Berlin. Die Entscheidung steht: Der Bundeslandwirtschaftsminister tritt bei Landtagswahl 2026 in Baden-Württemberg an. Kann er gewinnen?

Seine Entscheidung ist gefallen. „Ich mach’s. 2026 will ich Ministerpräsident meiner wunderbaren Heimat werden“, verkündete Cem Özdemir am Freitagmittag auf der Plattform X, ehemals Twitter. Er will bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg im Frühjahr 2026 kandidieren – und Nachfolger des seit fast 14 Jahren regierenden grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (76) werden, der aus Altersgründen nicht mehr antreten wird.

Özdemir gilt seit längerem als Wunschkandidat der Grünen in Baden-Württemberg. Doch der Weg an die Spitze ist angesichts der politischen Stimmung in Deutschland und dem Ländle alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

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Für Cem Özdemir wäre es nicht nur die Krönung seiner politischen Karriere, sondern eine Herzensangelegenheit, in seiner schwäbischen Heimat als Spitzenkandidat ins Rennen zu gehen. Für sein Land möchte er immer alles geben, wie er in einem vierseitigen Brief an alle Baden-Württembergerinnen und Baden-Württemberger versichert.

Sollte ihm die Wahl gelingen, wäre der heute 58-Jährige der zweite grüne Ministerpräsident der Republik und der erste mit türkischen Wurzeln. Sein großer Vorteil: Özdemir zählt wie Kretschmann zum grünen Realo-Flügel. Er vertritt in politischen Debatten klare Positionen, ist ein guter Rhetoriker und spricht ganz heimatverbunden, wenn er will, perfekt schwäbisch.

Özdemir geht mit Sportsgeist durchs Leben

Özdemir vertritt eine deutliche Haltung zur Migrationspolitik. In der Wirtschaft genießt er einen guten Ruf, gilt auch in Baden-Württemberg als bekannter und beliebter Politiker. Zudem bringt er langjährige politische Erfahrungen mit ins Amt – auch als Bundesminister.

Medien: Özdemir will Spitzenkandidat im Südwesten werden

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    Özdemir wurde in Bad Urach, im Herzen der Schwäbischen Alb, geboren. Er ist nicht nur passionierte Radfahrer, sondern auch im Leben mit Sportsgeist unterwegs – als treuer Fan des VfB Stuttgart und als Mann, der nach Niederlagen wieder aufsteht.

    Im zweiten Bildungsweg studierte er Sozialpädagogik, wurde Erzieher. Schon als Jugendlicher trat Özdemir den Grünen bei, war Landesvorstand von Baden-Württemberg. 1994 zog er in den Bundestag ein. Weitere Stationen führten Özdemir ins Europäische Parlament, er leitete als Co-Bundesvorsitzender gut zehn Jahre lang die Grünen. Bei der letzten Bundestagswahl zog Özdemir mit 40 Prozent der Stimmen in seinem Stuttgarter Wahlkreis mit Direktmandat in den Bundestag – dem damals besten Erststimmenergebnis unter grünen Abgeordneten.

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    Als Bundeslandwirtschaftsminister hat Özdemir es in der Konfrontation mit dem mächtigen Bauernverband nicht immer leicht. Strengere Regeln zum Pestizideinsatz, mehr Tierschutz in der Nutztierhaltung, Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel – in vielen Punkten erlebt er heftigen Gegenwind, auch in der eigenen Koalition. Dennoch gelang es ihm, eine staatlich verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung einzuführen.

    Özdemir: Das macht der Politiker privat

    Die größte Wut bekam Özdemir ab, als die Ampel-Koalition aus Spargründen die Zuschüsse für den Agrardiesel kürzen wollte und Landwirte die Republik wochenlang mit Demonstrationen teilweise lahmlegten. Schnell sprach er sich gegen die Diesel-Kürzung aus, die ohne seine Zustimmung beschlossen worden sei. Dennoch: Seine landwirtschaftlichen Initiativen als Bundesminister dürften seine Popularität in Baden-Württemberg nicht wirklich fördern.  

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    Cem Özdemir selbst ist seit dem 17. Lebensjahr Vegetarier. Das bedeutet aber nicht, dass er anderen die Freude am Fleisch verbieten will, sich allerdings wünscht, dass es von Tieren aus guter Haltung stammt. Er selbst gewöhnte sich den Fleischkonsum ab, nachdem er jahrelang auf dem Schulweg Pommes oder rote Bockwurst gegessen hatte, lautet eine seiner Anekdoten, die er gerne zum Besten gibt. Cem Özdemir ist Vater zweier Kinder. Nach seinem Ehe-Aus mit Maria Castro, das er im vergangenen November publik machte, ist er mit Flavia Zaka liiert, eine 38-jährige Juristin aus Kanada.