Essen. Galeria: Kölner Filiale bleibt, Essener und Weseler nicht. Limbecker Platz hat bereits „drei bis fünf“ Nachmieter für Karstadt in Aussicht.

Aufatmen in Köln, Trauer in Essen und Wesel: Während das Warenhaus Breite Straße in letzter Sekunde doch noch gerettet werden konnte, gibt es in Essen nun die endgültige Gewissheit, dass auch die letzte Galeria-Filiale im Limbecker Platz zum 31. August schließen wird. Auch für Wesel ist das Aus besiegelt. Das geht aus einer Mitteilung des Unternehmens und Äußerungen des Insolvenzverwalters von Galeria Karstadt Kaufhof hervor.

Die „Fortführungsliste“ steckt voller positiver Überraschungen, leider nicht für das Ruhrgebiet: Weitere sechs Filialen von Deutschlands letztem großen Kaufhauskonzern werden nun doch weitergeführt. Die US-Investmentgesellschaft NRDC und der Mannheimer Unternehmer Bernd Beetz wollen als künftige Eigentümer demnach mit 82 Filialen neu starten. Von den aktuell 92 Warenhäusern müssen also „nur zehn“ schließen. Während des Insolvenzverfahrens war lange die Schließung von rund 30 Filialen befürchtet worden.

Galeria: Auch die letzte Hoffnung im Limbecker Platz hat sich zerschlagen

„Wir blicken positiv in die Zukunft von Galeria mit 82 Standorten“, sagte Galeria-Chef Olivier van den Bossche. Neben dem Kölner Kaufhaus bleiben auch die Filialen in Berlin-Spandau, Mainz, Mannheim, Oldenburg und Würzburg erhalten. Dass es noch eine gewisse Resthoffnung für einige der bisher 16 von der Schließung bedrohten Häuser gebe, hatte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus immer wieder betont, selbst nach der Zustimmung der Gläubiger zum Insolvenzplan, der die Fortführung von lediglich 76 Filialen zur Grundlage hat.

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Deshalb hatten sich auch die Beschäftigten in Wesel und der letzten Essener Karstadt-Filiale bis zuletzt zumindest ein Fünkchen Hoffnung bewahrt. Schließlich war ihre Filiale in den drei Insolvenzverfahren der vergangenen Jahre bereits zweimal kurz vor Schluss von der Schließungsliste gehüpft, wie in diesen Tagen lief auch 2020 lief bereits der Ausverkauf – doch diesmal dürfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie nicht wieder abhängen. „Uns liegt die Kündigung vor, Karstadt schließt zum 31. August“, bestätigte Anastasios Meliopoulos, der Centermanager des Einkaufszentrums Limbecker Platz, unserer Redaktion.

„Ich freue mich, dass wir bei weiteren sechs Filialen auf Grundlage von nachträglichen Angeboten der Vermieter zu wirtschaftlich tragfähigen Lösungen gekommen sind“, erklärte Insolvenzverwalter Denkhaus am Freitag. „Leider ist dies bei den anderen Standorten, die geschlossen werden, aus wirtschaftlichen Gründen nicht der Fall.“ Auf die Frage, ob das nun das letzte Wort sei, sagte Denkhaus auf Anfrage unserer Redaktion: „Ich gehe davon aus, dass die Fortführungsliste vollständig ist.“

Vergangene Woche hatte Galeria die Kündigungen an alle Beschäftigten der bis dahin noch 16 auf der roten Liste stehenden Filialen verschickt, auch an die 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Essen. Anfang dieser Woche startete dann der Räumungsverkauf. In der Belegschaft seien die allermeisten fest davon ausgegangen, dass diesmal wirklich Schluss ist, die Gemütslage der Kolleginnen und Kollegen beschrieb Filialleiter Jens Lehnecke als gefasst, man habe viel mit ihnen gesprochen und gar nicht erst versucht, ihnen falsche Hoffnungen zu machen.

Galeria verhandelt erfolgreich mit Vermietern, aber nicht in Essen

Die 16 defizitären Filialen schrieben nur wegen überhöhter Mieten Verluste, hatte Galeria-Chef Olivier van den Bossche bereits im Februar unserer Redaktion gesagt. Das traditionsreiche und dem Vernehmen nach gut laufende Kaufhaus Breite Straße im Kölner Neumarkt-Viertel war eines der Beispiele dafür. Offenkundig hat Denkhaus mit einigen Vermietern in den vergangenen Wochen gut verhandelt – anders wäre die Rettung von sechs Filialen nicht denkbar. In Essen wurde dagegen zuletzt gar nicht mehr verhandelt. Die Hamburger Betreibergesellschaft ECE hat sich stattdessen bereits intensiv um Nachmieter bemüht. Das musste sie schon deshalb tun, weil Galeria die untere Etage im Limbecker Platz ohnehin räumen wollte.

Limbecker Platz: Großer Umbau beginnt sofort nach Karstadt-Auszug

„Die Vertragsverhandlungen befinden sich in einem sehr fortgeschrittenen Stadium“, sagte Center-Manager Meliopoulos auf unsere Frage, ob bereits Verträge unterschrieben seien. Seine Aufgabe ist es, langen Leerstände zu vermeiden. Die Verhandlungen seien so weit fortgeschritten, „dass wir nach dem Auszug von Galeria Ende August sofort mit größeren Umbauarbeiten beginnen können“, so Meliopoulos. Denn die riesigen Flächen müssen aufgeteilt werden, gut vorstellbar seien „drei bis fünf“ Nachmieter.

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Mit der Filiale im Limbecker Platz verliert Essen endgültig auch das letzte Überbleibsel seiner langen und traditionsreichen Karstadt-Historie. Management und Verwaltung verlassen die Unternehmenszentrale in Essen-Bredeney und ziehen in das Kaufhof-Gebäude an der Düsseldorfer Schadowstraße. Allerdings werden rund 400 der knapp 1000 Beschäftigten der Zentrale nicht mit umziehen, auch sie verlieren wie so viele Kolleginnen und Kollegen in den Schließungsfilialen ihre Arbeitsplätze. Im Karstadt-Warenlager im Essener Norden war bereits an diesem Freitag die letzte Schicht. Damit wird Essen künftig eine Karstadt-freie Stadt sein.

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