Schermbeck. Die Polizei schätzte die Zahl auf rund 650 Demonstranten – ein sehr eindrucksvolles Zeichen. Zu viele für einen Protestzug, so die Ordnungshüter.

Samstagnachmittag kurz vor 14 Uhr. Der Rathausplatz in Schermbeck hat sich schon gut gefüllt. Menschen aus allen Ortsteilen kommen hier zusammen, um Flagge zu zeigen gegen rechts. Der Polizeibeamte Klaus Messerschmidt berichtet, dass die Organisatorin Marlis Fengels eine Demonstration mit 50 Personen angemeldet hat. „Sie wollte mit den Demonstrierenden die Mittelstraße rauf und wieder herunterlaufen, davon haben wir angesichts der Anzahl der Menschen hier abgeraten“. Am Ende schätzen die Beamten die Anzahl auf 650, gefühlt sind es mehr.

Ein starkes Bild gegen die aufkommende Fremdenfeindlichkeit.
Ein starkes Bild gegen die aufkommende Fremdenfeindlichkeit. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Schermbeck ist nicht nur bunt, wie bei einer Demonstration der Bürgerinnen und Bürger im Jahr 2018 gegen die Gründung eines Ortsverbandes der AfD im Ort, bereits deutlich wurde. Nein, Schermbeck ist auch recht kreativ im Ausdruck der Gefühle – das zeigen die vielen Schilder, die hochgehalten werden. „AfD-Alternative für Dummheit, Nazis essen heimlich Döner, bunt statt kackbraun, AfD wählen ist so 1933“ – so und ähnlich ist es auf den zahlreichen SchiIdern zu lesen.

Klare Botschaft: Für Gemeinschaft und gegen Ausgrenzung

Eva-Maria Zimprich sagt: „Ich bin Sozialdemokratin und mir ist es ganz wichtig, dass dieser Hass und diese Hetze, dieses Nazigesocks in Schermbeck und in ganz Deutschland keinen Boden unter den Füßen findet.“ Eine Gruppe Jugendlicher äußert sich so: „Zusammenfassend möchten wir keine Nazis in der Regierung haben, diese Werte vertreten wir nicht. Wir möchten eine vernünftige Demokratie in Deutschland, wir leben ja noch ein bisschen länger.“ Und: „Wir stehen hier, weil Vielfalt wichtig ist“, ist ebenfalls zu hören. Die Pfadfinder, die betonen, dass sie auch gesellschaftspolitisch unterwegs sind, sind als Gruppe vor Ort und machen deutlich: „Wir stehen für Gemeinschaft und gegen Ausgrenzung.“

Schermbeck steht auf: Hunderte Menschen zeigten vor dem Rathaus ihrem Unmut gegen die neue Rechte.
Schermbeck steht auf: Hunderte Menschen zeigten vor dem Rathaus ihrem Unmut gegen die neue Rechte. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

„Nie wieder ist jetzt“, das ist die Botschaft des Nachmittags, die auch von den Rednern auf der Bühne unzählige Male unter großem Applaus wiederholt wird. Marlis Fengels, die sich über Unterstützung in ihrem Unterfangen von vielen Seiten sehr freute, sagte in ihrer Begrüßung: „Wir wollen den rechten Umtrieben im Land die Stirn bieten.“ Es stehe quasi vor der Tür, was nie wieder sein sollte, erinnerte sie an die Wannseekonferenz im Jahr 1942, als der Holocaust beschlossen wurde.

Auch diese Frauen setzten vor dem Rathauseingang ein klares Zeichen.
Auch diese Frauen setzten vor dem Rathauseingang ein klares Zeichen. © FFS | Rainer Hoheisel

Ähnlich wie damals habe die AfD bei dem Potsdamer Geheimtreffen jetzt die radikale Endlösung in der Migrationsfrage gefordert. Die Versprechen der AfD böten Alternativen für das Volk. Aber: „Blicken Sie hinter die Kulissen, dann können Sie die Fratze des Faschismus erkennen.“ Der Thüringer AfD-Fraktionsvorsitzende Björn Höcke laufe sich seit geraumer Zeit warm und warte darauf, die Geschäfte der Bundesrepublik zu übernehmen.

Demo zeigt auch: Politik muss jetzt Lösungen finden

Für die CDU-Landtagsabgeordnete Charlotte Quik sind die Demonstrationen im Land und auch in Schermbeck ein Zeichen dafür, dass die Faschisten einfache Lösungen versprechen, wo es keine gebe. Diese Demonstrationen im Land sehe sie aber auch als Auftrag an die Politik Lösungen zu finden, das nehme sie mit in den Landtag. „Steht auf und bleibt laut, solange es nötig ist“, ermutigte sie und auch Kreis Wesels Landrat Ingo Brohl, der ebenfalls vor Ort war, die Menschen.
Bürgermeister Mike Rexforth freute sich: „Toll, dass aus der Mitte der Gesellschaft das passiert, was hier passiert.“ Und: „Wir müssen die Demokratie schützen, damit unsere Kinder und Enkelkinder in einer friedlichen Welt groß werden können.“