Wesel. Spaziergänger im Diersfordter Wald in Wesel wundern sich über teilweise massive Fällarbeiten. Der zuständige Förster erklärt den Grund dafür.

Herumliegende Baumstämme und Äste, zerfurchte Wege und schwere Maschinen im Einsatz: Der Diersfordter Wald in Wesel bietet derzeit an einigen Stellen kein besonders idyllisches Bild. Manche Spaziergänger, die regelmäßig in dem beliebten Naherholungsgebiet unterwegs sind, wundern sich über die Arbeiten – und ihre Ausmaße. Seit Mitte Dezember wird im Wald immer wieder aufgeforstet, unter anderem in dem Bereich, der unmittelbar an den Gasthof „Zum Jäger“ angrenzt. Die Redaktion fragte beim zuständigen Landesbetrieb Wald und Holz NRW nach den Gründen für die Fällungen und andere Maßnahmen.

„Ziel der Bewirtschaftung des Diersfordter Waldes ist die Etablierung von artenreichen und standortgerechten Laubholzmischbeständen“, antwortet Förster Georg Wülfing. Dafür sei es erforderlich, regelmäßig „Pflegemaßnahmen“ durchzuführen, vor allem in Bereichen, wo der Wald noch besonders jung ist – so wie am Jäger. Denn: Die Bäume eines Bestandes konkurrieren stetig um Wasser, Licht und Nährstoffe. „Nur Bäume, denen ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen, bleiben vital und sind so gegenüber den sich ändernden klimatischen Bedingungen besser angepasst“, erklärt Wülfing.

Daher sei es erforderlich, einige Pflanzen zu fällen, damit die verbleibenden Bäume besser wachsen können. „Insbesondere die standortheimische Eiche benötigt viel Licht, daher wird hierauf bei den Durchforstungen ein besonderes Augenmerk gelegt.“ Außerdem werden demnach Bäume gefällt, die stark geschädigt oder abgestorben waren. Das dürfte Fußgängerinnen und Fußgängern im Wald besonders ins Auge fallen, denn diese Pflanzen stehen oft in der Nähe von Wegen.

Forstarbeiten im Diersfordter Wald: Schäden an Wegen unvermeidbar

Wülfing macht auch Angaben zu den technischen Geräten, die bei den Arbeiten zum Einsatz kommen. Mit Harvestern, also speziellen Maschinen für die Holzernte, werden die Bäume gefällt und die betroffenen Bereiche aufgearbeitet – für den Abtransport sind sogenannten Forwarder oder Rückezüge zuständig. „Die eingesetzten Maschinen sind Stand der Technik“, so der Förster. Bäume könnten damit so gefällt werden, dass die anderen Pflanzen möglichst wenig beschädigt werden.

Außerdem sorgten sie für eine höhere Arbeitssicherheit, weil die Forstwirte nicht selbst mit Kettensägen am Baum arbeiten müssen. „Insbesondere tote Bäume stellen dann nämlich ein fast unkalkulierbares Risiko dar, da zum Beispiel jederzeit tote Äste aus der Krone ausbrechen können“, betont Georg Wülfing. Damit der Boden ausreichend geschützt wird, dürfen die Maschinen nur auf vorher festgelegten Erschließungslinien, den sogenannten „Rückegassen“, fahren.

Auf diesem Weg im Diersfordter Wald waren Maschinen unterwegs.
Auf diesem Weg im Diersfordter Wald waren Maschinen unterwegs. © NRZ | Robin Brand

Dass durch die Arbeiten sichtbare Schäden an den Waldwegen verursacht werden, lasse sich nicht immer vermeiden. Waldwege dienten jedoch in erster Linie der forstlichen Erschließung und werden demnach auch mit den Maschinen befahren. „Nach Abschluss der Maßnahme werden die Wege jedoch wieder begradigt“, so Wülfing. „Da es sich bei den meisten Wegen im Diersfordter Wald um unbefestigte Sandwege handelt, dürfte dies ausreichen, um die Wege wieder gut passierbar zu machen.“

Abgeschlossen sind die Arbeiten im Diersfordter Wald noch nicht. „Die gefällten Bäume werden (wo noch nicht geschehen) an die Waldwege transportiert und aufgesetzt, das Kronenholz bleibt grundsätzlich im Bestand, da diesem ansonsten zu viele Nährstoffe entzogen würden“, erklärt der Förster. Das gefällte Nadelholz wird hauptsächlich als Bauholz verwendet werden, das anfallende Laubholz wird in erster Linie lokal an Privatleute als Brennholz verkauft. Nach den aktuellen Planungen soll Mitte Februar alles erledigt sein. Grundsätzlich würden Durchforstungs- und Holzerntearbeiten nach Möglichkeit immer außerhalb der Vegetations- sowie Brut- und Setzzeit durchgeführt.

Hintergrund: Wald und Holz und seine Aufgaben

Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen kümmert sich in ganz NRW flächendeckend um die Belange des Waldes. Hauptsitz ist in Münster, das Regionalforstamt Niederrhein sitzt in Wesel und ist eines von 15 Regionalforstämtern. Das Gebiet reicht von der niederländischen Grenze bis nach Schermbeck und von Emmerich bis nach Dormagen – aufgeteilt ist es in insgesamt 23 Forstbetriebsbezirke. Der Diersfordter Wald gehört zum Bezirk Rheinaue mit dem zuständigen Förster Georg Wülfing.