Wesel. Der Singer-Songwriter Mathias Schüller hat sein 7. Album veröffentlicht. „Dunkel:Rot“ erzählt Geschichten über die Liebe. Tour-Auftakt in Wesel.
Heimspiel. Scala. Bekannte Gesichter. Auf den 1. Februar freut sich Mathias Schüller ganz besonders. Nicht nur weil da seine Tournee startet. Sondern auch weil dann an diesem Donnerstag um 20 Uhr das erste von insgesamt 23 Konzerten in seiner Heimatstadt Wesel auf dem Programm steht. „Das ist natürlich sehr aufregend“, gibt der 65-jährige Musiker offen zu. Dann wird der Leiter des Jugendzentrums Karo sicherlich auch einige Freunde und Bekannte im Scala-Publikum entdecken. „Es wird gemütlich sein.“
Wobei das neue und inzwischen 7. Studioalbum des Singer-Songwriters schon ordentlichen Drive hat. „Für mich ist es das bislang rockigste“, sagt Mathias Schüller. „Und textlich das reifste und ausgefeilteste.“ „Dunkel:Rot“ hat er es genannt, weil die Klangfarbe durchweg dunkel ist, weil die Texte melancholisch sind, ihre dunkle Seite offenbaren: „Ich habe immer schon einen Hang zum Abseitigen.“ Rot erklärt sich fast von selbst. Fast alle Songs sind Liebeslieder. Wenngleich Schüller ausnahmsweise auch mal politisch wird: In „Theaterdonner“ und „Schwarze Milch“ warnt Schüller vor rechter Gesinnung. Musikalisch dominiert amerikanisches Songwriting zwischen Folk und Rock ’n’ Roll.
Musiker aus Wesel hat neues Album fast im Alleingang eingespielt
Schüller hat die Corona-Zeit zum Songschreiben und Musikmachen genutzt. So ist das Album mit zwölf Songs praktisch im Alleingang entstanden. „Das meiste habe ich zu Hause eingespielt, zumindest die leisen Sachen“, verrät der Musiker. Gitarre und Bass beispielsweise. Für die lauteren Parts, für das Schlagzeug, ging‘s ins Studio nach Duisburg. Auch zum Abmischen und Mastern. Schüllers langjähriger Freund und musikalischer Wegbegleiter HB Hövelmann kam diesmal nur bei zwei Songs zum Einsatz für die Gitarren-Soli („Hotel zur besten Illusion“ und „Idiot“). „HB ist eher die Live-Rampensau und nicht so gerne im Studio“, schmunzelt Mathias Schüller. „Ich dagegen kann stundenlang im Studio frickeln.“ Im Scala wird noch Bassist Henrik Herzmann aus Leverkusen dazustoßen.
Gleichzeitig ist aber auch das nächste Album in Arbeit, das am Jahresende erscheinen könnte. „Wenn man Ideen hat, sollte man die auch festhalten“, erklärt er sein musikalisches Arbeitspensum. Ein Drittel der Texte sind fertig, die Songs in der Basisversion angelegt. Und auch ein Live-Album ist noch in Planung, dafür wird unter anderem das Konzert im Scala mitgeschnitten. Mit Timezone Records aus Osnabrück, zu deren Künstlern unter anderem auch Geier Sturzflug gehören, hat Schüller außerdem auch ein neues Platten-Label gefunden.
„Kartenhaus“ in die Januar-Bestenliste gewählt
Als „ausgebuffte Geschichten“ umschreibt Schüller seine Songs. Will sagen: „Es sind sehr persönliche, ungewöhnliche Geschichten mit Überraschungen und Wendungen. Da werden beim Zuhörer Bilder erzeugt – und jeder kann seine eigene Geschichte weiterentwickeln.“ Der Bekanntheitsgrad des Weselers ist deutlich gestiegen, eine Radio-Jury hat den Song „Kartenhaus“ gerade in die Januar-Bestenliste der deutschsprachigen Liedermacher gewählt. Unter anderem auf WDR 5, bei Radio Fritz und im Rockradio ist der Song regelmäßig zu hören. „Das gibt einem schon das Gefühl von Anerkennung“, freut sich der 65-Jährige.
Seine Arbeit im Jugendzentrum Karo endet am 31. Dezember dieses Jahres – offiziell, wegen Schüllers Eintritt ins Rentenalter. „Ich habe die Arbeit immer sehr gerne gemacht, aber nach über 25 Jahren ist dann auch die Zeit des Abschieds gekommen“, sagt Schüller. Einen Nachfolger gibt es noch nicht, die Stelle wird beizeiten ausgeschrieben. Danach hat Mathias Schüller dann noch mehr Zeit fürs Songwriting.