Duisburg. Thyssenkrupp-Stahlchef Osburg verabschiedet sich mit emotionalen Worten. Sein Nachfolger steht fest – zumindest für den Übergang.
Deutschlands größter Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel soll nach dem abrupten Abgang von drei Vorstandsmitgliedern zunächst einmal von einem Duo gelenkt werden. „Die Vorstandsmitglieder Dennis Grimm und Philipp Conze werden die Geschäfte des Stahlsegments weiterführen. Die Nachbesetzung der vakanten Positionen wird in einem strukturierten Prozess zeitnah erfolgen“, heißt es in einem Schreiben des Mutterkonzerns Thyssenkrupp an die Beschäftigten, das unserer Redaktion vorliegt. Dennis Grimm, bisher Technikvorstand und früherer HKM-Manager, werde in der Zwischenzeit zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben die Funktion des Vorstandssprechers übernehmen. Philipp Conze, der Finanzchef von Thyssenkrupp Steel, leite künftig – über seine bisherige Tätigkeit hinaus – auch das Ressort von Personalvorstand Markus Grolms.
Bernhard Osburg, der bisherige Chef von Thyssenkrupp Steel, verabschiedete sich mit emotionalen Worten von der Belegschaft. „Die Ereignisse der letzten Tage waren für uns alle eine große Belastung“, schrieb Osburg in einer Mail an die Belegschaft. Er erklärte, dass der Aufsichtsrat am 29. August Aufhebungsverträgen für ihn und seine Vorstandskollegen Heike Denecke-Arnold sowie Markus Grolms zugestimmt habe. „Wir werden fortan nicht mehr die Zukunft dieses Unternehmens mitgestalten dürfen. Für meine Kollegen und mich sind das sehr bittere und enttäuschende Stunden.“
Osburg fügte hinzu: „Wir waren mit unserer Arbeit nicht fertig und hatten sehr konkrete und belastbare Ideen, wie wir den gemeinsamen und messbar erfolgreichen Weg der vergangenen Jahre fortgesetzt und das Unternehmen in eine wirtschaftlich unabhängige Zukunft geführt hätten.“
Osburg: Thyssenkrupp Steel „immer mehr als ein Arbeitsplatz“
Thyssenkrupp Steel sei „eine Industrie-Ikone“, schrieb der scheidende Konzernchef, der aus Duisburg stammt, weiter. „Das Unternehmen hat in seinem langen Bestehen viele Krisen gesehen und gemeistert.“ Für ihn persönlich sei Thyssenkrupp Steel „immer mehr als ein Arbeitsplatz“ gewesen. Den Beschäftigten schickt er hinterher: „Ohne Ihre großartige Unterstützung wäre mir oft die Kraft ausgegangen.“
Wenige Stunden zuvor hatte Sigmar Gabriel, der Aufsichtsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel, der ebenfalls das Unternehmen verlassen wird, von einer „beispiellosen Kampagne“ gegen den Stahlvorstand gesprochen und den Chef des Essener Mutterkonzerns, Miguel López, dafür verantwortlich gemacht. „Offenbar war es das Ziel, den Vorstand zur Aufgabe zu bewegen“, sagte Gabriel, der auch den Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp, Siegfried Russwurm, scharf kritisierte. Seit Wochen tobt bei Thyssenkrupp ein erbitterter Streit um die finanzielle Ausstattung der Duisburger Stahlsparte durch den Essener Mutterkonzern.
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