Berlin. Von Kohle zu grünem Wasserstoff: Für den Ausbau der Infrastruktur investieren NRW und Bund nun Millionen. Was mit der Förderung passieren soll.
Grüner Wasserstoff statt Erdgas, Öl oder Kohle: Er gilt als zentraler Energieträger der Zukunft, um die Klimaschutz-Ziele zu erreichen. „Rund ein Drittel des deutschen Wasserstoffbedarfs entsteht in Nordrhein-Westfalen“, sagt Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Die Grünen). Nun soll NRW als Industriestandort weiter ausgebaut werden.
Die beiden Wasserstoffprojekte GETH2 und GreenMotionSteel aus NRW sollen mit rund 800 Millionen Euro gefördert werden, teilt das Landesministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie mit. Die Bundes- und Landesregierung nehmen für das Vorhaben rund 374 Millionen Euro in die Hand. Am Montag, 15. Juli, haben Ministerin Neubaur und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) die Zuwendungsbescheide in Berlin an die Projektträger überreicht.
„„Nordrhein-Westfalen ist nicht nur Teil der Wasserstoffrevolution, NRW ist Vorreiter.““
Die Projekte sollen dazu beitragen, ein europäisches Wasserstoff-Netzwerk aufzubauen, um die Industrie zu beliefern. „Nordrhein-Westfalen ist nicht nur Teil der Wasserstoffrevolution, NRW ist Vorreiter“, sagt Ministerin Neubaur und erläutert weiter: „Ja, noch mag grüner Wasserstoff knapp sein, aber er ist eines der zentralen Puzzlestücke für die Transformation unserer Industrie und Energiewirtschaft zur Klimaneutralität.“
Wasserstoff-Projekte in NRW: Elektrolyse-Anlage in der Emscher-Lippe-Region
In dem Projekt „Green Motion Steel“ soll eine 120 Megawatt-Elektrolyse-Anlage im Chemiepark Marl in der Emscher-Lippe-Region gebaut werden, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Rund 53 Millionen Euro investiere das Land NRW, rund 125 Millionen Euro steuert der Bund bei, teilt das zuständige Landesministerium mit.
Umgesetzt werde das Projekt von dem Gas-Unternehmen Air Liquide Deutschland. Der grüne Wasserstoff soll sowohl über das zukünftige europäische Wasserstoffnetz als auch über das schon bestehende Wasserstoffnetz von Air Liquide an interessierte Kunden geliefert werden. Durch die groß-industrielle Produktion von grünem Wasserstoff soll die europäische Wasserstoffinfrastruktur ausgebaut werden.
Produktion, Speicherung und Transport von Wasserstoff in NRW
Das zweite Projekt mit dem Namen „GETH2“ wird sowohl in NRW als auch in Niedersachsen umgesetzt. Auf nordrhein-westfälischer Seite werden ein Wasserstoff-Kavernenspeicher in Gronau-Epe sowie zahlreiche Wasserstoffleitungen aufgebaut, um die Industrie in NRW mit Wasserstoff versorgen zu können. Es gehe sowohl um die Produktion von Wasserstoff als auch den Transport, die Speicherung und die Anbindung an industrielle Verbraucher in Nordwest-Europa, teilt das Ministerium mit. Dafür plane das Land NRW eine Förderung von 59 Millionen Euro und der Bund von rund 137 Millionen Euro.
Das Projekt GETH2 ist ein Zusammenschluss mehrerer großer Unternehmen: RWE Generation, BP Europa, Evonik Operations, Nowega, Open Grid Europe, Salzgitter Flachstahl, RWE Gas Storage West und Thyssengas.
NRW als Industriestandort für Wasserstoffwirtschaft
Die beiden Projekte sind sogenannte Important Projects of Common European Interest (IPCEI), von denen im Bereich Wasserstoff vom Land NRW aktuell sieben im dreistelligen Millionenbereich unterstützt werden, teilt das zuständige Landesministerium mit. Diese Vorhaben können aufgrund ihrer besonderen Bedeutung für die europäischen und deutschen Klimaschutzziele höhere staatliche Zuschüsse erhalten, als dies sonst möglich wäre. Zwei davon – die Projekte tkH2steel und Sunfire1500 – haben bereits im vergangenen Jahr ihren Zuwendungsbescheid erhalten.
Laut Ministerin Neubaur seien die Projekte „ein Meilenstein für die europäische Wasserstoffinfrastruktur, bei der Nordrhein-Westfalen eine zentrale Rolle spielt.“ Die Förderungen sollen auch ein Anreiz für weitere Investitionen der Wirtschaft in Wasserstoff sein. Der Aufbau der Wasserstoffwirtschaft sei ein zentraler Baustein für den Klimaschutz, die sichere Energieversorgung sowie die Zukunft des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen.
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