Hamminkeln. Am Montag ist es so weit: Die ersten Schutzsuchenden werden im ehemaligen Hotel Haus Elmer wohnen. Was die Menschen in Marienthal erwartet.
Am Montag ist es so weit: Eine Frau mit ihren vier Kindern und ein Ehepaar mit Kind werden als erste Flüchtlinge ins ehemalige Haus Elmer in Marienthal ziehen. Aus Serbien und der Ukraine kommen sie, weiß Caritasdirektor Michael van Meerbeck zu berichten. Sie kommen in eine Unterbringung, die die Haustechniker der Caritas als Betreiberin mit viel Liebe hergerichtet haben. „Herzblut“, sagt Michael van Meerbeck, „haben sie hier reingesteckt.“ Glasscheiben gegen Sicherheitsglas getauscht, Kanten abgeschliffen, damit sich vor allem die Kinder nicht verletzen können. Es einfach versucht, möglichst nett zu machen für die Menschen, die hier zumindest zeitweise ein Zuhause finden sollen.
Nach und nach soll das Haus belegt werden. 60 Personen maximal werden in dem ehemaligen Hotel Platz finden und hoffentlich auch in Marienthal. Dort hat sich nach anfänglichen Protesten gegen die Unterkunft mitten im 400-Seelen-Dorf die Stimmung ein Stück weit gewendet. Nach einer Informationsveranstaltung im katholischen Pfarrheim hatten sich sehr schnell 23 ehrenamtliche Menschen aus dem Dorf gefunden, die sich mit kümmern wollen um die Neubürger. Auch die Pater vom Karmeliterkloster sind mit eingebunden und packen mit an. Eine Familie hat sogar mehrere tausend Euro an die Stadt gespendet – speziell für die Ausstattung der neuen Flüchtlingsunterkunft in Marienthal.
Hamminkeln sucht händeringend weitere Unterkünfte
Für die Stadt ist das Angebot der Caritas, die eigenen Pläne für eine Senioreneinrichtung in Marienthal erst einmal zurückzustellen und stattdessen Schutzsuchenden eine Unterkunft zu bieten, ein Glücksfall, wie Bürgermeister Bernd Romanski betont. Denn es wird immer enger in Hamminkeln. Mittlerweile leben mehr als 1200 Flüchtlinge in der Stadt und es werden absehbar nicht weniger. Zu Hochzeiten der Flüchtlingskrise 2015 waren weniger als 1000 Menschen in Hamminkeln angekommen.
Auch finanziell profitiert die Stadt. Weil der Containermarkt „total überhitzt“ ist, wie das Stadtoberhaupt kommentiert, ist die Unterkunft in Marienthal für die Stadt vergleichsweise günstig. Etwa 100.000 Euro, sagt Kämmerer Robert Graaf, hat die Stadt in den Umbau von Haus Elmer investiert. Zum Vergleich: Die neuen Containerunterkünfte in Brünen und Hamminkeln kosten die Stadt zwischen 800.000 und eine Million Euro pro Unterkunft. Aber, sagt Caritasdirektor Michael van Meerbeck, für die Caritas ist die Flüchtlingsunterkunft „kein finanzieller Fitsch“, sondern gehört zum christlichen Weltbild. Das sei die entscheidende Motivation.
Der kleine Lebensmittelladen, der nicht nur der Versorgung der Flüchtlinge dient, sondern für alle Marienthaler da ist, wird demnächst eröffnet. Van Meerbeck: „Die Regale sind schon bestellt.“ Die künftigen Bewohner sollen selbst kochen und waschen, möglichst selbstständig leben. Denn das haben sie in ihren Heimatländern ja auch getan. Mit den ersten beiden Familien, die am Montag ankommen, werden Caritasmitarbeiter erst einmal einkaufen gehen. Solche Alltagsfertigkeiten müssen im fremden Land ja auch erst einmal gelernt werden. Und für Notfälle? Gibt es in der Küche im Haus Elmer ein paar haltbare Lebensmittel wie Sonnenblumenöl, Haferflocken, Tütensuppen und – die Camper werden sie kennen und lieben – Dosenravioli.