Wesel. Der hochdekorierte Countertenor Valer Sabadus spielte jetzt in Wesel. Wie er das Publikum mit seiner Stimme verzauberte.
Einen schöneren Abschluss der Konzert-Saison 2023/24 des Städtischen Musikvereins Wesel hätte es gar nicht geben können: Stehende Ovationen, langanhaltender Beifall und nur zufriedene Gesichter – und das bei einem Kammerkonzert. Mit dem hochdekorierten Countertenor Valer Sabadus und dem Ensemble „Spark“ hat der Städtische Musikverein offensichtlich einen guten Griff getan.
Konzert in Wesel: Eine besondere Art von Musik
„Closer to Paradise“ lautete der Titel des letzten der sechs Meisterkonzerte im Städtischen Bühnenhaus. Das Publikum erlebte hier eine besondere Art von Musik, immer wieder begeisterte der 1986 in Rumänien geborene Sabadus mit seiner ausdrucksvollen Stimme. Als Countertenor nutzt er eine besondere Technik, um eine Alt- oder Sopranlage zu singen. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Nutzung der Kopfstimme und das Training der Resonanz, um den Klang zu formen und zu projizieren. Dies ist aber nicht zu verwechseln mit einer Kastratenstimme, so wie im damaligen Mittelalter.
In der Band Spark spielen Andrea Ritter und Daniel Koschitzki mehrere Blockflöten und eine Melodica, Stefan Balazsovics, Violine und Viola, Christian Fritz den Flügel sowie Victor Plumettaz das Violoncello. Er hatte an diesem Abend Geburtstag und erhielt prompt ein „Happy Birthday-Ständchen“ vom gut aufgelegten Publikum.
Das Konzert, das in vier Akte eingeteilt war, enthielt jede Menge verschiedene Aspekte. Gesungen wurde in vier Sprachen (deutsch, englisch, französisch und italienisch). Das Programm beinhaltete Kompositionen von Georg Friedrich Händel und Antonio Vivaldi. Mit Maurice Ravels „Rigaudon“ aus „Le Tombeau de Couperin“ begann der 2. Akt, dem Erik Saties „Les Anges“ aus „Troius Melodies“ folgte. Kurt Weills „Youkali“ erzählte von einer Insel im Ozean, auf der nur Frieden herrscht, obwohl es sie gar nicht gibt.
Wie fühlt sich Sehnsucht an?
Überhaupt handelte das Kammerkonzert von vielen Gedanken, Sehnsüchten und Gefühlen. Robert Schumann komponierte einen schweren Traum „In der Fremde“ aus dem Liederkreis op. 39. Und auch die Geschichte über den Seemann, der vom Tod ins Boot eingeladen wurde, wirkte. Barocke Arien, impressionistische Melodien und romantische Weisen verschmolzen mit Avantgardeklängen, alten Volksliedern und Chansons. Sogar ein rockiger Song von Depeche Mode (One Caress) wurde vorgetragen. Abwechslung brachte auch ein Tango. Über dem ganzen Abend hing die Frage: Wie fühlt es sich an, wenn man Sehnsucht spürt?
Mit seiner glasklaren Stimme hat sich Valer Sabadus in die Riege der weltbesten Countertenöre eingereiht. Nicht umsonst ist er ein vielgefragter Gast auf internationalen Bühnen. Was der Sänger an diesem Abend geleistet hat, war einfach überwältigend. Sein Timbre war extrem kontrolliert und kristallklar. Das Konzert endete mit „Could it be magic“. Der Musikverein hat es tatsächlich geschafft, mit diesem Künstler und dem Ensemble das i-Tüpfelchen zum Schluss der Konzertsaison zu setzen.