Berlin. Das Deutschlandticket für 49 Euro ist unhaltbar. Damit die Mehrkosten nicht allein Fahrgäste tragen, soll ein „objektives System“ her.

Gut 13 Millionen Menschen hatten neuesten Zahlen des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen zufolge im Juni ein Deutschlandticket. Das Nahverkehrsangebot für 49 Euro im Monat gilt laut Experten als Erfolg, der Preis wird aber nicht zu halten sein. Seit Monaten ringen Bund und Länder um die künftige Finanzierung. Von Hessens Verkehrsminister Kaweh Mansoori (SPD) kommt nun ein Vorschlag, der die Politik in dieser Frage entmachten könnte.

„Wenn wir uns für 2025 nochmal gemeinsam auf einen Preis für das Deutschlandticket festlegen, muss das das letzte Mal sein, dass der Preis politisch bestimmt wird“, sagte Mansoori dieser Redaktion. „Danach müssen sich sowohl die Fahrgäste als auch die Branche auf ein objektives System verlassen können, nach dem dieser Preis gebildet wird.“ Man habe es in zähen Verhandlungen hinbekommen, dass der Preis von 49 Euro noch bis Ende des Jahrs stabil bliebe. Für das nächste Jahr werde das nicht mehr möglich sein.

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Mansoori sagte weiter, er setze sich für „einen transparenten und nachvollziehbaren Mechanismus ein, nach dem sich der Preis fortentwickeln kann“. So werde auch verhindert, dass Verkehrsminister alle sechs Monate zusammenkommen müssen, um einen neuen Preis festzulegen. Sein Ansatz ziele darauf ab, längere Zeiträume überblicken zu können und so auch Planungssicherheit zu schaffen für die Verkehrsverbünde.

Deutschlandticket: Minister schlägt vor, Preisentwicklung an Index zu koppeln

„Denkbar ist dafür, den jetzigen Preis zu nehmen und die weitere Preisentwicklung an einen bestimmten Index zu knüpfen. Ich denke da zum Beispiel an die Lohnentwicklung im ÖPNV gemixt mit einer teilweisen Abbildung der erhöhten Kosten für Sprit und Energie“, so Mansoori weiter. Die Alternative wäre, die Preissteigerung ausschließlich an die Fahrgäste weiterzugeben. „So würde der Umstieg auf den ÖPNV aber nicht gelingen“, sagte der SPD-Politiker.

Kaweh Mansoori (SPD) ist seit diesem Jahr Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum in Hessen.
Kaweh Mansoori (SPD) ist seit diesem Jahr Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum in Hessen. © DPA Images | Andreas Arnold

Bund und Länder beraten im Rahmen der Verkehrsministerkonferenz im Herbst erneut über das Deutschlandticket. Bislang geben Bund und Länder jeweils 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für das Nahverkehrsangebot aus. Zusätzlich stellte der Bund zuletzt Regionalisierungsmittel in Höhe von 350 Millionen Euro zur Verfügung. Die Verkehrsminister der Länder waren sich zuletzt einig, dass der Preis steigen muss. Fahrgastvertreter befürchten allerdings, dass ein deutlicher Preisanstieg das Ticketangebot unattraktiver machen könnte.

Deutschlandticket: Landesminister fordert auch mehr Geld vom Bund

Hessens Verkehrsminister Mansoori sagte weiter, nötig sei ein guter Preis – den werde man mit drei Milliarden Euro aber nicht hinbekommen. „Ich glaube, wir müssen damit aufhören, dass alle zwei Wochen irgendein Minister rausgeht und eine Grundsatzdiskussion über das Deutschlandticket führen will“, so der Landesminister. Bürgerinnen und Bürger würden das Auto nur abschaffen, wenn sie sich darauf verlassen könnten, dass dieses Ticket eine Perspektive habe.

Mit Blick auf die Finanzierung forderte der Minister mehr Engagement des Bundes. Es werde nicht gehen, ohne, dass der Bund „deutlich mehr Geld“ gebe. „Ob das jetzt beim Deutschlandticket ist oder bei den originären Regionalisierungsmitteln, ist eine technische Frage“, sagte Mansoori. Fest stehe, der Bund müsse sich stärker einbringen.