Berlin. Provoziert hat Elon Musk schon immer. Doch seit der Twitter-Übernahme befindet sich der Tesla-Chef im Kampfmodus. Das ist unwürdig.

Es gab eine Zeit, da hatten Elon Musks Provokationen einen gewissen Charme. Etwa als er der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, die mehrere Verfahren gegen ihn eingeleitet hatte, höchst offiziell mitteilte, dass er fortan nicht mehr nur CEO, sondern „Technoking“ von Tesla sei. Das mochte man kindisch finden, gleichzeitig hauchte es den juristischen SEC-Vorgängen Unterhaltung ein.

Vor allem aber schienen dem Seriengründer seine Eskapaden nicht daran zu hindern, eine Innovation nach der nächsten voranzutreiben. Ob nun in der Elektromobilität oder auch in der Raketen- und Satellitentechnik. Bei aller unbestreitbaren Genialität von Musk kann man sich aktuell nicht mehr sicher sein, ob der Tesla-Chef noch den Fokus bewahrt.

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Polarisiert hat Musk schon immer. Seit der überteuerten Twitter-Übernahme allerdings eifert Musk auf der Plattform, die mittlerweile „X“ heißt, immer mehr Donald Trump nach. Der ist mittlerweile auf seinem eigenen Netzwerk „Truth Social“ unterwegs. Musks Dauerbeschallung auf „X“ erinnert jedoch stark an die Zeit, als Trump als US-Präsident nahezu alles kommentierte, was ihm der Algorithmus vorsetzte. Unabhängig vom Wahrheitsgehalt.

Elon Musk eifert immer mehr Donald Trump nach

Zunehmend scheint auch Musk im Kaninchenbau des eigenen Algorithmus gefangen zu sein. Er wütet, er keift, er beleidigt. Er teilt „Deepfake“-Videos, verhöhnt Randgruppen. Dabei wird er immer impulsiver, nimmt sich keine Zeit für Zusammenhänge und Hintergründe.

Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent.
Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Sein Social-Media-Aktivismus scheint für ihn höchste Priorität zu haben, vielleicht sogar höher als die Weiterentwicklung seiner Unternehmen. Für einen der wichtigsten Wirtschaftsbosse der Welt, vielleicht sogar dem größten Innovator unserer Zeit, ist das unwürdig.