Essen. Tausende wütende Stahlkocher sagen Konzernchef Lopez in Essen ihre Meinung. Der stellt sich - und erntet viele Buhrufe. Die Demo im Liveticker.
Vor der Firmenzentrale des Traditionskonzerns Thyssenkrupp in Essen will die IG Metall am heutigen Donnerstag gegen das Vorgehen des Thyssenkrupp-Vorstands beim geplanten Teilverkauf der Stahlsparte demonstrieren. Zu der Kundgebung werden bis zu 5000 Beschäftigte des Unternehmens erwartet. Anlass ist eine Sitzung des Thyssenkrupp-Aufsichtsrats, die am Mittag beginnen und bis in den Abend laufen soll. Die Arbeitnehmerseite fühlt sich bisher vom Konzernvorstand nicht ausreichend eingebunden.
Thyssenkrupp-Vorstandschef Miguel López hat seine Bereitschaft signalisiert, zu den Beschäftigten zu sprechen. Angekündigt hat sich auch Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU. Für die Arbeitnehmerseite gehen Konzernbetriebsratschef Tekin Naikkol und Jürgen Kerner ans Mikrofon, der stellvertretende Aufsichtsratschef des Gesamtkonzerns und Zweite Vorsitzende der IG Metall.
Bei der Aufsichtsratssitzung soll es um den Einstieg des tschechischen Geschäftsmanns Daniel Kretinsky bei der Thyssenkrupp-Stahlsparte gehen. Er will zunächst mit 20 Prozent einsteigen, soll später auf 50 Prozent aufstocken. Zuvor hat der Stahlvorstand bereits angekündigt, die Produktionskapazität um knapp ein Viertel zu senken. Damit droht der Stahlsparte mit rund 27.000 Beschäftigten auch ein massiver Arbeitsplatzabbau.
Vor der Thyssenkrupp-Zentrale in Essen: Die Kundgebung der IG Metall im Liveticker
12:57 Uhr Die Veranstaltung ist beendet, die Leute ziehen ab. Nun warten natürlich alle gespannt darauf, was der Aufsichtsrat in seiner für 13 Uhr anberaumten Sitzung beschließen wird. Sobald wir das wissen, finden Sie eine Nachricht dazu an anderer Stelle auf unserem Portal waz.de. Dieser Liveticker endet hier, vielen Dank fürs Mitlesen.
12:56 Uhr Aus der Politik gibt es schon eine weitere Reaktion: „Mit diesem Auftritt ist die Verunsicherung nicht kleiner, sondern größer geworden“, sagt der Duisburger Grünen-Bundestagsabgeordneten Felix Banaszak nach der Rede von Thyssenkrupp-Chef López. Banaszak hat sich unter die Protestierenden in Essen gemischt. Der frühere Vorsitzende der NRW-Grünen appellierte an den Aufsichtsrat von Thyssenkrupp, er dürfe keine Fakten schaffen, solange wichtige Fragen zum Einstieg des tschechischen Investors Kretinsky noch ungeklärt seien. Eine Entscheidung durch die sogenannte Doppelstimme von Thyssenkrupp-Aufsichtsratschef Siegfried Russwurm gegen das Votum der Arbeitnehmervertreter würde nach Einschätzung von Banaszak „Schaden anrichten“.
12:55 Uhr Die NRW-Vorsitzende der SPD, Sarah Philipp, nennt Lopez‘ Rede gegenüber unserer Redaktion einen „nichtssagenden Auftritt“ und sagt: „Leere Worthülsen geben den Beschäftigten und deren Familien keine Sicherheit.“ Nur mit Standort- und Jobgarantien könne der Vorstand verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Das traut sie Lopez offenbar aber nicht zu: „Die Tausenden Beschäftigten vor der Thyssenkrupp-Zentrale sind die Zukunft des Konzerns. Dass Herr Lopez Teil dieser Zukunft ist, wird zunehmend schwerer vorstellbar.“
12:27 Uhr NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) fordert vom Thyssenkrupp-Vorstand ebenfalls den Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen. „Das muss auf dem Zettel stehen“, sagt er und ruft den Stahlkochern zu: „Wir lassen nicht zu, dass in diesem Land die soziale Partnerschaft mit Füßen getreten wird.“ Dafür erntet er viel Applaus.
12:20 Uhr Kerner bietet dem Vorstand Verhandlungen an. Auch die Zukunft von HKM müsse vor dem Einstieg von Kretinsky geklärt werden. Zudem besteht er auf dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und einer klaren Finanzierung. Das sei „bis zum Sommer machbar“, sagt er.
12:13 Uhr Der ranghöchste Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Thyssenkrupp-Konzerns zeigt sich unzufrieden. Es gebe „noch zu viele Unklarheiten“, was den Teilverkauf an Kretinsky und die zukünftige Strategie des Stahlvorstands angeht. Die IG Metall hat sich nie grundsätzlich gegen einen Einstieg des Tschechen ausgesprochen, ihre Kritik richtet sich ausschließlich an den Konzernvorstand, der die Arbeitnehmer nicht genügend einbinde.
12:08 Uhr Lopez hat seine Rede beendet. IG-Metall-Vizechef Jürgen Kerner ist dran. „Das ist keine Mitbestimmungskultur, was hier passiert“, beginnt er.
