Wesel/Hamminkeln. Die Polizei rechnet mit großem Zulauf: Am kommenden Wochenende wird nun auch in Wesel und Hamminkeln gegen rechts protesiert.

In mehreren Städten im Kreis Wesel sind schon tausende Menschen gegen rechts auf die Straße gegangen. Am Samstag und Sonntag kommen mit Hamminkeln und Wesel zwei weitere Kommunen hinzu. In Hamminkeln ist am Samstag, 3. Februar, eine Demo geplant. Um 15 Uhr versammeln sich die Teilnehmer auf dem Molkereiplatz. In Wesel hoffen am Sonntag Parteien, Gruppen und die Kirchen auf breite Unterstützung. Treffpunkt ist um 11 Uhr auf dem Bahnhofsplatz.

Ein Bündnis aller im Rat vertretenen Parteien, der evangelischen Kirche und des Vereins „Mehrhoog hilft“ ruft in Hamminkeln zum Protest gegen Rechtsextremismus auf. Dass die katholische Kirche nicht mit auf der Einladung steht, hat rein organisatorische Gründe, versichert der SPD-Vorsitzende Malte Schulters als Sprecher der Organisatoren. „Wir haben das sehr kurzfristig organisiert.“

Getragen werde der Aufruf zur Demo von vielen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Das hätten auch die zahlreichen Reaktionen aus der Bevölkerung sehr deutlich gemacht, nachdem die Nachricht von der Kundgebung in der Stadt die Runde gemacht habe. „Hoffentlich schlägt sich das auch auf die Teilnehmerzahlen nieder“, so Schulters, der gemeinsam mit den Mitorganisatoren auf ein starkes Signal aus der Bevölkerung setzt.

Dass sich alle Mitstreiter zusammen an einen Tisch gesetzt haben, sei eine Sache von wenigen Telefonaten gewesen. Denn in ihrem Anliegen seien sich alle einig, auch wenn es im alltäglichen politischen Leben durchaus unterschiedliche Standpunkte gebe. Schulters zur Demo: „Da gibt es keine zwei Meinungen.“ Auch wenn Hamminkeln in der glücklichen Lage sei, sich nicht mit der AfD im Rat auseinandersetzen zu müssen, bekämen die Menschen ja mit, was passiert. Deshalb sei es wichtig, ein starkes Zeichen zu setzen, denn: „Leben ist das, was zwischen den Ballungsräumen passiert.“

Bei der Demo gegen rechts in Moers kamen am vergangenen Wochenende rund 8000 Menschen zusammen.
Bei der Demo gegen rechts in Moers kamen am vergangenen Wochenende rund 8000 Menschen zusammen. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Dass die Demonstration nicht - wie ursprünglich angekündigt - auf dem Rathausvorplatz, sondern auf dem Molkereiplatz stattfindet, habe die Polizei vorgeschlagen. Denn am Rathaus führt die viel befahrene Blumenkamper Straße vorbei. Auf der Molkereistraße herrscht weniger Autoverkehr. Marschiert wird in Hamminkeln übrigens nicht, es findet alles vor Ort statt. Welche Redner genau auf der Bühne stehen, ist noch nicht endgültig festgezurrt. Es sollen aber Menschen aus unterschiedlichen Bereichen zu Wort kommen.

Leben ist das, was zwischen den Ballungsräumen passiert
Malte Schulters - Hamminkelner SPD-Vorsitzender

Demo in Wesel: Polizei rechnet mit 5000 Teilnehmern

In Wesel ist das Interesse an der Demo schon groß, erklärt der SPD-Stadtverbandvorsitzende Rafael Lorberg für die Organisatoren. An die 20 Parteien, Organisationen, Verbände und die Kirchen rufen zur Teilnahme auf. „Es gibt eine große Resonanz, auch von einzelnen Bürgern“, hat Lorberg festgestellt. Auf dem Großen Markt beginnt nach dem Zug durch die Stadt um 12 Uhr die Kundgebung, die bis etwa 13 Uhr geplant ist. Welche Redner das Wort ergreifen, sei noch in der Planung. Bürgermeisterin Ulrike Westkamp werde aber dabei sein. Und: Die Parteien sprechen nicht, das sei so vereinbart. Angesichts der Deportationsphantasien von Rechtsextremisten hätten viele Menschen Angst, so Lorberg. „Wir wollen an ihrer Seite stehen.“

Die Polizei rechnet bei beiden Kundgebungen mit mehr Teilnehmern als angemeldet, in Wesel könnten es sogar bis zu 5000 Personen werden. Angemeldet sind 1000 Demonstranten, in Hamminkeln 300. „Das ist aber schwer einzuschätzen“, sagt Pressesprecher Björn Haubrok. In Schermbeck waren am vergangenen Wochenende 50 Personen angemeldet, es kamen 650. Moers brachte es sogar auf 8000, Dinslaken auf 5000 und Neukirchen-Vluyn auf 1500 Teilnehmer. Die Polizei sei im Gespräch mit Veranstaltern, Feuerwehr und Ordnungsämtern, um einen reibungslosen Ablauf der Kundgebungen zu ermöglichen. Das hat am vergangenen Wochenende im Kreis Wesel gut geklappt: „Es gab null Probleme“, betont Haubrok. „Wir gehen davon aus, dass es diesmal auch so sein wird.“

In Wesel müssen sich Autofahrer am Sonntag auf kurzfristige Straßensperrungen einstellen, wenn der Zug sich um 11 Uhr am Bahnhof in Bewegung setzt und dann über die Wilhelmstraße vorbei am Berliner Tor und durch die Fußgängerzone zum Großen Markt zieht.