Essen. Neubau von Wohnungen bricht immer weiter ein. Unternehmen in NRW stornieren Projekte. Was die Wirtschaft jetzt von der Politik fordert.

Trotz rasant steigender Nachfrage bricht der Neubau von Wohnungen immer weiter ein. Der Bundesverband deutscher Wohnungsunternehmen (GdW) spricht von einer „Baukrise“ und fordert von der Bundesregierung zinsgünstige Darlehen und das Absenken von Baustandards.

Die Zahlen sind in ernüchternd: In NRW sank die Bauproduktion im April um 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das hat das Landesstatistikamt ermittelt. Auch beim Bau von öffentlichen Gebäuden hatten die Unternehmen deutlich weniger zu tun. Die Produktion brach um 7,9 Prozent ein.

Wohnungswirtschaft: Augenmaß bei Bauanforderungen

Angesichts dieser schlechten Zahlen schlägt der Verband der Wohnungsunternehmen, dem Genossenschaften, kommunale Anbieter, aber auch Konzerne wie Vonovia, LEG oder Vivawest angehören, Alarm. „Deutschland wächst, schafft aber immer weniger Wohnungen. Das passt nicht zusammen“, sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko. Von der Bundesregierung, die im vergangenen Jahr ihr eigenes Ziel von 400.000 neuen Wohnungen deutlich verfehlt hatte, erwartet der Verbandschef nun „Augenmaß“ bei Bauanforderungen und ein „breit angelegtes Zinsprogramm“.

Denn für den GdW steht glasklar fest: Die Kosten für den Wohnungsbau seien zu hoch, zugleich sei die Förderung durch die öffentliche Hand unzureichend. Dabei wachse die Bevölkerung und mit ihr der Wohnungsmangel vor allem in den Großstädten. Vor diesem Hintergrund sagen offenbar immer mehr Unternehmen Neubau-, aber auch Modernisierungsprojekte ab.

Vonovia und LEG stoppen Neubauprojekte

Eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des GdW ergab, dass im laufenden Jahr rund 6000 geplante Wohnungen nicht realisiert werden. Das seien 20 Prozent. 2025 werde sich die Situation im Neubau nochmals zuspitzen: Der Anteil der Stornierungen gemessen an den ursprünglichen Planungen steige dann auf über 12.000 Wohnungen oder 40 Prozent. „Wenn die Regierung nicht dringend die Rahmenbedingungen für den bezahlbaren Wohnungsbau verbessert, wird sich insbesondere die sozial verantwortungsvolle Wohnungswirtschaft immer mehr aus dem Neubaugeschehen verabschieden“, sagt Präsident Gedaschko.

Der größte nordrhein-westfälische Vermieter, die LEG, hat bereits vor geraumer Zeit angekündigt, komplett aus dem Neubau auszusteigen. Der deutsche Marktführer Vonovia hatte Anfang 2023 angekündigt, keine Neubau-Projekte mehr zu starten.

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