Duisburg/Essen. Um den Duisburger Stahlkonzern HKM vor dem Aus zu bewahren, hat das Management das Habeck-Ministerium kontaktiert: Hoffen auf Förderinstrument.
Der Duisburger Stahlkonzern Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) hofft auf staatliche Förderung und hat dazu Kontakt zum von Robert Habeck (Grüne) geführten Bundeswirtschaftsministerium aufgenommen. Dabei gehe es um das Förderinstrument der sogenannten „Klimaschutzverträge“, erklärte HKM auf Anfrage unserer Redaktion. Dazu laufe ein „vorbereitendes Verfahren“.
Die traditionsreichen Hüttenwerke Krupp Mannesmann betreiben in Duisburg Deutschlands zweitgrößtes Stahlwerk. HKM gehört den Stahlkonzernen Thyssenkrupp Steel (50 Prozent) und Salzgitter (30 Prozent) sowie dem französischen Rohrhersteller Vallourec, der 20 Prozent hält. Seit Jahren fungiert HKM als Zulieferbetrieb für die Konzerne aus NRW, Niedersachsen und Frankreich.
Vallourec will allerdings seine HKM-Beteiligung aufgeben und sich aus Deutschland zurückziehen. HKM beschäftigt rund 3100 Mitarbeitende. Zwei Hochöfen und eine Kokerei sind Teil des Betriebs in Duisburg. Die IG Metall hat schon vor Monaten vor einem Aus von HKM gewarnt. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass von den HKM-Jobs tausende weitere Arbeitsplätze insbesondere bei Thyssenkrupp abhängen.
Durch den bevorstehenden Rückzug von Vallourec ist die Unsicherheit im Betrieb groß. Es stellt sich die Frage, wie es bei HKM weitergeht, wenn die Laufzeit der bestehenden Hochöfen endet. Neue, klimafreundliche Anlagen müssten die alten Aggregate ersetzen, was gewaltige Investitionen erfordert.
Deutschlands größter Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel – einer der Miteigentümer von HKM – hat für Duisburg zumindest Klarheit für einen der vier Hochöfen. Der Hochofen wird voraussichtlich durch eine sogenannte Direktreduktionsanlage (DRI) ersetzt, bei der in einigen Jahren Wasserstoff statt Kohle zum Einsatz kommen soll.
Nasikkol zum Thema DRI-Anlage: „Wir gucken jetzt mal Richtung HKM“
Anfang September deutete Thyssenkrupp-Konzernbetriebsratschef Tekin Nasikkol während einer Pressekonferenz an, dass es bei HKM ähnliche Pläne gebe. „Wir gucken jetzt mal Richtung HKM“, sagte Nasikkol auf die Frage, wie schnell Klarheit für eine zweite DRI-Anlage in Duisburg erreicht werden könne. Der Arbeitnehmervertreter verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass sich HKM am Verfahren der Klimaschutzverträge beteiligen dürfe. Thyssenkrupp Steel hat die bisherige Förderung noch auf einem anderen Weg erlangt. Aber auch für Deutschlands Branchenriesen gelten die Klimaschutzverträge künftig als Instrument für eine staatliche Unterstützung der Transformation am Standort Duisburg.
Thyssenkrupp Steel arbeite mit dem niedersächsischen Konkurrenten Salzgitter an einem „Transformationskonzept“ für HKM, sagte Bernhard Osburg, der Vorstandschef von Thyssenkrupp Steel, vor wenigen Tagen im Podcast „Die Wirtschaftsreporter“. „Das läuft mit hohem Tempo“, betonte Osburg.
Habeck-Ministerium will Umbau mit „Klimaschutzverträgen“ unterstützen
Im Mai hatte das Habeck-Ministerium eigenen Angaben zufolge ein Interessenbekundungsverfahren für projektbezogene Klimaschutzverträge gestartet. So will die Bundesregierung die Markteinführung von klimafreundlichen Anlagen in Grundstoffindustrien wie der Stahlbranche unterstützen. Durch staatliche Fördergelder sollen Betriebskostendifferenzen zwischen herkömmlichen und klimafreundlichen Verfahren ausgeglichen werden. Damit können die Unternehmen auf millionenschwere Hilfen des Staates hoffen.
HKM habe zunächst einmal auf einen „Entwurf der Förderrichtlinie“ des Bundeswirtschaftsministeriums reagiert, erklärte das Unternehmen auf Anfrage unserer Redaktion. „Der Förderaufruf selbst und die finale Richtlinie sind noch nicht veröffentlicht, somit konnte bislang auch noch kein Förderantrag eingereicht werden.“ Da es sich bei den Klimaschutzverträgen um ein wettbewerbliches Gebotsverfahren handele, könne HKM zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Angaben zum Zeitplan, zur Höhe der Förderung und zum Vorhaben machen.
Angesichts der unklaren Perspektive für Deutschlands zweitgrößtes Stahlwerk hatte sich Anfang September auch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur zu HKM geäußert. „Bei HKM sind zunächst einmal die Eigentümer gefordert, eine Lösung für die Zukunft zu entwickeln“, sagte die Ministerin im Gespräch mit unserer Redaktion. Es sei eine „unternehmerische Entscheidung“ gefordert. „Fördermittel des Staates können die Transformation lediglich begleiten, aber nicht das Handeln der Eigentümer ersetzen“, betonte die Grünen-Politikerin mit Blick auf eine mögliche Unterstützung durch die Politik.
Aufmerksam dürfte auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) die Entwicklung bei HKM verfolgen. Die Duisburger Abgeordnete gehört dem Aufsichtsrat von HKM an.