Kreis Wesel. . Das Virus steht bereits vor der Tür. Es bedroht die Schweinehalter, denn auch gesunde Schweine aus einer betroffenen Region finden kaum Abnehmer.
Dass die Afrikanische Schweinepest uns erreichen wird, daran zweifelt im Grunde niemand mehr. Dr. Jürgen Harlizius, Leiter des Schweinegesundheitsdienstes der Landwirtschaftskammer, hat jetzt den Kreisumweltausschuss informiert. Für die Ferkelerzeuger und Mastbetriebe sieht es düster aus. Selbst wenn ihre Tiere gesund blieben, würden kranke Wildschweine der Region ihre Betriebe zu Grunde richten. „Derzeit will niemand mehr Schweine aus Belgien“, sagt Harlizius, der 25 Betriebe in der Region berät.
Es gibt keinen Impfstoff gegen ASP
„Die Afrikanische Schweinepest steht schon vor der Tür“, ist er sicher. Rund 90 Prozent der erkrankten Tiere verenden, einen Impfstoff gibt es nicht, „es ist auch in den kommenden zehn Jahren keiner zu erwarten“. Im Prinzip hat die Afrikanische Schweinepest (ASP) mit der Schweinepest nichts gemein. Die Viren sind unterschiedlich, lediglich die Symptome sind gleich.
Die Wurstbrottheorie ist plausibel
Das Tückische: Nicht Schweine, sondern Menschen verbreiten ASP. Der Virus kann lange in Dauerwurst und gekühltem Fleisch überleben, jahrelang in Tiefkühlfleisch und wird auch über das Blut erlegter Tiere übertragen. Mit der „Wurstbrot-Theorie“ erzählte Harlizius dem Umweltausschuss nichts Neues: Menschen, die in von der ASP betroffenen Regionen leben und nach oder auch nur durch Deutschland fahren, bringen das Virus in ihren Lebensmitteln mit. Meist handele es sich um Fleisch aus Hinterhofhaltungen, Familien, die nur zwei Schweine halten und mit Speiseabfällen füttern. „Wenn ein Schwein kränkelt, wird es geschlachtet.“ Und verwurstet, schon ist das Virus über die Fernstraßen wieder unterwegs.
Was tun, wenn die Seuche da ist?
Die jüngsten Fälle seien an der E 25 nach Rotterdam in Ostbelgien entdeckt worden – ein großer Autobahnparkpatz ist nur zwei Kilometer davon entfernt. Es sei nur Zufall, dass „das Wurstbrot dort aus dem Fenster geflogen ist“. Ohnehin könne ASP schon längst bei uns sein. Und es sind nicht immer Arbeitskräfte aus dem Baltikum, die an der Verbreitung mitwirken. „Das Nachdenken hört manchmal beim Hobby auf“, sagt der Vertreter der Landwirtschaftskammer. Wer im Baltikum jagt und Fleisch mitbringt, verbreitet das Virus aktiv.
Was können die Bauern tun? Der Fachmann verweist auf die Schweinehaltungs-Hygiene-Verordnung, die die Futterlagerung und eine Hygieneschleuse vorschreibt. NRW ist das einzige Bundesland, das einen kostenlosen Test zulässt – die Tierseuchenkasse zahlt dafür. Wichtig sei es, dass die Bauern ihre Mitarbeiter über das Risiko informieren, beispielsweise Aushilfskräfte für die Spargel- und Erdbeerenernte.
Betreten des Hochrisikogebiets verboten
Was passiert, wenn ein Hausschwein erkrankt? Jürgen Harlizius erläutert: Der Bestand des Hofes wird in diesem Fall gekeult, ein Sperrgebiet von drei Kilometern darum gezogen. Schwieriger ist es, wenn Wildschweine an ASP verenden. Ein Hochrisikogebiet von rund 15 Kilometern Durchmesser wird dann erklärt, Betreten verboten. Zusätzlich soll ein Ernteverbot verhängt werden, um die Wildschweine in diesem Bereich zu halten. Sämtliche Wildschweine in dieser Zone müssten getötet werden, „da geht es nicht um eine waidgerechte Jagd“.
Um die Hochrisikozone gibt es eine doppelt so große Pufferzone. Betriebe, die sich darin befinden, dürfen nur noch national vermarkten. Doch: „Diese Schweine möchte keiner haben“, sagt Harlizius, für die Erzeuger wäre das der Ruin.