Duisburg/Essen. Tausende Beschäftigte von Thyssenkrupp Steel wollen sich in Duisburg versammeln. Es geht auch um die Zukunft von HKM.
Bei den Arbeitnehmervertretern von Thyssenkrupp Steel laufen die Vorbereitungen für eine Großkundgebung in Duisburg. Die IG Metall will Tausende Beschäftigte von Deutschlands größtem Stahlkonzern einladen, am 30. April in das Stadion des MSV Duisburg zu kommen. „28.000 Menschen finden hier Platz. Wir, die Beschäftigten von Thyssenkrupp Steel Europe, sind gut 27.000. Das passt“, heißt es in einem Flugblatt der Gewerkschaft. Auch Miguel López, der Vorstandschef des Mutterkonzerns, habe eine Einladung erhalten, erklärt die IG Metall. „Falls er kommt, wird er von uns hören, was wir jetzt verlangen.“
Doch López habe nicht die Absicht, an der Veranstaltung teilzunehmen, ist in der Essener Thyssenkrupp-Zentrale zu erfahren. Der Konzernchef stelle sich seiner Verantwortung, wird betont, er wolle sich aber erst dann zu Wort melden, wenn er Antworten auf die offenen Fragen habe, die es noch gebe. Zunächst einmal müsse – wie angekündigt – ein neuer „Business Plan“ für Thyssenkrupp Steel erarbeitet werden.
Das Management von Deutschlands größtem Stahlkonzern hatte erklärt, das Unternehmen solle für eine deutlich geringere Produktion neu zugeschnitten werden. Bislang seien die Anlagen von Thyssenkrupp Steel auf eine Jahresproduktion von rund 11,5 Millionen Tonnen ausgelegt. Künftig sollen es lediglich neun bis 9,5 Millionen Tonnen sein. Damit fällt fast ein Viertel der Produktion weg. Es werde einen „noch nicht bezifferbaren Abbau von Arbeitsplätzen“ geben. Als eine Faustformel in der Stahlindustrie gilt: „Eine Million Tonnen gleich 1000 Arbeitsplätze.“ Große Werke von Thyssenkrupp Steel befinden sich in Duisburg, Bochum, Dortmund und in Südwestfalen.
IG Metall spricht von „roten Linien“
Vor Verhandlungen über eine solche Neuaufstellung von Thyssenkrupp Steel müsse das Unternehmen einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen garantieren, fordern die Arbeitnehmervertreter. Außerdem sei eine Garantie für alle Standorte erforderlich. „Solange unsere roten Linien nicht akzeptiert sind, braucht der Konzern mit keinem konkreteren Konzept zu kommen. Ohne diese Zusagen setzen wir uns mit denen an keinen Tisch“, betont Tekin Nasikkol, der Gesamtbetriebsratschef von Thyssenkrupp Steel.
Der frühere IG Metall-Chef Detlef Wetzel, heute Vize-Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel, fordert vom Management: „Kommt bitte mit einem fertigen Konzept.” Und dies müsse ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen.
Eine Schlüsselfrage: die Zukunft der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM)
Eine Schlüsselfrage ist, wie es bei den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) mit rund 3100 Beschäftigten im Duisburger Süden weitergeht. Thyssenkrupp Steel ist mit 50 Prozent an HKM beteiligt, weitere Eigner sind der niedersächsische Stahlkonzern Salzgitter sowie der französische Rohrhersteller Vallourec. Wie es um die Zukunft von HKM stehe, sei „aktuell vom Vorstand noch nicht beantwortet“, erklärt Tekin Nasikkol in dem Flugblatt der IG Metall. „Leider gibt es für die HKM bis heute keine Transformationsentscheidung.“ Nasikkol betont, der HKM-Standort sei „ein wichtiger Bestandteil unseres Produktionsnetzwerks“. Thyssenkrupp Steel und HKM in Duisburg seien „unmittelbar miteinander verwoben“. Die IG Metall hatte schon vor Monaten vor einem Aus von HKM gewarnt.
In ihrem Flugblatt zeigen sich die Arbeitnehmervertreter skeptisch mit Blick auf einen möglichen Teilverkauf von Thyssenkrupp Steel an den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky und sein Unternehmen EPH. Der „Versuch, Thyssenkrupp Steel loszuwerden, verläuft offensichtlich im Sande“, urteilen die Arbeitnehmervertreter. In der Essener Thyssenkrupp-Zentrale wird dieser Darstellung widersprochen. „Wir führen weiterhin konstruktive und ergebnisoffene Gespräche mit dem Energieunternehmen EPH“, teilt Thyssenkrupp auf Anfrage unserer Redaktion mit.
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