Essen. Eben noch bei der Steag, nun bei der Benko-Firma Signa: Ralf Schmitz, ein Sanierer aus NRW, soll den angeschlagenen Galeria-Mutterkonzern retten.

Gerade noch hat Ralf Schmitz eine Schlüsselrolle beim Verkauf des Essener Energiekonzerns Steag gespielt, jetzt übernimmt er eine wichtige Funktion bei der angeschlagenen Signa-Gruppe des österreichischen Geschäftsmanns René Benko. Wie Signa am Freitag (10. November) mitteilte, wird Schmitz „Chief Restructuring Officer“ – und damit für die Umsetzung der Restrukturierung des Konzerns verantwortlich sein. Es gehe um die Signa-Gesellschaften Prime und Development, in denen Schmitz seine Tätigkeit als zusätzliches Vorstandsmitglied beginne.

Mitte der Woche hatte Benko den Vorsitz des wichtigen Beirats der Signa Holding an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz abgegeben, wie das Unternehmen bekanntgab. Geiwitz, der die letzten beiden Insolvenzverfahren der deutschen Warenhaustochter Galeria Karstadt Kaufhof gemanagt hatte, übernehme auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Signa Holding.

„Mit Ralf Schmitz gewinnen wir einen hervorragenden Fachmann“, kommentierte Geiwitz die überraschende Personalie. Den Sanierer-Job macht der 56-jährige Schmitz nun seit 25 Jahren – in unterschiedlichen Branchen. In der Textwirtschaft, der Medienbranche und in der Schwerindustrie war er unterwegs. Mehrere Jahre lang hat sich Schmitz mit der Pleite des Medienkonzerns Kirch befasst, später dann mit der Autowerkstattkette ATU und der Essener Gießerei-Holding DIHAG. Zuletzt war er in Essen bei der Steag aktiv. Der Energiekonzern – mit seinen vielen, zwischenzeitlich zerstrittenen kommunalen Eigentümern – galt als besonders schwerer Fall.

Beim Mutterkonzern der Essener Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof nehme Geiwitz für die Dauer der Restrukturierung eigenverantwortlich die Interessen der Familie Benko Privatstiftung wahr, erklärte Signa in der am Freitagnachmittag verschickten Mitteilung. „Wie lange diese Restrukturierung dauert, lässt sich heute nicht abschätzen.“ Geiwitz habe Ralf Schmitz als neuen „Chief Restructuring Officer“ vorgestellt. Das Ziel sei, bis Ende November „einen Plan für die wesentlichen Schritte der Restrukturierung zu erarbeiten und den Gesellschaftern zu präsentieren“.

Signa: „Alle Bereiche auf den Prüfstand stellen“

„Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen“, heißt es in der Signa-Mitteilung. Es gelte, „alle Bereiche“ der Signa-Gruppe „auf den Prüfstand zu stellen“ und „langfristige Lösungen zu finden“.

Ralf Schmitz hat in jungen Jahren für die Ruhrkohle gearbeitet, sich aber früh als Unternehmensberater selbstständig gemacht – spezialisiert auf Sanierungen. Dieses Geschäftsmodell hat ihn im Juli 2021 dann auch zur Steag geführt. Es ist stets ein Job auf Zeit.

„Ich weiß aus eigenem Erleben, wie es sich anfühlt, wenn ein Unternehmen den Bach runtergeht“, erzählte Schmitz vor wenigen Wochen im Gespräch mit unserer Redaktion. Sein Vater habe ein mittelständisches Unternehmen geführt. Kurz nach seinem Studium sei es zum Konkurs des väterlichen Betriebs gekommen. „Wir haben alles verloren“, sagt Schmitz. „Wir sind zum Geldautomaten gegangen – aber es kam kein Geld heraus. Diese Erfahrung hat mich geprägt, sie hat mich gelehrt, was wichtig ist im Leben und im Beruf.“ Durch die Erfahrung sei er „gedanklich unabhängiger geworden“, erzählt der Manager, der privat in Wermelskirchen im Bergischen Land lebt, verheiratet ist und fünf Kinder hat.

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