Essen/Wien. Benkos Partner haben ihn zum Rückzug gedrängt. Der Sanierer Geiwitz, bekannt aus den Galeria-Insolvenzen, übernimmt. Das fordert Verdi von ihm.

Der österreichische Immobilienmogul René Benko hat die Führung seines eigenen Signa-Konzerns abgegeben. Er übergab am Mittwoch den Vorsitz des Beirats der Signa Holding an den Sanierungsexperten Arndt Geiwitz, wie das Unternehmen am Mittag bekanntgab. Geiwitz, der die letzten beiden Insolvenzverfahren der deutschen Warenhaustochter Galeria Karstadt Kaufhof gemanagt hatte, übernehme auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees der Signa Holding.

Die Familie Benko Privatstiftung bleibt zwar größte Anteilseignerin von Signa, wie die Gruppe betonte, aber der schillernde Milliardär hat zumindest seine direkte Führungsmacht zunächst abgegeben. Damit kommt er dem Wunsch seiner Geschäftspartner nach, von denen sich unlängst mehrere unzufrieden zeigten und Benko zum Rückzug aufgefordert hatten. Sie eint offenkundig mit Benko vor allem noch das Vertrauen in die Fähigkeiten des Insolvenzexperten Geiwitz, das angeschlagene Immobilien- und Handelsimperium zu retten. Benko selbst hatten sie das Vertrauen entzogen, weil sie sich schlecht über die tatsächliche Lage des Konzerns informiert fühlten.

Baustopps am Elbtower und Carschhaus

In den vergangenen Wochen hatten Baustopps etwa am prestigeträchtigen Hamburger Elbtower und Arbeitsniederlegungen von Handwerkern am Düsseldorfer Carschhaus aufgrund unbezahlter Rechnungen für Unruhe gesorgt, aktuell meldet der Berliner Tagesspiegel auch den Stopp laufender Bauprojekte in der Hauptstadt. Das treibt auch die noch 12.500 Beschäftigten der Galeria-Kaufhäuser um, die in den vergangenen drei Jahren zwei Insolvenzen durchgemacht haben. Für die Sanierung des Essener Warenhauskonzerns hatte Benko eine Finanzspritze von 200 Millionen Euro zugesagt. Ob das Geld fließe, ließ Signa auf Anfrage unserer Redaktion zuletzt unbeantwortet.

Der Auftrag an Geiwitz liest sich wenig beruhigend. Er selbst spricht davon, „jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten“. Signa brauche nun Ruhe und Ordnung. „Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden. Ich fordere alle Beteiligten auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen“, erklärte Geiwitz.

Ob und was das für Galeria Karstadt Kaufhof bedeuten könne, sagte er nicht, erwähnte lediglich die Luxuskaufhäuser und die Bauprojekte in den Topstädten: „Die Qualität des Signa Prime Portfolios ist hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut“, so Geiwitz. Zu Signa Prime gehören das KaDeWe in Berlin, der Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg.

Verdi: Nicht auf dem Rücken der Galeria-Beschäftigten

„Wir erwarten vom Sanierer Geiwitz, dass er jetzt schnellstmöglich Klarheit schafft, welche Perspektiven die Beschäftigten haben und wie groß die möglichen Auswirkungen der von ihm angekündigten ,umfassenden Konsolidierung’ der Signa-Gruppe auf den stationären Einzelhandel in den betroffenen Innenstädten und deren Erscheinungsbild sein werden“, sagte Verdi-Sprecherin Daniela Milutin unserer Redaktion. Denn: „Wir wollen nicht, dass am Ende die Beschäftigten wieder einmal für die Fehler des Managements gerade stehen und die Zeche zahlen müssen.“ Verdi hat sich mit Galeria gerade erst eine Sonderzahlung für die Beschäftigten vor dem Weihnachtsgeschäft geeinigt.

René Benko erklärte, sein Rückzug aus der Führung sei „in der derzeitigen Situation die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Es gelte nun, Vertrauen wiederherzustellen, „dazu will ich meinen Beitrag leisten“. Das Immobilienportfolio von Signa sei und bleibe einzigartig, betonte er, ohne den deutschen Handelsriesen Galeria zu erwähnen. „Ich bin absolut sicher, dass das Unternehmen eine sehr gute Zukunft haben kann“, erklärte Benko, freilich nicht ohne alle Gesellschafter aufzufordern, „Signa jetzt zu unterstützen“.

Die Signa-Probleme betreffen auch die Essener RAG-Stiftung

Die Signa-Holding hat laut dem „Spiegel“ im vergangenen Jahr eine halbe Milliarde Euro Verlust eingefahren. Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete jüngst, dass die Entwicklungsgesellschaft Development, an der die Essener RAG-Stiftung beteiligt ist, unter Liquiditätsproblemen leide. Zudem sollen Schulden in Milliardenhöhe die Signa-Gruppen belasten.

Lindt-Sprüngli-Präsident Ernst Tanneri, Strabag-Großaktionär Hans Peter Haselsteiner, Kaffeemaschinen-Unternehmer Arthur Eugster und der Duisburger Fressnapf-Gründer Torsten Toeller hatten aufgrund der Zuspitzung der Lage von Benko die Machtabgabe verlangt, als Voraussetzung dafür, ihr Geld nicht aus dem Unternehmen herauszuziehen.