Oberhausen. Verdi verschärft die Gangart gegenüber Arbeitgebern und plant konzertierte Streiks. In diesen Branchen drohen gemeinsame Arbeitsniederlegungen.

In dem seit acht Monaten schwelenden Tarifstreit im deutschen Einzel, Groß- und Außenhandel will Verdi den Druck auf die Arbeitgeber massiv verstärken. Nach Angaben von NRW-Landesfachbereitsleiterin Henrike Eickholt plant die Gewerkschaft zunächst in NRW konzertierte Arbeitskampf-Maßnahmen in allen Branchen, in der aktuell Tarifverhandlungen laufen. Davon betroffen sind Hunderttausende Beschäftigte.

„Wir sind Teil einer starken Organisation. Wo man Streiks zusammenführen kann, werden wir es tun“, sagte Eickholt nach einer Tagung der Großen Tarifkommission für den NRW-Handel in Oberhausen. „Aufgeben ist keine Option. Wir werden unsere Streiks anders koordinieren“, kündigte die Gewerkschafterin an. Mit Arbeitsniederlegungen vor allem in Großlagern der Lebensmittelketten hatte Verdi im vergangenen Jahr mehrfach dafür gesorgt, dass Regale in Supermärkten zeitweise leer blieben.

Zahlreiche Verdi-Tarifverträge laufen aus: Von der Lufthansa bis zur AOK

Nun wollen sich die bundesweit rund fünf Millionen Beschäftigten des Handels bei Warnstreiks mit anderen Branchen aus dem Verdi-Reich zusammentun. Aktuell laufen darüber hinaus Tarifrunden beim Lufthansa-Bodenpersonal, im Luftsicherheitsgewerbe, in der Druckindustrie, im Öffentlichen Personen-Nahverkehr, bei der Postbank, im Wach- und Sicherheitsgewerbe, bei Filmproduktionen und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zum Jahresende 2023 sind zudem zahlreiche Tarifverträge ausgelaufen: bei Krankenkassen wie DAK, Barmer und AOK. Ende März folgen Versicherungen, die Telekom und die Leiharbeitsbranche mit ihren mehr als 800.000 Beschäftigten.

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Einzelheiten über eine womöglich konzertierte Streikaktion wurden zunächst nicht bekannt. „Wir werden gemeinsam auf die Straße gehen“, sagte Verdi-Managerin Eickholt. Auch im Handel will die Gewerkschaft die Gangart gegenüber den Arbeitgebern verschärfen. „Wir werden uns die Blockadeunternehmen Edeka, Rewe, Metro und die Schwarzgruppe mit Lidl und Kaufland anders vornehmen als bislang“, erklärte Eickholt.

Handelsverband NRW: Sorge um Sozialpartnerschaft

Der Handelsverband NRW reagierte empört über die Verschärfung des Tarifstreits. „Die Rahmenbedingungen im Einzelhandel sind schlechter geworden und die Inflation sinkt. Deshalb gehen Verdi allmählich die Argumente aus“, sagte Hauptgeschäftsführer Peter Achten unserer Redaktion. „Wir stellen uns mittlerweile die Frage, wo das wirkliche Interesse bei Verdi liegt und machen uns Sorgen um die Sozialpartnerschaft.“

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