitter nötig“: Bernhard Conzen, rheinischer Bauernpräsident.
„Die Preiserholung war bitter nötig“: Bernhard Conzen, rheinischer Bauernpräsident. © RLV

Die Landwirte freut es: „Für Sauenhalter und Schweinemäster war die Preiserholung bitter nötig“, sagte der rheinische Bauern Präsident Bernhard Conzen gegenüber der Redaktion. Wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage hatte sich die Zahl der Sauenhalter in NRW seit dem Jahr 2010 fast halbiert. Conzen gab zu bedenken, dass die „aktuelle Preisphase auch nicht ewig halten“ werde.

China ist ein riesiger Markt für Schweinefleisch

China gilt mit einer Jahresproduktion von 55 Millionen Tonnen als der mit Abstand größte Erzeuger von Schweinefleisch rund um den Globus – aber eben auch riesiger Markt. Seit dort im August 2018 amtlicherseits der erste Fall von Afrikanischer Schweinepest (ASP) bestätigt wurde, sind riesige Bestände gekeult worden.

Nach Angaben der Regierung in Peking ist der Schweinebestand im Februar 2019 gegenüber dem Vorjahr um 16,6 % kleiner ausgefallen. Der Gesamtschweinebestand in China lag bei rund 400 Millionen Tieren.

Enorme wirtschaftliche Schäden befürchtet

Sorgen vor ASP gibt es auch in Nordrhein-Westfalen. Die für den Menschen ungefährliche, für Tiere aber tödliche Seuche breitet sich bei Wildschweinen in Osteuropa aus, auch aus Belgien wurden erste Fälle gemeldet – bislang aber keiner aus Deutschland. Sollte die Seuche übergreifen, würde es Exportbeschränkungen für Schweinefleisch geben. Landwirte und Fleischindustrie befürchten enorme wirtschaftliche Schäden für diesen Fall.

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Die globale Engpass beim Schweinefleisch dürfte auch bei der an diesem Samstag (4,Mai 2019) in Frankfurt beginnenden internationalen Leitmesse der Fleischwirtschaft IFFA immer wieder ein Thema sein. Der in Bonn ansässige Bundesverband der deutschen Fleischwarenindustrie hatte kürzlich davor gewarnt, dass er seine mittelständischen Unternehmen „vor großen Belastungen“ sehe.

Besonders teuer: Schinken, Bäuche und Schulter

Das Problem: Die hohen Schweinefleischpreise machen den Einkauf für die verarbeitenden Betriebe teuer. Besonders deutlich spüre man das bei Teilstücken wie Schinken, Bäuchen oder Schulter. Die Betriebe sorgen sich, dass sie die Preissteigerungen wegen langfristiger Verträge mit dem Lebensmitteleinzelhandel nicht weitergeben können.

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Dass sich die Marktlage ändert, ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Laut Bundesverband der deutschen Fleischwarenindustrie gehen Experten davon aus, dass die chinesische Schweinefleischerzeugung in diesem und dem nächsten Jahr um 100 bis 150 Millionen Tiere weiter rückläufig sein wird und sich der Einfuhrbedarf dadurch noch deutlich erhöht. Der Bundesverband warnt deshalb vor neuerlichen „Strukturveränderungen“ in seiner Branche.

Viele Bauern verkaufen ihr Fleisch direkt ab Hof oder auf Märkten. Eine Übersicht des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes gibt es hier.