Wesel. Der Weseler Singer- und Song-Writer Mathias Schüller ist derzeit auf Tour mit seinem Freund HB Hövelmann. Das erwartet die Besucher.
Der Weseler Songwriter Mathias Schüller stellt bei der aktuellen Tour auch sein Album „Wodka Wodka Superstar“ vor. Einmal mehr geht er mit seinem Kölner Freund HB Hövelmann auf musikalische Reisen. Die führt ihn unter anderem auch nach Wesel (Karo, 7. November) und Hamminkeln (Bäckerei Bors, 8. November). Christian Schyma sprach mit dem Leiter des Jugendzentrums Karo über das aktuelle Album und seine Pläne.
Sie stellen bei Ihrer jetzt beginnenden Tour speziell auch ihr sechstes Album vor. Erklären Sie doch mal, wie Sie auf den Titel „Wodka Wodka Superstar“ gekommen sind? Welche Geschichte verbirgt sich dahinter?
Schüller: Fast alle Songs/Texte des Albums habe ich im Jahr 2018 auf einem Route 66-Roadtrip in den USA geschrieben. Deswegen haben fast alle Songs englischsprachige Titel, obwohl es deutsche Texte sind. Der Titelsong entstand später, nachdem ich das Buch ´GRM Brainfuck`von Sibylle Berg gelesen habe. Es ist ein sehr trauriges und schwarzhumoriges Buch gleichermaßen. Ich fand es dann witzig, den einzigen quasi deutschen Titel zum Namensgeber des Albums zu machen. Dass der Wodka Superstar noch eine jetzt ganz aktuelle besondere Bedeutung haben könnte, war seinerzeit nicht zu ahnen. Es hätte auch Whiskey, Ouzu oder Doppel-Wachholder sein können, denn Schnaps ist Schnaps. Doppel-Wachholder Superstar klang aber nicht gut.
Beschreiben Sie, wie sich das aktuelle Album von seinen Vorgängern unterscheidet. Oder doch ähnelt….
Schüller: Es ist das mit Abstand rockigste Album, hat sogar beeinflusst durch den Sound der Band „Die Nerven“ Post-Punk-Einflüsse. Krachige und ruhige Momente wechseln. Es war nominiert für den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Ein Juror nannte es ein ´facettenreiches Album`. Der Song ´Rose Garden`war auch monatelang in der Bestenliste der deutschen Liedermacher. Vom ersten Album ´Der Goldene Plan` an war es handgemachte Songwriter-Musik. Das ist es bis heute geblieben.
Sie beschreiben es als ein Album der Gegenpole, es ist melancholisch und ironisch. Auch ein Spiegelbild von Mathias Schüller?
Schüller: Die niederrheinische Melancholie zieht sich wie ein roter Faden durch mein künstlerisches Schaffen. Ich mag das Schöne genauso wie das Abseitige, das Einfache wie das Schwarzhumorige. Es gibt immer eine strahlende und eine dunkle Seite. Letztlich ist das auch immer eine Frage der Perspektive. Auch Mathias Schüller ist mal so und mal so. Die Hoffnung bleibt aber immer bestehen als Triebfeder.
Wie blicken Sie auf die beiden vergangenen (Corona-) Jahre zurück. Eher Fluch oder vielleicht doch Segen, weil man Zeit und Muße für neue Songs, neue Texte hatte?
Schüller: Die Frage hat die Antwort vorweg genommen. Für die Live-Situation war es das Grauen. Es war aber auch die Chance, sich neu und anders zu erfinden. Schön sind die Zeiten gerade nicht. Auch hier muss es immer Hoffnung geben.
HB Hövelmann ist seit vielen Jahren Handlungsreisender in Sachen Musik, während Sie ja eher in Wesel verwurzelt sind. Wie halten sie Kontakt, wann und wie regelmäßig haben Sie für die Tour geprobt?
Schüller: HB Hövelmann ist ein großartiger Gitarrist, in der Live-Aktion unschlagbar. Wir kennen uns seit Schulzeiten. Vieles geht da von alleine, der Rest muss geprobt werden. Der Kontakt ist immer da. Wir sind gute Freunde. Den Route 66-Roadtrip haben wir gemeinsam gemacht. Manchmal bin ich bei seinen Rock´n Roll Sachen auch der Schlagzeuger. Wir sind gerne unterwegs.
Wie unterscheidet sich das Publikum in Wesel von dem beispielsweise in Bremerhaven oder Hamburg? Gibt es da einen unterschiedlichen musikalischen Zugang?
Schüller: Das Publikum ist vielleicht gar nicht so sehr abhängig von der Stadt oder der Region. Es gibt überall musikbegeisterte Menschen und natürlich auch solche, die keinen Zugang haben. Im Laufe der Jahre haben wir uns einige Läden erspielt, wo wir wissen, dass es läuft. In Wetzlar war es wieder eine absolute Sahne-Show, sehr privat und intensiv. Natürlich probieren wir immer wieder neue Läden aus. Fast immer klappt es, manchmal nicht so richtig. That´s Rock´n Roll.
Wie schwer ist es heute für einen Singer- und Songwriter, seine passende musikalische Nische zu finden. Oder hat man die nach mehreren Alben längst gefunden?
Schüller: Ich suche nicht bewusst nach einer Nische. Ich bin so, wie ich bin und will auch gar nicht anders sein. Ich habe schon meinen eigenen Stil, der immer weiter verfeinert wird und nicht stehen bleibt. Es läuft auch nicht so schlecht. Es gibt in Deutschland einige Clubs, die uns gerne buchen, die Songs laufen im Radio, alles in einem überschaubaren, aber sehr feinen Rahmen.
Sie haben in Abständen von im Schnitt drei Jahren ein neues Album veröffentlicht. Dann müsste es im nächsten Jahr wieder so weit sein…
Schüller: Tatsächlich wird es im nächsten Jahr ein neues Album geben, ziemlich sicher bei einer neuen Plattenfirma. Das Album ist mit 12 neuen Songs komplett aufgenommen, abgemischt und gemastert. HB und ich wollten aber erst noch mal bis einschließlich Februar 2023 mit dem Wodka-Album touren. Das war im Jahr 2020 sehr gut angelaufen, aber dann kam Corona. Wir spielen live auch schon einige der noch unveröffentlichten Songs. Der Rest ist Spaß und Geduld.