Wesel/Hamminkeln. Obwohl Obstbauern in Wesel und Hamminkeln sich durch eine Frostnacht gezittert haben, beginnt so langsam die Ernte. So teuer die die Erdbeeren.
- Die Obstbauern in Wesel und Hamminkeln haben mit einer kalten Nacht gekämpft.
- Um Äpfel, Kirschen und Erdbeeren zu schützen, kamen teilweise spezielle Maßnahmen zum Einsatz.
- Die gute Nachricht: Die Erdbeer-Ernte kann trotzdem beginnen – was die 500-Gramm-Schalte zum Start kostet.
Peter Heinen ist wirklich auf alles vorbereitet gewesen: 300 Blecheimer hatten der Landwirt aus Wesel-Obrighoven und seine Mannschaft mit Löchern versehen. Wären die Temperaturen in der Nacht zum Dienstag deutlich unter die Nullgradgrenze gefallen, hätten diese präparierten Eimer eine wichtige Aufgabe gehabt: Die Kirschernte für den Sommer zu retten. Denn darin lässt sich ein kleines Feuer entfachen, um die Pflanzen vor der schlimmsten Kälte zu schützen. „Wir haben die Eimer aber zum Glück nicht gebraucht“, erzählt Heinen am Dienstagmorgen in seinem Büro. (Lesen Sie auch: Verkaufshütten in Wesel und Hamminkeln – Hier gibt’s Spargel und Erdbeeren)
Ein bisschen müde, aber einigermaßen entspannt sitzt der Obstbauer jetzt vor seinem Schreibtisch. Draußen strahlt die Sonne am wolkenlosen Himmel, es ist wieder etwas wärmer geworden. Den Wetterbericht will er noch nicht ganz aus den Augen lassen. „Meine Lieblingsbeschäftigung“, sagt er und lacht. Am Montagnachmittag fiel ihm das mit dem Lachen nicht so leicht. „Wir sind in absoluter Alarmbereitschaft“, berichtete Heinen am Telefon. Denn die Meteorologen hatten von Montag auf Dienstag das angesagt, was Obstbauern am meisten fürchten im Frühjahr: eine Frostnacht mit heftigen Minustemperaturen. Der Deutsche Wetterdienst warnte für den Kreis Wesel davor, dass die Temperaturen auf bis zu minus sechs Grad zurückgehen könnten.
Obst Heinen in Wesel schaltet Frostschutz-Beregnung ein
Neben den Kirschen standen vor allem die Apfelbäume im Fokus. Die Blüte ist zwar weitgehend durch, doch auch die Ansätze der Triebe sind so früh im Jahr noch sehr empfindlich. Peter Heinen und sein Sohn Julius Heinen hatten deshalb die ganze Nacht die Daten im Blick, die von der Wetterstation in der Plantage gesendet wurden. „Um zwei Uhr mussten wir die Reißleine zieht“, sagt der Landwirt. Heißt: Die Frostschutz-Beregnung wurde eingeschaltet. Damit werden die Zweige, Fruchtansätze und Blätter mit Wasser besprüht. Bei Minustemperaturen gefriert das Wasser und schützt sozusagen mit einem Mantel aus Eis die Pflanzen.
Ganz so schlimm, wie befürchtet, kam es am Ende nicht. Am Dienstagmorgen zeugen nur noch die durchnässte Apfelplantage und die feuchte Zufahrtsstraße zum Bauernhof an der Obrighovener Straße von der nächtlichen Beregnung. Die dünne Frostschicht auf den eingefrorenen Pflanzen ist von der Sonne längst aufgetaut worden. „Es sieht so aus, als wären wir ohne Schaden davongekommen“, sagt Heinen erleichtert.
Die Erdbeerernte beginnt in Hamminkeln und Wesel
Das gilt weitgehend auch für den Spargel und die Erdbeeren. Die frühen Sorten wachsen unter einem Folientunnel heran, der an sich schon für höhere Temperaturen sorgt. Zusätzlich haben die Weseler Landwirte die Pflanzen in der Nacht mit einem Vlies bedeckt. „Wir fangen heute mit der Ernte an“, so Heinen, der davon ausgeht, spätestens zum Wochenende die ersten Erdbeeren aus eigenem Anbau verkaufen zu können. Knapp fünf Euro soll die 500-Gramm-Schale dann kosten.
Nicht nur in Obrighoven haben sie während der Frostnacht buchstäblich gezittert. Dem Hamminkelner Landwirt Peter Bielefeld erging es gut 15 Kilometer weiter nördlich nicht anders. „Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen“, berichtet er. Betroffen vom Frost war vor allem der Spargel, denn wegen der sommerlichen Temperaturen hatte Bielefeld die Tunnel für die Schutzfolie schon Mitte des Monats abgebaut. Das reife Gemüse war deshalb der Kälte ungeschützt ausgesetzt. „Beim Spargel sind einige Köpfe abgebrochen“, sagt Bielefeld. Er schätzt, dass am Dienstag etwa ein Viertel der Erntemenge hinüber ist. „Wir haben vorsorglich schon am Montag geerntet, um den Schaden möglichst gering zu halten“, so der Landwirt.
Apfelbauer aus Hamminkeln: „Es ist nichts passiert“
Keine Probleme gab es hingegen bei seinen Erdbeeren, die wie in Wesel mit einem Vlies abgedeckt wurden und in Tunneln wachsen. Auf dem Hof am Ortsrand von Dingden werden die ersten Früchte ebenfalls schon gepflückt, zum Wochenende startet der Verkauf der eigenen Erdbeeren. Mit einem Preis von 5,50 Euro für ein halbes Kilogramm kalkuliert Bielefeld zum Saisonstart. So richtig Fahrt nimmt die Saison aber erst auf, wenn es über einen längeren Zeitraum wärmer, sonniger und trockener bleibt. Ebenfalls schon die ersten eigenen Erdbeeren bietet der Schulte-Drevenacks-Hof aus Hünxe an.
Heinz-Wilhelm Hecheltjen, ebenfalls Obstbauer aus Brünen, hat die Nacht trotz des angesagten Frostes im Bett verbracht. Der Grund ist ganz praktischer Natur: „Wir haben gar keine Frostschutz-Beregnung“, sagt Hecheltjen. Er musste also ohnehin darauf vertrauen, dass seine Apfelbäume keinen Schaden nehmen. „Es ist nichts passiert“, zog er am Dienstag eine schnelle Bilanz. Auch bei den Erdbeeren sieht es gut aus, in drei Wochen will er mit der Ernte starten. Was nicht nur den Hamminkelner Landwirt aufatmen lässt: Weitere Frostnächte sind erstmal nicht angekündigt.