Wesel/Hünxe/Hamminkeln. Wie Betreiber von Tankstellen und Restaurant-Besitzer die Erhöhung von CO₂- und Gastro-Steuer bewerten und was das für die Kunden bedeutet.

Das neue Jahr 2024 bringt zum Start einige Neuerungen mit sich. Um die Klimaziele für 2030 einzuhalten, in Deutschland den Ausstoß von Kohlendioxid um 55 Prozent zu reduzieren, müssen die Verbraucher mehr CO₂-Abgaben beim Tanken zahlen. 2024 steigt der Preis von 30 auf 45 Euro pro Tonne. Viele Weselerinnen und Weseler befürchteten einen starken Anstieg der Spritpreise und wollten ihre Autos vor Jahreswechsel noch volltanken.

Diesel und Super waren Silvester an einer Tankstelle ausverkauft

„Diesel und Super waren leer getankt“, berichtet Claudia Born von der Shell-Tankstelle an der Schermbecker Landstraße in Wesel. Allerdings war der Großteil der Kunden der Shell-Filiale kurz vor dem Jahreswechsel Niederländer, die nach Wesel gekommen waren, um Silvesterknaller zu kaufen. Aufgefüllt wurden die Tanks an dieser Tankstelle erst wieder am Dienstag.

Auch eine Angestellte der Orlen-Tankstelle an der Reeser Landstraße bestätigt den erhöhten Andrang an den Zapfsäulen im alten Jahr. Allerdings erklärt sie, dass die Weseler zum Jahreswechsel immer ihre Autos volltanken, „am besten am letzten Tag“. Von der Avia-Tankstelle in Mehrhoog wird auch von einem erhöhten Tankaufkommen Ende Dezember berichtet. Die Jahresprognose sieht weiterhin positiv aus. „Es waren nur vier Cent, das ist nicht relevant für die Leute, diese Veränderung reicht nicht, damit weniger getankt wird“, begründet Tankstellen-Inhaber Ulrich Schmidt.

„Wir sind eine so kleine Tankstelle, merken keinen Unterschied“, erklärt eine Mitarbeiterin der Tankstelle Gühnemann an der Drevenacker Straße in Wesel. Genau wie bei der Prognose von Avia, einer der größeren Tankstellenketten, ist die Erwartung auch bei ihr für das Jahr 2024 gut. „Die Autofahrer investieren weiterhin in ihre Autos“, glaubt eine Angestellte der Tankstelle. Bisher habe sie keinen großen Unterschied im Tankverhalten registriert. Als Begründung nennt sie den Jahresanfang und die Urlaubszeit.

Wegfall von Traditionsgaststätten befürchtet

Wie bei den Tankstellen haben auch Weseler Gastronomen mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer zu kämpfen. Die Steuer ist für den Verzehr im Lokal (wie vor Corona) wieder auf 19 Prozent angehoben worden.

Claudia Born ist Stationsleiterin der Shell-Tankstelle an der Schermbecker Landstraße.
Claudia Born ist Stationsleiterin der Shell-Tankstelle an der Schermbecker Landstraße. © FFS | (Archivfoto) Erwin Pottgiesser

Ullrich Langhoff, Betreiber des Weseler Lippeschlößchens und unter anderem auch Vorsitzender des Arbeitskreises Umwelt beim Dehoga-Bundesverband, prognostiziert ein Aussterben der Gastronomie. Vom Dehoga-Verband kommt die Prognose, dass sich in Deutschland 15.000 Lokale aus dem Gewerbe verabschieden müssen.

Birgit Hoffmann am Herd in ihrer Küche in Dingden.
Birgit Hoffmann am Herd in ihrer Küche in Dingden. © FUNKE Foto Services | Markus Weißenfels

Auch Birgit Hoffmann von der Gaststätte „Zuhause bei Hoffmann“ in Dingden ist betrübt und erklärt: „Durch den Wegfall von Traditionsgaststätten wird auch immer ein Stück Kultur und Geschichte wegfallen“. Ihr Restaurant sei dazu gezwungen, die Erhöhung an die Gäste weiterzugeben. „Essen zu gehen, wird zum Luxusgut“, ist die Prognose von Ullrich Langhoff.

Weiterhin sieht Birgit Hoffmann die Zukunft der Gastronomie in den großen Restaurant-Ketten und nicht in den kleinen, privat geführten Lokalen.