12:02 Uhr Der beabsichtigte Einstieg von Kretinsky mit zunächst 20 Prozent sei „ein wichtiger Schritt“, um die Stahlsparte „wieder leistungsstark“ zu machen, sagt Lopez - und erntet wieder Buhrufe. Dann sagt er: „Ohne Einschnitte wird es nicht gehen“ - es folgen die ersten „Lopez raus!“-Rufe. Als er versichert, es bleibe bei „gelebter Sozialpartnerschaft“, rufen einige „Lügner“.
Thyssenkrupp-Chef Lopez immer wieder unterbrochen
11:59 Uhr Der Konzernchef spricht zu den Leuten, seine Rede wird aber immer wieder von Zwischenrufen unterbrochen. Lopez wirbt für den Umbau der Stahlsparte. „Wir stehen vor großen Veränderungen“, ruft er den Beschäftigten zu.
11:55 Uhr Jetzt tritt Konzernchef Miguel Lopez auf die Bühne. Er wird mit lauten Buhrufen von den Stahlkochern empfangen.
11:52 Uhr Zugleich macht der erste Arbeitnehmervertreter bei Thyssenkrupp klar, die Zustimmung des Betriebsrats zum Einstieg Kretinskys gebe es „nicht ohne Zusagen“. Nasikkol: „Billig verkaufen lassen wir uns nicht. Sorgfalt und Sicherheit müssen vor Schnelligkeit gehen.“
11:38 Uhr Es mache ihn „fassungslos“, dass die Stahl-Belegschaft vor der Essener Konzernzentrale für ihre Rechte kämpfen müsse, ruft Nasikkol. Die Mitbestimmung stehe auf dem Spiel. Er, der ebenfalls im Konzernaufsichtsrat sitzt, warnt den Vorsitzenden Russwurm davor, seine Doppelstimme zu ziehen. Das wärei „Gift für die Demokratie im Unternehmen“, sagt Nasikkol.
11:35 Uhr Die Jugendvertreter der IG Metall sprechen zu den Leuten, sie attackieren Konzernchef Lopez. „Wie man in den Wald reinruft, so schallt es heraus“, ruft der Jugendvorsitzende Mehmet Barlas. Jetzt tritt Betriebsratschef Nasikkol ans Mikro.
Viele HKM-Beschäftigte vor der Thyssenkrupp-Zentrale
11:20 Uhr Die Belegschaften der Stahl-Standorte werden begrüßt, sie antworten in enormer Lautstärke. Dadurch ist auch zu hören, dass viele Beschäftigte aus dem HKM-Stahlwerk im Duisburger Süden angereist sind. Sie bangen um ihren Standort, Thyssenkrupp hält 50 Prozent an ihrem Stahlwerk und hat sich bisher nicht klar dazu geäußert, wie es in Huckingen weitergehen soll.
11:13 Uhr NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann ist inzwischen eingetroffen. Ebenfalls von Duisburg nach Essen gekommen ist der Stahl-Chef Bernhard Osburg. Er wird aber nach unseren Informationen nicht ans Mikrofon treten. Es wird immer noch voller, die Reden haben noch nicht begonnen.
11:01 Uhr Der Aufsichtsrat, der nach der Kundgebung tagt, ist gleichermaßen mit Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer besetzt. Der Chefaufseher Siegfried Russwurm, der auch BDI-Präsident ist, könnte die Vertreter der Beschäftigten aber mit seiner sogenannten Doppelstimme übertrumpfen. Vor einem solchen Schritt warnt Giesler eindringlich.
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10:57 Uhr Der nordrhein-westfälische IG-Metall-Chef Knut Giesler warnt das Thyssenkrupp-Management vor einer Entscheidung zum Teilverkauf der Stahlsparte gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter. Dann werde es „monatelange Unruhe“ in den Betrieben geben, sagte Giesler unserer Redaktion kurz vor Beginn der Veranstaltung. Er regte an, das Votum im Aufsichtsrat „einstimmig zu verschieben“. Noch lägen zu wenige Fakten auf dem Tisch.
Zuerst spricht Nasikkol, dann will Lopez auftreten
10:52 Uhr Der Ablauf sieht offenbar vor, dass zuerst Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol ans Mikrofon tritt. Direkt im Anschluss will nach unseren Informationen der Vorstandsvorsitzende Miguel Lopez zu den Beschäftigten sprechen.
10:49 Uhr Jetzt ist es richtig voll, vor dem Thyssenkrupp-Quartier, und laut wird es auch bereits. Die Transparente werden ausgerollt oder auf Pappschildern hochgereckt. Besonders oft sind darauf „Stopp“-Zeichen zu sehen, „So nicht, Herr Lopez!“, steht bei einem dahinter.
IG Metall: „Natürlich darf Lopez reden, wenn wir vor der Zentrale stehen“
10:35 Uhr Darüber, ob Lopez überhaupt reden darf, hatte es am Mittwoch noch Unstimmigkeiten gegeben, nach einigem Hin und Her wollte die IG Metall ihm aber anbieten, gleich zu Beginn der Kundgebung zu der Belegschaft zu sprechen. Am Donnerstag sagt Heiko Reese von der IG Metall NRW unserer Redaktion: „Natürlich darf er hier reden, wenn wir vor der Zentrale stehen.“
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10:19 Uhr Die ersten Stahlkocher ziehen vor der Essener Thyssenkrupp-Zentrale auf, erste Trillerpfeifen sind zu hören. Die ersten werden die besten Plätze vor der Bühne haben, auf der ab 11 Uhr kämpferische Reden zu erwarten sind.
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