Essen. Signa in der Krise: Steag-Sanierer Schmitz will seinen Restrukturierer-Job gar nicht erst antreten. Die Lage bei der Karstadt-Mutter ist ernst.

Eigentlich sollte Steag-Sanierer Ralf Schmitz bei der Neuaufstellung der angeschlagenen österreichischen Handels- und Immobiliengruppe Signa eine Schlüsselrolle spielen, doch daraus wird wohl nichts. Schmitz werde das Signa-Mandat, für das er vorgesehen gewesen sei, nicht annehmen, verlautet aus dem Umfeld des Unternehmens. Erst am 10. November hatte Signa mitgeteilt, Schmitz fungiere künftig als „Chief Restructuring Officer“ und werde damit für die Umsetzung der Restrukturierung des Konzerns verantwortlich sein. Es gehe um die Signa-Gesellschaften Prime und Development, in denen Schmitz seine Tätigkeit als zusätzliches Vorstandsmitglied beginne, hieß es in der Signa-Mitteilung. Auch die Essener Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof gehört zu Signa.

Signa-Gründer René Benko hatte unlängst die Führung des Konzerns abgegeben. Den Vorsitz des Beirats der Signa Holding übernahm der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz. Geiwitz, der die letzten beiden Insolvenzverfahren der deutschen Signa-Warenhaustochter Galeria Karstadt Kaufhof gemanagt hatte, übernahm Unternehmensangaben zufolge auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Signa Holding. „Mit Ralf Schmitz gewinnen wir einen hervorragenden Fachmann“, kommentierte Geiwitz die überraschende Personalie, als sie verkündet wurde.

Schmitz wollte sich zur aktuellen Entwicklung auf Anfrage unserer Redaktion nicht äußern. Gerade noch hatte der Sanierer eine Schlüsselrolle beim Verkauf des Essener Energiekonzerns Steag gespielt. Doch bei der Signa-Gruppe ist er augenscheinlich zu spät geholt worden für die Aufgabe, auf die er spezialisiert ist. Meist komme er „über die Banken, deren Geld im Feuer ist“, in einen Betrieb“, sagte Schmitz im September im Gespräch mit unserer Redaktion, als die Anfrage von Signa noch nicht absehbar war.

Deutsche Signa-Firma hat bereits Insolvenz angemeldet

Im Reich von René Benko spitzt sich die Lage zu. Ende vergangener Woche hatte die Signa Real Estate Management Germany (Signa REM) – eine Tochter der Obergesellschaft Signa Prime – einen Insolvenzantrag gestellt. Vorläufiger Insolvenzverwalter soll der Berliner Rechtsanwalt Torsten Martini werden, der zur Kanzlei Görg gehört. Der im Jahr 2021 verstorbene Namensgeber der Kanzlei, Hubert Görg, war Insolvenzverwalter, als der damalige Karstadt-Mutterkonzern Arcandor aus Essen abstürzte.

Auch die Signa-Firma Signa Sports United (SSU), zu der mehrere Online-Sportartikelhändler gehören, meldete bereits Insolvenz an.

Der österreichische Geschäftsmann René Benko hatte über Jahre hinweg ein breites Netzwerk aufgebaut und namhafte Investoren für sich gewinnen können, unter anderem Tierfutter-Unternehmer Torsten Toeller („Fressnapf“), Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne – und auch die Essener RAG-Stiftung, die auf dem Welterbe-Gelände Zollverein residiert. In der langen Niedrigzinsphase erwarb Signa in zahlreichen europäischen Großstädten und in den USA Immobilien, doch mit dem Anstieg der Zinsen und der Baukosten geriet der Konzern massiv unter Druck. Derzeit läuft noch die Suche nach möglichen Geldgebern.

Projekte von Signa in Düsseldorf, Berlin und Hamburg

In mehreren deutschen Metropolen gibt es große Immobilienprojekte der Signa. Ein Beispiel ist das Carsch-Haus in Düsseldorf nahe der bekannten Königsallee. Auch das Berliner KaDeWe („Kaufhaus des Westens“) sowie das renommierte Alsterhaus und das gigantische Hochhausprojekt „Elbtower“ in Hamburg gehören zu den Signa-Projekten.

Ralf Schmitz, auf dessen Dienste Signa voraussichtlich verzichten muss, gilt als erfahrener Sanierer. Seit rund 25 Jahren ist der 56-Jährige in unterschiedlichen Branchen tätig, wenn Firmen in die Schieflage geraten. In der Textwirtschaft, der Medienbranche und in der Schwerindustrie war er unterwegs. Mehrere Jahre lang hat sich Schmitz mit der Pleite des Medienkonzerns Kirch befasst, später dann mit der Autowerkstattkette ATU und der Essener Gießerei-Holding DIHAG. Bei der Steag war Schmitz maßgeblich am Verkauf des Stadtwerke-Unternehmens an die spanische Fondsgesellschaft Asterion beteiligt. Bis Ende 2023 soll der Verkaufsprozess bei der Steag abgeschlossen sein.

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